Braunschweig/Neuerkerode. „Darf man lachen, wenn Menschen mit Beeinträchtigung lustig sind?“ Dieser Frage ging die Theatergruppe „Endlich“ aus Neuerkerode bei ihrer Premiere im LOT-Theater gemeinsam mit dem Publikum nach. Und die Antwort gab es unverzüglich: Man darf! Denn es wurde viel gelacht – sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. Die evangelische Stiftung Neuerkerode berichtet in einer Pressemitteilung.
Bei der Inszenierung des Stücks „Darf man lachen???“ zum Auftakt des inklusiven Theaterfestivals Wechselblick wurde deutlich: Humor verbindet Menschen. Das Schauspiel auf der Bühne war zugleich berührend, komisch als auch informativ. Selbst chemische Prozesse, die beim Lachen im Körper ausgelöst werden, erzählte das Ensemble im darstellenden Spiel keineswegs auf sachlicher Ebene, sondern immer mit viel Witz. Und auch die Interaktion zwischen Schauspielern und Publikum gelang ihnen. So wurde aus dem Publikum kurzerhand eine Art „Lach-Chor“, angeleitet von den Schauspielern. Auch hier zeigte sich das schauspielerische Können der Darsteller, denn das „Lachen auf Knopfdruck“, was den Schauspielern scheinbar mühelos gelang, war für das Publikum anfangs keine leichte Aufgabe. Einen der komischsten Momente erlebten die Zuschauer sicherlich, als die Schauspieler das Spiel umdrehten. Wer schaut eigentlich wem zu? Die Zuschauer den Schauspielern? Oder umgekehrt? „Wer ist anders, ihr oder wir?“, fragte Darsteller Holger Denecke.
Auch ernste Themen kamen zur Sprache
Doch trotz aller Komik im Stück wurden die Schauspieler auch gesellschaftskritisch in Bezug auf den Umgang mit Menschen mit einer Behinderung. Wo gelangt Humor an seine Grenzen? Schauspielerin Jelena Bernhofen kennt die Antwort: „Man darf gemeinsam lachen, sich aber nicht über andere lustig machen.“ Komik höre auf, wenn anderen Schaden zugefügt werde. Und wie sich das auf das Leben von Menschen mit Beeinträchtigung auswirkt, auch davon erzählt das Stück. Auf Jahrmärkten zur Schau gestellt, hinter hohen Zäunen gesellschaftlich ausgegrenzt oder in Käfigen gehalten – auf einer Leinwand dokumentieren Fotos und Bilder Szenen, wie Menschen mit Behinderung früher behandelt wurden. Untermauert von eigenen Berichten erzählen die Schauspieler von Situationen, in den sie ausgegrenzt wurden.
Für ihr Bühnenstück „Darf man lachen???“ ließen sich Ensemble und Regisseur Martin von Hoyningen Huene von der Fortbildungsreihe „Humor verbindet“ inspirieren, in dessen Rahmen die Evangelische Stiftung Neuerkerode in Kooperation mit der Stiftung "Humor hilft Heilen"von Dr. Eckart von Hirschhausen 3.000 Mitarbeitende im Sinne einer positiven Haltung im Alltag schult.
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