Region. Seit einigen Jahren gibt es bei der Polizeidirektion Braunschweig die Ermittlungsgruppe Cold Cases. Die Ermittler kümmern sich hierbei um Kriminalfälle, die bis heute unaufgeklärt blieben. Mehr als 50 Tötungsdelikte sind es, die nach und nach wieder auf den Tischen der Braunschweiger Ermittler landen. Ganz aktuell der Fall Ingrid B. regionalHeute.de geht auf diesen und einige andere, ungelöste Fälle der vergangenen 50 Jahre ein.
Um neue Ermittlungsmethoden an alten Fällen anwenden und neuen Spuren nachgehen zu können, hat sich im Sommer 2019 die Ermittlungsgruppe Cold Cases. Hier werden alte Akten noch einmal geöffnet, die mitunter vor vielen Jahren von den Strafverfolgungsbehörden geschlossen wurden.
In der Polizeidirektion Braunschweig existieren aktuell 55 ungeklärte Tötungsdelikte oder Langzeitvermisste mit dringendem Verdacht auf ein Tötungsdelikt. "Hierbei handelt es sich um Verfahren, die der Ermittlungsgruppe Cold Cases zur Bearbeitung vorgeschlagen wurden. Bis zur Übernahme der Fälle durch die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" bleibt die Bearbeitungsverantwortung bei den Fachkommissariaten", erklärt Ehlers.
Keine Spur vom Mörder
Die ältesten derzeit der Ermittlungsgruppe Cold Cases zugeordneten Fälle sind aus dem Jahr 1969, beide aus Braunschweig. Hierbei handelt es sich um zwei Frauen, die getötet wurden. Eine 22-Jährige wurde erstochen und eine 19-Jährige erdrosselt. Weiter geht Ehlers auf diese beiden Fälle nicht ein.
Heute arbeiten sechs Ermittler in der Cold-Cases-Gruppe, wie Polizeisprecher Thorsten Ehlers auf Nachfrage berichtet. Sie beschäftigen sich mit einigen alten Fällen. "Von den 55 Fällen wurden vereinzelte bereits an die Staatsanwaltschaft übergeben, fünf sind aktuell in Bearbeitung. Das Gros wird aber erst in weiterer Zukunft untersucht werden können", sagt er. Bei etwa zwei Drittel der Fälle seien nach heutigem Ermittlungsstand noch Ansätze ersichtlich, die eine erneute Bearbeitung rechtfertigen würden.
Der Fall Ingrid B.
Einer der Fälle, der aktuell von der Polizei wieder aufgenommen wurde, ist der Vermisstenfall Ingrid B. aus dem Jahr 1992. Drei Tage lang waren die Ermittler der örtlichen Polizei und des Bundeskriminalamtes erst kürzlich wieder im Einsatz. Gefunden hat man Ingrid B. nicht, die Ermittlungen drohen wieder eingestellt zu werden. Wird dieser Fall ein Cold Case bleiben?
Die 42-jährige Ingrid B. verschwand im Februar 1992. Nach einer Feier in ihrem Heimatort Gebhardshagen, die sie gegen Mitternacht verlassen haben soll, sei sie nachhause zurückgekehrt. Am nächsten Tag soll Ingrid B. dann das Haus verlassen haben und gilt seither als vermisst. Bis heute ist nicht klar, was mit der Frau passierte. Selbst die 1994 wieder aufgenommenen Ermittlungen, konnten nicht zum Auffinden der Frau führen. Durch die Staatsanwaltschaft Braunschweig und die Ermittlungsgruppe Cold Cases wurden die Ermittlungen im letzten Jahr dann noch einmal aufgenommen, da sich aufgrund neuer technischer Möglichkeiten neue Ansätze für die Ermittlungen ergeben hatten. Wie die Polizei nun nach diesen erneuten Ermittlungen erklärte, bestehe gegen den Mann ein Anfangsverdacht wegen Mordes. Dieser würde jedoch keine weiteren Maßnahmen, insbesondere keine Inhaftierung oder Anklageerhebung rechtfertigen. "Die Unschuld des Beschuldigten kann aufgrund der Durchsuchungsergebnisse allerdings auch nicht festgestellt werden", erklärte Staatsanwalt Hans-Christian Wolters nach den Durchsuchungen.
Der Fall Angelika Gaubatz
Ingrid B. ist nicht der einzige Fall, in dem bis heute ein Mensch verschwunden oder zum Mordopfer geworden ist. Etliche Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle geben der Polizei bis heute Rätsel auf. Mitunter reichen sie Jahrzehnte zurück. So wie im Fall von Angelika Gaubatz aus dem Jahr 1972. Die damals 16-Jährige kehrte am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Ihre Leiche wurde später in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Bis heute fehlt von ihrem Mörder jede Spur. Dabei hat es hier sogar DNA-Spuren gegeben, doch die wurden vor langer Zeit vernichtet. Heute würden sie wertvolle Hinweise liefern.
Der Fall Tom-Finn Knorz
Ein Fall bewegte vor fast genau sieben Jahren die Menschen über die Region hinaus. Der damals 17-jährigen Tom-Finn Knorz wurde in den Morgenstunden des 4. November 2014 leblos unter der sogenannten Graffitibrücke in der Braunschweiger Weststadt gefunden. Wenig später stirbt der Teenager im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Der Fall bleibt bis heute mysteriös. Der 17-Jährige muss laut Polizeiermittlungen von einem größeren Fahrzeug erfasst worden sein. Doch warum ließ man Tom-Finn verletzt auf der Straße zurück? Was für ein Fahrzeug war es genau und warum wurde Tom-Finn das T-Shirt ausgezogen? Die Polizei ging lange Zeit unzähligen Hinweisen und Zeugenaussagen nach. Doch bis heute weiß niemand genau, was in dieser Winternacht passierte.
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