Braunschweig. Derzeit wird viel berichtet über neue, möglicherweise deutlich ansteckendere Mutationen des Coronavirus aus Großbritannien, Südafrika oder Brasilien. Aktuell gibt es in Deutschland nachgewiesene Fälle unter anderem in Berlin und Hannover. Doch würden Infektionen mit dem mutierten Virus in unserer Region überhaupt entdeckt, wenn es sie gäbe? regionalHeute.de fragte nach.
Im Städtischen Klinikum Braunschweig ist man sich sicher: "Eine Verbreitung der englischen, südafrikanischen oder brasilianischen Coronamutante würde im Klinikum Braunschweig entdeckt werden!", erklärt Prof. Dr. Dr. Wilfried Bautsch, Chefarzt vom Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene. Technisch sei das Klinikum sogar in der Lage, Vollgenomsequenzierungen von Coronavirus-Isolaten durchzuführen, mit denen die Mutationen eindeutig nachweisbar seien. Allerdings seien die konkret erforderlichen Prozessabläufe noch nicht etabliert. Daher sei dies zeit- und kostenaufwändig. Zudem sei die aktuelle Personalbesetzung ebenfalls grenzwertig niedrig und die Refinanzierung höchstens kostendeckend. "Insofern verfolgen wir dieses Vorgehen nicht weiter, sondern werden entsprechende Isolate zur Genomsequenzierung an Referenzinstitute schicken", erklärt Wilfried Bautsch.
"Ein großer Teil der Neunachweise wird getestet"
Aktuell werde aber bereits ein großer Teil der SARS-CoV-2 Neunachweise auf das Vorhandensein der englischen, südafrikanischen und/oder brasilianischen SARS-CoV-2 Mutante mittels PCR getestet. Bislang seien alle diesbezüglichen Untersuchungen negativ ausgefallen. Sollten entsprechende Untersuchungen positiv ausfallen, müssten diese noch durch ein Referenzinstitut durch Ganzgenomsequenzierung bestätigt werden.
Eine Verbreitung der englischen, südafrikanischen oder brasilianischen Coronamutante würde im Klinikum Braunschweig entdeckt werden!
Prof. Dr. Dr. Wilfried Bautsch, Chefarzt vom Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene. Foto: Nick Neufeld
Doch was passiert, wenn ein konkreter Verdacht vorliegt, dass ein Patient mit einem mutierten Coronavirus infiziert ist? Dann müsste dies umgehend dem zuständigen Gesundheitsamt, dem Robert-Koch-Institut und dem Niedersächsischen Sozialministerium gemeldet werden, erklärt Professor Bautsch. Natürlich werde man versuchen, durch großzügige Quarantäneregelungen eine weitere Ausbreitung zu unterbinden. Das konkrete Vorgehen sei aber vom Einzelfall abhängig.
Routinemäßig alle Corona-Neuinfektionen auf ein mutiertes Virus überprüfen, hält der Chefarzt derzeit nicht für notwendig. "Sofern keine klinischen Anhaltspunkte für das Vorhandensein einer Mutante vorliegen wie zum Beispiel unerklärliche Ausbrüche, ist es sicherlich ausreichend, einen Teil der Nachweise regelmäßig - zum Beispiel wöchentlich - auf die wichtigsten Mutationen zu testen", so Bautsch. Das finde bereits statt.
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