Bonn. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnt vor drastischen Mehrbelastungen für Verbraucher durch die steigenden Gas-Preise. Familien müssten mit Erhöhungen von 2.000 bis 3.000 Euro im Jahr rechnen, sagte er dem Focus.
Die Kosten dürften zudem dauerhaft auf diesem Niveau bleiben. "Auch wenn wir in keine Gasnotlage kommen, bleibt das Gas teuer", so Müller. Sollte die Bundesregierung die dritte und höchste Stufe des Notfallplans Gas ausrufen, würde die Netzagentur zum sogenannten Bundeslastverteiler. Vom Hauptsitz in Bonn aus entscheidet der Behördenchef dann, wer wo noch Gas bekommt.
Keine Bevorzugung der Industrie
Einer Bevorzugung der Industrie erteilte Müller eine Absage: "Die Priorisierung der Verbraucher ist richtig." Als Folge der Abschaltungen von Unternehmen rechnet er mit einer Vielzahl von Klagen. "Die Unternehmen bekommen eine Entschädigung, aber natürlich werden damit Unternehmen nicht zufrieden sein", so der Behörden-Chef. Eine Rettung des Gaskonzerns Uniper durch den Staat hält er für richtig, eine Pleite des Unternehmens hätte "dramatische Folgen", so Müller. Dies hätte "Unternehmen wie Verbraucher getroffen, wir hätten über Kurzarbeit reden müssen und über Störungen in der Produktion".
"An Wettbewerbsfähigkeit des Landes denken"
Wie schon Habeck ruft auch Müller die Deutschen zum Energiesparen auf. "Wer nicht aus Solidarität oder im Sinne des Klimaschutzes Gas sparen will, sollte an die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes denken", sagte er. Denn das sei die nächste Debatte. Die deutschen Industriebetriebe spürten die hohen Preise schon jetzt und stünden in Konkurrenz zu Unternehmen aus Asien oder den USA, wo das Gas günstiger ist, so der Bundesnetzagentur-Chef.
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