Berlin. Der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, drängt zur Eile bei der Gas- und Strompreisbremse für Unternehmen. Wenn die angekündigten Staatshilfen den Firmen noch helfen sollen, müssten sie schnell kommen, sagte Steilemann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
"Die Lage ist dramatisch. Vor allem im Mittelstand stehen viele Unternehmer mit dem Rücken zur Wand." Nahezu täglich berichteten Firmen dem Verband darüber, dass ihre Energieversorgung für das kommende Jahr noch nicht gesichert sei. "So etwas hat es in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Branche nicht gegeben."
Steilemann hat erst vor wenigen Wochen sein Amt als VCI-Präsident angetreten. Seit 2018 steht er an der Spitze des Kunststoffherstellers Covestro. Im Gespräch mit der FAS erläutert er, warum der geplante Start der Gaspreisbremse im Januar für manche Firmen zu spät sein könnte. "Für Unternehmen, die schon jetzt Schwierigkeiten haben, einen Folgevertrag für Gas oder Strom abzuschließen, muss eine geeignete Überbrückungslösung gefunden werden."
Nun gehe Schnelligkeit vor Perfektion bei der Ausgestaltung der Hilfsinstrumente, mahnt Steilemann. Sonst drohten "dauerhafte Schäden an unserer an sich gesunden Industriestruktur". Die Bundesregierung müsse die Preisbremse auch gegen Widerstände in der EU-Kommission durchsetzen. Schon seit einigen Monaten versorgen nach Auskunft des VCI-Präsidenten Anbieter aus China und Amerika den europäischen Markt mit Chemikalien, deren Produktion wegen der gestiegenen Energiepreise hierzulande nicht mehr rentabel sei.
Jetzt entscheide sich, ob diese Firmen ihre Kapazitäten ausweiten, um langfristig nach Europa zu exportieren. "Wenn sich herausstellt, dass der Spuk in ein oder zwei Jahren vorbei ist, dann werden Amerikaner und Chinesen von solchen Investitionen Abstand nehmen." Dafür müsse der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik zügig vorankommen, damit die Energiepreise wieder sinken. Steilemann warnt: "Sonst wird sich Deutschland deindustrialisieren."
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