"Der Weg zurück zur wirtschaftlichen Normalität wird lang und steinig"

Trotz der eingetretenen Lockerungen sind die meisten Betriebe in der Region von geschäftlicher Normalität noch weit entfernt. IHK Braunschweig und IHK Lüneburg-Wolfsburg legen einen gemeinsamen Konjunkturbericht vor.

Die Konjunktur erholt sich nur langsam.
Die Konjunktur erholt sich nur langsam. | Foto: IHK

Region. Eine rasche Erholung vom Corona-bedingten Konjunkturabsturz ist für die Unternehmen im Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg nicht in Sicht. Trotz der eingetretenen Lockerungen sind die meisten Betriebe von geschäftlicher Normalität noch weit entfernt. Dies zeigt der gemeinsame Konjunkturbericht der IHK Braunschweig und der IHK Lüneburg-Wolfsburg für das zweite Quartal 2020. Das teilen die beiden Industrie- und Handelskammern in einer gemeinsamen Pressemitteilungen mit.


Demnach verzeichnete der IHK-Konjunkturklimaindikator zwar einen Anstieg um 26 Punkte auf einen aktuellen Wert von 69 – die durchaus merkliche Erhöhung ist aber in Relation zum vorangegangenen Sturzflug zu betrachten. So war der Indikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle geschäftliche Lage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, im Frühjahr abrupt um 63 Punkte auf ein historisches Rekordtief von 43 gefallen. Da die Frühjahrsumfrage zum Zeitpunkt des weitgehenden Lockdowns stattgefunden hatte, durfte nun im Quartalsvergleich von einer Erholung des Konjunkturklimaindikators ausgegangen werden.

46 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Situation als schlecht


Dass die Erholung nicht kräftiger ausgefallen ist, ist den weiterhin schwachen Beurteilungen der Betriebe zu ihrer geschäftlichen Lage geschuldet. Diese wird im aktuellen Sommer per Saldo nicht besser beurteilt als zu Zeiten des Frühjahrs-Lockdowns. Derzeit bezeichnen nur 13 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut. Während 41 Prozent sie immerhin noch als befriedigend ansehen, beurteilen 46 Prozent der Unternehmen ihre momentane Situation als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen verbleibt mit -33 also unverändert weit im Negativbereich.

Immerhin haben sich die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft wieder gebessert. Nach dem fast allumfassenden Pessimismus des Vorquartals sind es aktuell noch 45 Prozent der befragten Unternehmen, die binnen Jahresfrist mit teilweise erheblichen geschäftlichen Einbußen rechnen. 38 Prozent meinen immerhin, das Geschäftsniveau halten zu können. Und der Anteil der Betriebe, die an eine Aufhellung ihrer Geschäftstätigkeit glauben, ist mittlerweile auf 17 Prozent angewachsen. Zwar überwiegen die negativen Vorhersagen damit immer noch deutlich, der Blick nach vorn fällt aber nicht mehr so desolat aus wie noch vor drei Monaten.

Einigen Branchen fehlt immer noch eine absehbare Öffnungsperspektive


„Alles in allem machen die Umfrageergebnisse deutlich, welch tiefe Spuren die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung bei den Betrieben hinterlassen haben. Die regionale Wirtschaft kämpft nach wie vor in ihrer ganzen Breite mit den Folgen. Auch wenn ein Großteil der Betriebe wieder den Geschäftsbetrieb aufgenommen hat, sind die Rahmenbedingungen häufig ernüchternd. Nachfrageausfälle im In- und Ausland, Zurückstellung von Investitionen und Stornierung von Aufträgen prägen das Bild. Im Reisegewerbe, in der Gastronomie, im Handel und bei personenbezogenen Dienstleistern reichen die Umsätze für einen lohnenden Geschäftsbetrieb oft kaum aus. Hinzu kommen hohe Kosten für Hygienemaßnahmen. Und für einzelne Branchen wie die Messe- und Kongresswirtschaft oder Clubs und Diskotheken fehlt immer noch eine absehbare Öffnungsperspektive“, kommentiert Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig.

Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg, sagt: „Es ist nicht davon auszugehen, dass nach dem steilen Absturz eine schnelle Erholung folgt. Stattdessen dürfte der Weg zurück zur wirtschaftlichen Normalität lang und steinig werden. Bis dahin muss es gelten, den Unternehmen unseres Wirtschaftsraumes über die Krise hinwegzuhelfen, damit sie auch künftig noch zu Wertschöpfung, Arbeit und Wohlstand in der Region beitragen können. Die Hilfspakete von Bund und Land leisten dazu einen wichtigen Beitrag, denn sie schaffen vielen Betrieben dringend benötigte Liquidität. Umso wichtiger ist es, den Unternehmen diese Liquidität jetzt nicht durch verfrühte Rückzahlungsforderungen zu entziehen – hier sind schnelle Entscheidungen der Politik in Bund und Land gefragt.“