Immer wieder ist es zu hören: "Wir müssen das subjektive Sicherheitsgefühl ernst nehmen und wieder stärken!" Politiker fast aller Parteien haben dieses Ziel zu ihrem gemacht, doch was genau ist eigentlich ein subjektives Sicherheitsgefühl?
Subjektiv bedeutet laut Duden unter anderem "von persönlichen Gefühlen bestimmt". Und einem Sicherheitsgefühl stehen immer Ängste gegenüber. Also basiert ein subjektives Sicherheitsgefühl auf subjektiven Ängsten, also aufvon persönlichen Gefühlen bestimmten Ängsten.
Natürlich ist es jemandem, der Angst hat, egal, worauf diese Ängste beruhen. Sie sind da und sie sind selten rational. Es gibt ja Ängste vor allem möglichen, egal ob vor Fahrstühlen, vor Spinnen, vor Höhe oder auch vor Enten, Gummibärchen oder Leitern. Auch ich habe subjektive Ängste, zum Beispiel vor Schlangen. Und diese Angst ist so groß, dass ich sogar zurückschrecke, wenn ich eine Blindschleiche sehe. Und ja, ich weiß, dass eine Blindschleiche keine Schlange ist und mir nichts tut und ich keine Angst haben müsste. Genauso weiß wahrscheinlich jeder, der Angst vor Spinnen hat, dass es in Deutschland keine gefährlichen gibt, und über die Frage, ob die Ängste vor Gummibärchen oder Enten rational sind, brauchen wir wohl gar nicht erst zu sprechen. Doch das Wissen ändert nichts an der Tatsache, dass wir uns in diesem Augenblick ängstigen, also subjektive Ängste haben.
Der Umgang mit subjektiven Ängsten
Die Frage ist nun, wie mit diesen Ängsten umgehen. Muss es das Ziel sein, allen ein subjektives Sicherheitsgefühl zu geben? Also muss gegen all diese Ängste vorgegangen werden? Muss derjenige, der mit mir zusammen ist, wenn ich eine Blindschleiche sehe, mich zurückreißen? Nein, natürlich nicht, denn das würde mich in meiner Angst nur noch weiter bestärken.
Aber wie sieht das mit der subjektiven Angst aus, auf die sich die Politiker beziehen, wenn sie davon sprechen das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken? Genau, ich rede von der Angst vor Terroranschlägen bei öffentlichen Veranstaltungen. Und ja auch das ist eine subjektive Angst. Im Internet sind unendlich viele Vergleiche, die zeigen, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Diese Angst ist also auch nicht rational. Doch wie wird mit damit umgegangen? Lange ist es nicht her, dass beim Schoduvel in Braunschweig Polizisten mit Maschinengewehren unterwegs waren. Auch auf den Weihnachtsmärkten oder den Straßenfesten im vergangenen Sommer gehörten sie zum Straßenbild.
Ich gehe jetzt nicht darauf ein, dass dieses Bild bei anderen subjektive Ängste auslöst. Und auch die Frage, was die Polizisten in den Menschenmengen mit dem Maschinengewehr überhaupt machen wollen, will ich nur am Rand stellen. Viel mehr möchte ich auf den Punkt eingehen, was mit denjenigen geschieht, die die subjektive Angst vor Terroranschlägen haben. Fühlen die sich dadurch sicherer? Ich glaube nicht. Viel eher werden sie in ihrer Angst bestärkt. Es muss ja was dran sein, sonst würde die Polizei nicht so aufrüsten. Und schon haben alle genau das Gegenteil erreicht. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist nicht gestärkt sondern geschwächt worden.
Deshalb sollten wir uns allen unseren Ängsten stellen und nicht zulassen, dass sie unser Leben und unsere Gesellschaft beeinflussen. Schließlich wollen wir keine Angst vor dem Leben haben sondern es einfach nur genießen ;)
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