Braunschweiger geigt Chef auf Facebook die Meinung und kündigt

von Nick Wenkel


Zivilcourage wie sie nicht häufig in sozialen Medien zu finden ist: Matthias Hüttmann kündigte nach fremdenfeindlichen Aussagen seines Chefs öffentlich seinen Job. Foto: Facebook/Pixabay/Nick Wenkel
Zivilcourage wie sie nicht häufig in sozialen Medien zu finden ist: Matthias Hüttmann kündigte nach fremdenfeindlichen Aussagen seines Chefs öffentlich seinen Job. Foto: Facebook/Pixabay/Nick Wenkel

Braunschweig. Der Braunschweiger Matthias Hüttmann hat seinem Chef auf Facebook die Meinung gegeigt und seinen Job gekündigt. In einem Facebook-Kommentar sprach sich der Geschäftsführer eines Braunschweiger Textilunternehmens unter anderem gegen das Tragen von Kopftüchern in Deutschland aus.


Matthias Hüttmann nahm sich daraufhin ein Herz, kommentierte ebenfalls den Facebook-Postund verband diesen mit einer öffentlichen Kündigung an seinen Arbeitgeber. Dabei war es nicht der Facebook-Kommentar allein, der Hüttmann zu diesem Schritt bewog. So erinnerte er sich im Gespräch mit regionalHeute.de an einen Vorfall im Juni dieses Jahrs. Damals habe sein Chef, der laut Hüttmann überwiegend Frauen beschäftige, zu einer „Herrenparty" des Vorstands eingeladen - die weiblichen Mitarbeiterinnen des Unternehmens sollten damals lediglich als Kellnerinnen an der Feier teilnehmen dürfen. Ein für den Studentenveraltetes Frauenbild, welches er so nicht unterstütze und ihn zu dieser Zeit in Erstaunen versetzte. Damals habe er sich jedoch nicht getraut, seinen Unmut zu äußern. „Nach seinem Kommentar zu dem Artikel auf Facebook konnte ich nicht länger den Mund halten", erklärt Matthias Hüttmann gegenüber regionalHeute.de.

„Hier muss ich Zivilcourage zeigen"


 Screenshot: Facebook
Screenshot: Facebook Foto:



Ein gewagter Schritt. Hüttmann sah sich laut eigener Aussage jedoch in der Pflicht ein Zeichen zu setzen. „Ich sah die Möglichkeit, im Rahmen der Debatte um Fremdenfeindlichkeit, Geflüchtete etc., mehr zu tun als nur zu reden. Als ich seinen Kommentar gelesen habe, war mir klar: Hier muss ich Zivilcourage zeigen". Der Student bezieht dabei deutlich Stellung. Somöchte er nicht für einen „fremdenfeindlichen" Menschen arbeiten. Dies würde sich für ihn falsch anfühlen. Eine Reaktion desChefs habe es bislang noch nicht gegeben, erklärte Matthias Hüttmann gegenüber regionalHeute.de

Schockiert über öffentliche Äußerung


Zudem zeigte sich der Braunschweiger schockiert darüber, dass Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit so salonfähig geworden zu sein scheinen, dass sein Chef öffentlich seine „fragwürdige Meinung" äußert. Dazu habe er offenbar auch noch den Beitrag kommentiert, ohne diesen gelesen zu haben, mutmaßt Hüttmann. Denn die Frau, der er eine „Gute Reise“ wünscht, ist Sheila Nortley, eine britische Produzentin und Drehbuchautorin. „Seines Kommentars nach zu urteilen, hat er wohl angenommen, sie sei eine Geflüchtete, die aktuell in Deutschland wohne. Damit möchte ich natürlich nicht sagen, dass in diesem Fall sein Kommentar auch nur annähernd angemessen gewesen wäre", erörtertHüttmann gegenüber regionalHeute.de.

Wie geht es nun weiter?


Über seine Zukunft macht sich der Braunschweiger trotz Kündigungkeine großen Sorgen. Bei dem gekündigten Job handelte es sich um eine Studententätigkeit, von der er finanziell nicht abhängig sei. Für die Braunschweiger Textilfirma habe er laut eigener Aussageverschiedene Designarbeiten übernommen. Momentan schreibt der Studentan seiner Bachelorarbeit. Zeit für einen Minijob bleibe dabei ohnehin nicht. Wie es für ihn nach seinem Abschluss weitergehe, wisse er derzeit noch nicht.

Für seinen Chef, den er, abgesehen von dem Facebook-Kommentar, als „engagierten Menschen" beschreibt, der auch soziale Projekte fördere, hat Matthias Hüttmann die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Ich hoffe, dass in Zukunft seine Nächstenliebe auch über die Grenzen seines eigenen Kulturkreises hinausgeht."