Berlin. Die Bundeswehr verstärkt unter Hochdruck die Drohnenabwehr im Inland. Nach "Spiegel"-Informationen werden bereits Drohnenabwehrtrupps zum Schutz von Kasernen in Deutschland aufgebaut.
Parallel ist die Beschaffung von verschiedenen Drohnenabwehrsystemen in hoher Stückzahl geplant. In einer Weisung ordnete General Alexander Sollfrank, Chef des Operativen Führungskommandos, bereits im April für alle Teilstreitkräfte den Aufbau von "Schnellen Reaktionselementen" an. Die speziell geschulten Einheiten sollen innerhalb von 72 Stunden mit den verfügbaren Drohnenabwehrtechnologien deutschlandweit eingesetzt werden können.
Zunächst sollen "besonders gefährdete Liegenschaften, Aktivitäten und Sondervorhaben" geschützt werden, so die Weisung. In Bundeswehrkreisen werden als Beispiele Luftwaffenbasen und Ausbildungsprogramme für die ukrainische Armee genannt. Umzusetzen sei das "verzugslos", so die interne Order. Die Ausbildung für die Trupps ist angelaufen, die ersten Einheiten haben bereits Anfang Juni ihre Einsatzbereitschaft gemeldet.
Die Bundeswehr reagiert mit den Maßnahmen auf die zuletzt immer zahlreicher auftretenden Überflüge unbemannter Flugkörper über sensiblen Militärliegenschaften. So wurden Anfang März mehrere unautorisierte Drohnen im Luftraum über dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven gesichtet, dem größten Standort der Bundeswehr. Auch in der Nähe der Marinefliegergeschwader bei Nordholz wurde eine Drohne gesichtet. Sechs Überflüge wurden am dortigen Standort Schwesing registriert. Dort werden ukrainische Soldaten an Patriot-Flugabwehrsystemen ausgebildet.
Um die neuen Trupps mit den notwendigen Abwehrtechnologien auszustatten, will die Bundeswehr so schnell wie möglich Nachschub beschaffen. Laut einer internen Planungsvorlage sollen marktverfügbare Drohnenabwehrsysteme in hoher Stückzahl geordert werden. Darunter sind Netzwerferdrohnen des Start-ups Argus Interception. Diese fliegen potenziell feindliche Drohnen an und schießen ein Netz über sie, um sie dann abtransportieren und an einem sicheren Ort zu Boden bringen zu können. Der Unterlage zufolge sollen nun schnell zunächst 24 dieser Systeme angeschafft werden, bis 2027 sollen weitere 136 folgen.
Zudem soll der Bestand an schultergestützten Störsendern, mit denen die Verbindung zwischen Drohne und dem Bediener unterbrochen werden kann, deutlich erhöht werden. Bis 2026 sollen zu den bestehenden 367 Systemen vom Typ HP-47 weitere 175 hinzukommen. In noch höheren Stückzahlen sollen Feuerleitsysteme für Sturmgewehre zur kinetischen Drohnenbekämpfung im Nahbereich geordert werden. Von den sogenannten "Smash"-Systemen will die Bundeswehr bis 2029 laut den Papieren zusätzlich 2.288 Stück beschaffen. Parallel ist auch eine Aufstockung der Bestände des Flugabwehrsystems Skyranger geplant, von dem bisher 19 Stück beschafft werden sollten. In der Planungsunterlage ist nun bis 2029 die Beschaffung von 47 weiteren Modellen vorgesehen.
Bundeswehr rüstet Drohnenabwehr im Eiltempo auf
Die Bundeswehr verstärkt unter Hochdruck die Drohnenabwehr im Inland.
Anti-Drohnen-Rakete (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur