Frankfurt am Main. Der Dax ist am Donnerstagmorgen schwächer in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 16.870 Punkten berechnet, 0,2 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag.
Die deutlichsten Einbußen mussten die Aktien von Adidas hinnehmen. Der Sportartikelhersteller hatte verlautbaren lassen, dass sich aufgrund des Beschusses im Roten Meer Lieferungen um mehrere Wochen verzögern. Entgegen dem Trend im Plus waren unter anderem Siemens Healthineers. Der Konzern hatte am Morgen Konzernzahlen veröffentlicht, die bei den Anlegern offenbar gut ankamen.
"Der Rückschlag in Sachen Zeit und Tempo in den Zinssenkungserwartungen nach der Fed-Sitzung versetzt auch dem Deutschen Aktienindex einen Dämpfer", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Die geldpolitische Entscheidung in Washington müsse aber kein Show-Stopper für die Börsen sein. Das geldpolitische Fenster sei am Mittwoch geöffnet worden, "nur vielleicht nicht so sehr, wie das einige sich gewünscht hatten".
"Erst wird die Fed am Anfang Mai die Zinsen senken, gefolgt von der Europäischen Zentralbank einen Monat später." Das seien zumindest die Markterwartungen, nachdem der März als Termin durch Fed-Chef Jerome Powell aus dem Weg geräumt worden sei. "Die Leitzinsen wurden zwar schnell angehoben, sie werden aber aller Wahrscheinlichkeit nach nur langsam wieder gesenkt", so Stanzl.
Einige Anleger hätten den doch überraschend schnellen Rückgang der Inflation in Richtung Zwei-Prozent-Ziel als Signal für eine ebenso schnelle Anpassung der Geldpolitik interpretiert und müssten die Situation jetzt neu bewerten. Die US-Notenbank habe sich für eine konservative Geldpolitik entschieden. "Warum sollte sie auch in Hast geraten, wenn Einzelhandel und Wirtschaft brummen und der S&P 500 auf einem Allzeithoch notiert. Die Fed würde ein unnötiges Risiko eingehen, wenn sie die Zinsen senkt, bevor nicht feststeht, dass die Inflation sich auch wirklich beruhigt hat."
Die Konkretisierung des geldpolitischen Ausblicks der Fed sorge für Kursgewinne an Chinas Börsen. "Die Regierung in Peking wird durch anstehende Zinssenkung in den USA in die Lage versetzt, stärkere Maßnahmen zu unternehmen, ohne zu riskieren, die eigene Währung zu stark zu schwächen", sagte der Marktexperte. Ein chinesischer Politiker deutete bereits auf größere staatliche Investitionen hin. "Das könnte sich positiv auf die zuletzt stark unter Druck geratenen chinesischen Börsen auswirken."
Es sei normalerweise kaum möglich, dass eine Nachricht die Sitzung der US-Notenbank überschatte. Dieses Mal scheine es aber fast so zu sein. Die New York Community Bancorp habe sich am Mittwoch in der Spitze im Kurs fast halbiert. Sie werde Opfer ihres eigenen Erfolgs: "Weil sie so stark gewachsen ist, muss sie strengere Vorschriften für Rückstellungen für Kreditausfälle beachten, eigentlich ein normaler Prozess, da die Rückstellungen aber in Zusammenhang mit der im letzten Jahr Pleite gegangenen Signature Bank stehen, weckt das bei Anlegern ungute Erinnerungen." Ein systemisches Risiko lasse sich daraus nicht für andere Banken ablesen, aber hier gehe es am Ende wieder um Vertrauen. "Wenn Kunden und Anleger den Kursabsturz der NY Community Bancorp mit der Bankenkrise 2023 in Verbindung bringen, dann käme wieder der gleiche Stein ins Rollen, den man nur schwer aufhalten kann", sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmorgen schwächer. Ein Euro kostete 1,0783 US-Dollar (-0,29 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9274 Euro zu haben. Der Ölpreis sank unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 80,29 US-Dollar, das waren 26 Cent oder 0,3 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.
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