Region. In der Krise ist vor der Krise - so könnte man es ausdrücken. Denn auch wenn die meisten Läden schließen, viele Arbeitende im Homeoffice sind und alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt werden, gehen Dinge kaputt. Das betrifft sowohl Fahrzeuge, als auch Dinge im Haushalt. So begründet auch die Landesregierung die Entscheidung, Baumärkte und Werkstätten weiterhin öffnen zu lassen. "Draußen im Grünen" sieht die Situation ganz unterschiedlich aus.
Viele, die vielleicht auch von der Arbeit freigestellt wurden, nutzen derzeit die Gelegenheit an ihrem Garten zu arbeiten. So verzeichnet beispielsweise Hornbach laut Unternehmenssprecher Florian Preuß einen starken Anstieg bei allem rund um den Garten. Auch Farben, Lacke und Lasuren seien sehr gefragt. Ob dies noch zur Notversorgung gehöre, beantwortet der Baumarkt-Sprecher so: "Ich denke, dass es in Deutschland auch viele Selbstversorger gibt. Wenn man denen die Chance nimmt, sich da selbst zu versorgen, das wäre ja auch kontraproduktiv." Im Kaufverhalten was Farben, Lacke und Lasuren angeht, sieht er einen sinnvollen Versuch der daheimgebliebenen, sich zu beschäftigen. "Streng genommen ist es ja im Sinne der politischen Entscheidungsträger, dass die halt wirklich zu Hause bleiben und einfach ein Projekt angehen, dass sie zu Hause geplant sind." Zu Bedenken sei außerdem, dass auch Handwerker - die ja weiter tätig bleiben - häufig spontane Besorgungen in den Baumärkten tätigen und nicht erst lange auf Bestellungen warten können.
Gas ist sehr gefragt
Auch das Hamstern finde in gewisser Weise im Baumarkt statt. "Sehr stark steigt zurzeit der Absatz von Brennstoffen. Vor allem Gas wird sehr stark gekauft, wir haben außerdem einen starken Anstieg in den Bereichen Tierfutter und Reinigungsmittel." auch Arbeitsschutzklamotten seien sehr gefragt - Stichwort Mundschutz.
Den Ansturm kontrollieren
Auch in den Baumärkten werde versucht, kontaktreduzierende Maßnahmen umzusetzen. Hornbach, Bauhaus und Toom behalten sich hierfür auch vor, die Anzahl der Kunden im Markt zu regulieren. Sind zu viele im Geschäft, muss der Rest draußen warten. Preuß berichtet, dass einige Märkte zur Kontrolle der Kundenströme bisweilen sehr kreative Methoden entwickelt hätten: "Zum Beispiel die, dass jeder Kunde einen Einkaufswagen mitnehmen muss und die Anzahl der Einkaufswagen auf dem Parkplatz auf 100 limitiert ist. Wer keinen Einkaufswagen bekommt, ist dann die Nummer 101. Das ist auch eine interessante Lösung." Man befinde sich insgesamt auf einem guten Weg. Toom und Hornbach haben beispielsweise in den meisten Märkten Markierungen auf dem Boden aufgebracht, um die Schlange im Kassenbereich aufzulockern. Wenn es ans bezahlen geht, empfehle man die Karte - kontaktlos, falls möglich.
Werkstätten bleiben geöffnet - Autohäuser im Zwiespalt
Von der Schließung ausgenommen sind neben den Baumärkten auch sämtliche KfZ-Werkstätten. Auch diese werden zum Grundbedarf gezählt, da nicht nur der Individualverkehr von ihnen abhängig ist, sondern auch die Fahrzeuge der Krankenhäuser, Pflegedienste und Feuerwehren. So erklärt es Stefan Piske, Autohaus-Geschäftsführer in Wolfenbüttel. "Die Werkstätten dürfen öffnen, sie müssen sogar", erklärt Piske. Der Neuwagenverkauf sei jedoch komplett eingestellt. Eine gespaltene Situation für viele Autohäuser. Man habe das Glück, ein etablierterer Betrieb zu sein und versuche nun, zum Wohle der Angestellten die Kurzarbeit zu umschiffen. "Damit die Mitarbeiter keine Einkommensverluste haben, das will ich im ersten Monat verhindern", erklärt Piske und fügt hinzu: "Wir reden ja jetzt erstmal von einem Monat. Und den werden wir jetzt mit Überstunden, Urlaubsabbau und vorgezogenem Urlaub abbauen. Wir arbeiten auf Sparflamme weiter und werden uns über diesen Monat hinwegretten können", so der Unternehmer. Angst habe er vor einem ersten Fall im eigenen Betrieb da er befürchte, dann komplett schließen zu müssen.
"Es wäre das Horrorszenario, den ersten Fall im Betrieb zu haben."
Die Werkstatt bleibe auf jeden Fall geöffnet. Alle Aufträge laufen normal weiter. Ob man im vollen Umfang weitermachen könne, hänge jedoch auch vom Kunden ab. Stefan Piske: "Bis jetzt gab es zwar wenig absagen, aber wir verzeichnen auch weniger Eingänge." Man müsse jetzt auf Sicht fahren. Sein Unternehmen werde sich jedenfalls für den "Fall der Fälle" vorbereiten.
Noch während des Gespräches mit dem Unternehmer sei im Kundenbereich eine weitere Schutzmaßnahme installiert worden. Ein "portables Waschbecken" hat am Eingang des Servicebereiches den Betrieb aufgenommen. Außerdem steht nun eine weitere Reihe von Tischen zwischen den Kunden und den Mitarbeitern, um die Kontaktmöglichkeiten zu minimieren. Neben diesen Maßnahmen empfiehlt der Unternehmer: "Abstand halten, Abstand halten, Abstand halten. Und lieber alles einmal mehr abwischen!"
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