Region. Weltweit würden Menschen derzeit ungefragt Päckchen mit Pflanzensamen erhalten, die sie nicht bestellt haben. Der konkrete Absender sei laut einer Pressemitteilung des Julius Kühn-Institutes, des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen, unbekannt. Die Spur führe jedoch nach Asien. Das Institut warnt eindringlich davor, diese Samen einzupflanzen, es könnten sogar gefährliche Pilze, Bakterien oder Viren darin lauern.
Die Welle der mysteriösen Saatgutsendungen schwappt von der USA auf Europa über. Eine Abfrage des Julius Kühn-Instituts in den für Pflanzengesundheit zuständigen Behörden der Bundesländer habe ergeben, dass auch aufmerksame Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bereits solche Päckchen erhalten haben. Die Dunkelziffer dürfte nach Meinung des Institutes jedoch höher sein, denn nicht jeder schalte die Behörden ein.
Es werde vermutet, dass es sich bei den genannten Fällen um eine Betrugsmasche handelt, durch die Verkäufer die Anzahl ihrer Verkäufe, gekoppelt mit falschen Kundenbewertungen, erhöhen. Aufgrund der Umstände sei es wahrscheinlich, dass die Anforderungen an die Pflanzengesundheit nicht beachtet wurden. Zumal auch nicht angegeben werde, um welche Pflanze es sich überhaupt handelt. So könnten darunter nichtheimische invasive Pflanzenarten und Unkräuter sein. Auch wenn dies nicht der Fall sei, so können sich am und im Saatgut Krankheitserreger befinden, wie Pilze, Bakterien oder Viren, die in Europa als Quarantäneschadorganismen eingestuft sind und deren Einschleppung unbedingt verhindert werden soll.
Gefahr für die heimische Flora
Was vielleicht als Werbeaktion von Online-Händlern gedacht sei, könne für unsere heimischen Gärten, Parks, Wälder und Felder zur Gefahr werden. Aus diesen Gründen sollten die Samen nicht ausgesät und möglichst im Hausmüll werden, also nicht über den Kompost oder die Biotonne. Bei Fragen rät das Institut, sich an den jeweils zuständigen Pflanzenschutzdienst zu wenden.
„Es scheint fast eine Ironie des Schicksals zu sein, dass gerade im Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit 2020 solch mysteriöse Saatgutsendungen von sich reden machen“, sagt Katrin Kaminski vom Julius Kühn-Institut (JKI). Das Bundesforschungsinstitut ist gemeinsam mit den Länderbehörden und den Schwester-Organisationen in der EU darum bemüht, über die potenziellen Gefahren aufzuklären, die von pflanzlichen Warensendungen ausgehen können. So wird in Kurzfilmen gebeten, beim Internetkauf von Pflanzen auf ein Pflanzengesundheitszeugnis zu achten. Reisende werden dafür sensibilisiert, aus Nicht-EU-Staaten keine Früchte, Pflanzen und Saatgut mit zurückzubringen.