Braunschweiger Forschungspreis geht an Karsten Danzmann


Der Braunschweiger Forschungspreis geht an Karsten Danzmann. Foto: F. Vinken / Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut)
Der Braunschweiger Forschungspreis geht an Karsten Danzmann. Foto: F. Vinken / Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut)

Braunschweig. Der Pionier der Gravitationswellenforschung, Prof. Dr. Karsten Danzmann, erhält den Braunschweiger Forschungspreis 2018. Die Preisverleihung findet im Rahmen eines öffentlichen Festakts am Freitag, 28. September 2018, im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig statt. Dies teilte die Stadt Braunschweig am Mittwoch mit.


Mit dem Preis zeichnet die Stadt Braunschweig gemeinsam mit der ForschungRegion Braunschweig e.V. die herausragende Forschungsarbeit des 63-Jährigen aus: "Prof. Danzmann hat einen entscheidenden Beitrag beim Nachweis der Gravitationswellen sowie bei der Entwicklung der dazu benötigten Laser-Technologien geleistet", erläutert Oberbürgermeister Ulrich Markurth, der zugleich der Jury für den Braunschweiger Forschungspreis vorsitzt.

Der jüngst erstmalig gelungene experimentelle Nachweis von Gravitationswellen gehört zweifellos zu den größten Erfolgen der modernen Physik und ist die Gemeinschaftsleistung eines internationalen Wissenschaftlerteams. Die Beiträge von Karsten Danzmann und seinen Mitarbeitern am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) und an der Leibniz Universität in Hannover, wo die entscheidenden Signale auch zuerst registriert wurden, haben dabei eine maßgebliche Rolle gespielt. Der Preisträger ist Direktor an diesem Institut und Professor an der Leibniz Universität Hannover.

Danzmann hat mit seinem Team Schlüsseltechnologien entwickelt, die dazu beigetragen haben, Gravitationswellen von der Erde aus beobachten zu können. Damit wurde ein ganz neuer Zweig der Weltraumforschung begründet, die Gravitationswellenastronomie.

"Mit dem Braunschweiger Forschungspreis werden herausragende Forschungsleistungen ausgezeichnet, die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen und auch vernetzen", erklärt Oberbürgermeister Markurth. "Die Gravitationswellenastronomie öffnet ein vollkommen neues Beobachtungsfenster in das Weltall. Ein äußerst spannendes Forschungsfeld, das aber nur eines von vielen ist, denen sich unser diesjähriger Preisträger widmet."

"Ohne seine Leistungen wäre die erforderliche Genauigkeit an der zweiteiligen Anlage LIGO in den USA, mit der der Nachweis schließlich gelang, nicht zu erzielen gewesen", so Markurth weiter. "Daneben hat Professor Danzmann den erdgebundenen Gravitationswellendetektor GEO600 in der Nähe von Hannover konzipiert und aufgebaut, mit dem neue Nachweistechnologien erprobt werden. Besonders freut mich, dass dieser renommierte Wissenschaftler auch direkte Beziehungen nach Braunschweig hat. So ist er Sprecher des in der ersten Stufe erfolgreichen Clusterantrags Quantum Frontiers, mit dem die Technische Universität Braunschweig, die Leibniz Universität Hannover und die PTB im Rahmen der deutschen Exzellenzinitiative die Forschungslandschaft unserer Region neugestalten wollen."

Prof. Dr.-Ing. Joachim Block, Vorstandsvorsitzender der ForschungRegion Braunschweig e.V., ergänzt: "Insbesondere alle Physiker in unserer Region werden sich über diese Auszeichnung freuen. Die Physik steht auf dem Gebiet der Gravitationsforschung ja vor einer ihrer fundamentalsten Herausforderungen. Ohne ein tiefgreifendes Verständnis der Gravitation können wir die Entstehung des Universums nicht rekonstruieren, andererseits ist sie die bei weitem schwächste aller Grundkräfte, auch wenn einem das im Alltag selten so erscheint. Gravitationswellen sind deshalb so unglaublich schwierig nachzuweisen, aber mit Systemen wie LIGO oder dem zukünftigen satellitengestützten System LISA wird es hoffentlich immer besser gelingen".

Die Jury des Braunschweiger Forschungspreises wählte aus insgesamt vier nominierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Prof. Dr. Karsten Danzmann als Preisträger aus. Die Jurymitglieder sind Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien: Stephan Weil, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, Dr. Frank Welsch, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen PKW, Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, Vorsitzende des Beirates der AiCuris Antiinfective Cures GmbH, Dr. Norbert Lossau, Ressortleiter Wissenschaft der WELT sowie Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig. Der Jury sitzt der Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth vor.

Die feierliche Übergabe des Braunschweiger Forschungspreises findet am 28. September 2018 um 18 Uhr im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig statt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, an der Preisverleihung teilzunehmen. Die Anmeldung für die Teilnahme ist ab sofort möglich an kulturinstitut@braunschweig.de oder per Telefon unter: 0531 470 4801.

Zur Person: Prof. Dr. Karsten Danzmann


Karsten Danzmann ist 63 Jahre alt und Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik. Parallel dazu lehrt er seit 1993 als Professor an der Leibniz-Universität Hannover und leitet dort das Institut für Gravitationsphysik. Danzmann hat Physik an den technischen Universitäten Clausthal und Hannover studiert. Nach der Promotion an der Universität Hannover war er DFG-Gastwissenschaftler und später Assistenzprofessor an der Stanford University. Er erhielt u.a. den Edison Volta Preis der European Physical Society (2018), den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft (2017), die Stern-Gerlach Medaille und den Otto Hahn Preis (2017) sowie den Wissenschaftspreis Niedersachsen (2016).

Fakten zum Braunschweiger Forschungspreis


Der Braunschweiger Forschungspreis zeichnet international herausragende interdisziplinär erzielte Forschungsergebnisse in den Technik-, Lebens- oder Kulturwissenschaften aus. Ein Engagement für Transfer und Nutzung von Wissenschaft in Wirtschaft und Gesellschaft ist Voraussetzung für die Nominierung. Stifterin des Preisgeldes in Höhe von 30.000 Euro ist die Stadt Braunschweig. Träger des Preises sind die Stadt Braunschweig und der Verein ForschungRegion Braunschweig e.V. Der Braunschweiger Forschungspreis wurde im Herbst 2007 erstmalig vergeben. Weitere Informationen zu den Bewerbungsmodalitäten und der Findungskommission zum Braunschweiger Forschungspreis unter www.braunschweig.de/forschungspreis. Bisherige Preisträger: Prof. Dr. Martin Winter (2016), Prof. Dr. Ursula Staudinger (2014), Prof. Dr. Petra Schwille (2011), Dr. Bertrand Piccard und André Borschberg (2009), Prof. Dr. Sebastian Thrun (2007)


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