Berlin. Die Polizei in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Ermittlungen gegen organisierte kriminelle Gruppierungen geführt als in den Jahren zuvor. Das geht aus dem Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2021 hervor, welches am Mittwoch vom Bundesinnenministerium und dem BKA veröffentlicht wurde.
Die Anzahl der Ermittlungsverfahren stieg demnach 2021 um 17,2 Prozent auf 696 (Vorjahr: 594 Verfahren). Ein Grund für die Steigerung der Zahl der Ermittlungsverfahren dürfte in der Auswertung von Daten kryptierter Kommunikation liegen, die das Bundeskriminalamt seit Anfang 2020 durch internationale Partner zur Verfügung gestellt bekam und in der Folge gemeinsam mit den Bundesländern auswertete. Wie das aktuelle Bundeslagebild zeigt, lassen sich mehr als ein Viertel aller im Bereich Organisierter Kriminalität eingeleiteter Ermittlungsverfahren (187 Verfahren, 26,9 Prozent) auf sichergestellte Daten des mittlerweile abgeschalteten Kommunikationsdienstes Encro-Chat zurückführen. Im vergangenen Jahr wurde erstmals eine Schadenssumme von über zwei Milliarden Euro festgestellt.
Dies sei auf einzelne, besonders schadensträchtige Verfahren zurückzuführen, die für das Berichtsjahr 2021 erstmalig gemeldet wurden, so die Behörden. Die Anzahl der Tatverdächtigen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 14,9 Prozent auf 7.503 (Vorjahr: 6.529). Deutsche Tatverdächtige bildeten mit einem Anteil von 39,9 Prozent (2020: 38,9 Prozent) unverändert den Hauptanteil aller Verdächtigen. Die Täter organisierten sich mehrheitlich in Gruppierungen von bis zu zehn Personen.
Solche Kleingruppen machen mehr als zwei Drittel der Gruppierungen aus. Fast ein Drittel besteht aus Gruppierungen von bis zu 50 Personen. Größere Gruppierungen machen einen Anteil von 2,2 Prozent aus. Die größte in 2021 festgestellte Tätergruppierung umfasste 182 Personen.
Fast die Hälfte aller OK-Gruppierungen war 2021 im Bereich der Rauschgiftkriminalität aktiv (48,1 Prozent). Damit bleibt Rauschgifthandel und -schmuggel das Hauptbetätigungsfeld, gefolgt von Wirtschaftskriminalität (16,2 Prozent) und Eigentumskriminalität (9,1 Prozent). Nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes sind OK-Gruppierungen zunehmend bereit, mit zum Teil drastischen Mitteln Gewalt- oder Einschüchterungshandlungen vorzunehmen. Die von der Polizei registrierten Straftaten reichen dabei von Erpressungs- und Raubdelikten bis hin zu Körperverletzungs- und versuchten sowie vollendeten Tötungsdelikten.
Damit steige auch die Gefahr von bewaffneten Auseinandersetzungen weiter, die teils im öffentlichen Raum ausgetragen werden, so die Behörden.
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