„Circus Belly“: Aufregung um Menschenaffen in Braunschweig

Der derzeit auf dem Messegelände gastierende Zirkus kann den letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus sein Eigen nennen. Das brachte Tierschützer auf den Plan. Doch Affe Robby ist in Braunschweig gar nicht zu sehen.

von und Axel Otto


Circus Belly auf dem Messegelände.
Circus Belly auf dem Messegelände. | Foto: Axel Otto

Braunschweig. Ab dem heutigen Donnerstag gastiert der „Circus Belly“ auf dem Messegelände. Wie der Verein Stadttiere Braunschweig in einer Pressemitteilung kritisiert, werde in dem Zirkus mit dem Schimpansen Robby der letzte Menschenaffe in einem deutschen Zirkus zur Schau gestellt. Wie regionalHeute.de allerdings vor Ort erfuhr, ist der Schimpanse in Braunschweig gar nicht mit dabei. Trotzdem baten wir den Zirkus um eine Stellungnahme zur Problematik und befragten auch eine Vertreterin des NABU.


Wie der Verein Stadttiere berichtet, sei der Fall des Schimpansen Robby vor Gericht gelandet. Auch die weltbekannte Primatenforscherin Jane Goodall habe sich dafür eingesetzt, dass Robby in einer speziell dafür ausgestatteten Primatenstation wieder mit seinen Artgenossen leben lerne. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg habe jedoch entschieden, dass Robby im Zirkus bleibt. Obwohl es selbst festgestellt habe, dass Robbys Verhaltensspektrum verarmt und seine Verhaltensstörung als schwerwiegend einzustufen sei. Das Urteil sei deshalb in Fachkreisen ethisch und juristisch höchst umstritten, so Beate Gries, Vorsitzende des Vereins Stadttiere Braunschweig.

"Lieber tot als im Zirkus?"


Aron Köhler vom Circus Belly sieht dies natürlich anders. "Robby wurde in einem Zoo geboren und von seiner Mutter nicht angenommen. Unser Zirkus hat ihn mit drei Jahren aufgenommen. Jetzt ist er 50 Jahre alt und hatte ausschließlich Kontakt zu Menschen. Will man so ein Tier aus seiner gewohnten Umgebung reißen?", fragt der Zirkusvertreter. Zumal es ihm hier nicht schlecht gehe, was bislang jedes Veterinäramt bestätigt habe.

Dieses Tier nun in eine fremde Umgebung ohne seine Bezugsperson zu verfrachten hält Köhler für keine gute Idee. "Das Tier würde durchdrehen. Das müsste eigentlich jeder klar denkende Mensch nachvollziehen können." Das nur an Menschen gewöhnte Tier wieder mit anderen Affen zu vergesellschaften, hält Köhler für unrealistisch. Das Risiko, dass er von seinen Artgenossen gebissen und möglicherweise getotet würde, sei groß. "Lieber tot als lebendig im Zirkus" könne nicht die Maxime sein.

Auch ein Krokodil lebt bei Circus Belly.
Auch ein Krokodil lebt bei Circus Belly. Foto: Axel Otto


Menschen ersetzen Herde


Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde (bei Gifhorn), sieht die Sache differenziert. Grundsätzlich sei es natürlich nicht gut, wenn Affen im Zirkus gehalten würden. Dies sei zum Glück in Deutschland nicht mehr möglich. In anderen Ländern sei man leider noch nicht so weit. Den "Fall Robby" wolle sie nicht pauschal beurteilen, ohne die genauen Umstände zu kennen. Grundsätzlich seien Schimpansen soziale Wesen und benötigten den Kontakt zu Artgenossen. Wenn nun aber ein Tier unter Menschen aufgewachsen und so geprägt sei, könnten auch die Menschen diese Herde ersetzen. Das sei zwar grundsätzlich nicht gut, weil unnatürlich, aber da dieser Affe vermutlich nie etwas anderes erlebt hat, habe er dies wohl auch nie "hinterfragt". Die Frage, ob man den Affen aus dem Zirkus hole, müssten andere entscheiden. Wenn es in diesem Fall bereits ein Gerichtsurteil gegeben habe, sei auch ein Gutachten erstellt worden. Die Sache habe sich damit erledigt.

Robby weilt derzeit in seiner Winterresidenz in Celle und wird nicht in Braunschweig auftreten. Das bestätigt auch die Stadt Braunschweig auf Anfrage.


mehr News aus der Region