In Rennau gibt es die KochSchmiede. Die ist mehr als ein Restaurant. Hier wird gutes Essen gelebt.
Es ist eine der vielen zauberhaften Szenen aus dem Film »Brot und Tulpen«. Ein Blumenladen, ein kauziger Blumenhändler und eine Kundin, die einen Strauß Lilien für eine Hochzeit kaufen möchte. Der Blumenhändler, ein liebenswerter mediterraner Anarchist mit Sinn für Traditionen, überfährt die Kundin. Was sie sich einbilde. Lilien seien die Könige der Blumen. Sie könne alles andere nehmen, nicht aber das. Dieser Blumenladen ist Ort für philosophische Gespräche und für musikalische Darbietungen. Korki Nimz, mit dem Florian Fuhrmann und ich mich in der Alten Schmiede treffen, ist zwar als Koch dickköpfig, wie er lächelnd einräumt. Jedoch freundlicher als der venezianische Florist. Die KochSchmiede ist auch so ein besonderer Ort. Kein Restaurant oder nicht nur. Kein Feinkostgeschäft. Oder nicht nur. Keine Kochschule. Oder nicht nur. Kein Bäcker. Oder nicht nur. Keine Herberge. Oder nicht nur. Von allem etwas. »Ich wollte einen Ort haben mit vielen Zugängen für die Menschen, durch die Menschen zu mir finden können«, erklärt Korki Nimz. Das Symbol des Projekts verweist auf Königliches, eine stilisierte Lilie.
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Ein Ort zum Wohlfühlen
Die KochSchmiede muss so etwas wie eine kulinarisch, gastronomische Selbstverwirklichung sein. Das wird recht schnell deutlich, wenn man dem sympathischen Koch zuhört, der seine Geschichte in einem ruhigen Ton erzählt. Die Sonne scheint durch die hohe Fensterfront in einen gemütlichen Gastraum. Ländliche Decken mit floralen Mustern auf den Tischen in tiefem Rot. Ein offener Grill aus roten Ziegeln. Nach unten in den Keller führt eine schmale Treppe zu einem Delikatessen-Shop. Eine Tafel kündigt an, was es zu essen gibt. Mit der kleinen Bar, in der unzählige Flaschen einladend stehen, bleiben keine Wünsche offen. Hier ist man willkommen. Was jetzt so harmonisch wirkt, wurde mit viel Mühe und Liebe zum Detail gestaltet. Von März bis Dezember 2009 wurde aus der alten Scheune in Rennau dieses schmucke Restaurant.
Die Vorbilder
Das hat zwei Vorbilder. Korki Nimz erzählt, wie er vor langer Zeit bei einem seiner unzähligen Urlaube in den Süden Frankreichs einen verwunschenen Ort entdeckt habe. Die Geschichte fing hinter Paris an. Von dort führte der Weg ihn und seine Freunde in Richtung Süden, nach Bordeaux. Der Hunger plagte die Reisegesellschaft. Und irgendwann sei der Entschluss reif gewesen: »Bei der nächsten Gelegenheit kehren wir ein.« Ohne Hunger wäre man vielleicht vorbei gefahren, am Inbegriff eines Restaurants. »An der Tür hing ein altes Emailleschild an einer Kette, die auf der einen Seite schon kaputt war«, erinnert sich Korki Nimz. Ein kleiner Gastraum. Ein schmales Essensangebot. Vorspeisenteller. Als Hauptgang Fleisch oder Fisch. Und als Dessert ein Flan und eingemachte Früchte. »Zum Nachtisch wurden wir nach draußen gebeten. Ich sehe noch die Steingutgefäße vor mir, in dem das Dessert war«, schwärmt Nimz. Das ganze Essen sei einfach gewesen, aber in jedem Detail gelungen.
Das Einfache ist das Gute
Oder vielmehr: Es war außergewöhnlich, weil es einfach war. »Ich liebe diese Küche ohne viel Schnickschnack. Ein guter, ehrlicher Wein. Und kein klingender Name«, ergänzt er. Und das sei auch seine Philosophie beim Kochen geworden, das er von der Pike auf gelernt habe. Nach den üblichen Wanderjahren ging Korki Nimz schnell Selbstständigkeit über. Stets war das Französische der Ausgangs- und Endpunkt seiner Kochkunst. Als Gastronom und Unternehmer habe er alle Höhen und Tiefen mitgenommen. Zum Schluss, bis 2008, habe er versucht ein Franchise-Unternehmen aufzubauen und musste im hart umkämpften Markt eine ebenso harte Landung erfahren. Für Korki Nimz war Aufgeben aber keine Option. »Ich wollte von Anfang an Koch werden und habe es nie bereut, den Beruf erlernt zu haben«, erklärt er. Und deshalb hat er mit der Koch-Schmiede seinen Lebenstraum verwirklicht.
Breites Angebot
Das unbekannte kleine französische Gasthaus. Und die alte Bäckerei bei seinen Großeltern mit ihren roten Ziegeln. Sie standen Pate für dieses Projekt. Das läuft nun seit 2009 immer erfolgreicher. Nur durch eine schicke Internetseite, Mundzumund-Propaganda. Durch ein vielfältiges Angebot und gutes Essen. Korki Nimz hat tatsächlich so viele Eingänge für sein kleines Lokal geschaffen, dass man früher oder später darauf kommen muss. Da ist die Kochschule, die er betreut. Außerdem bietet er ein Catering-Angebot an. Bei einem Restaurantbesuch gibt es stets frisches Brot aus und samstags, zu dem Frühstücksangebot, überdies selbst gebackene Brötchen.
Mehr als ein Restaurant
Im Restaurantbetrieb kann sich der Koch austoben. Es gibt Themenabende mit besonderen Angeboten, eine kleine Karte. Die Leckereien werden immer auch eingekocht und stehen später als Delikatesse zum Mitnehmen zur Verfügung. Man kann in die KochSchmiede nicht einfach reinschneien, sondern sollte den Besuch planen. Denn die KochSchmiede ist eben nicht nur Restaurant. Die verschiedenen Angebote wie Kochkurse, Rent a Cook, Veranstaltungen/ Catering müssen erst mal unter einen Hut gebracht werden. Dafür steht in Internet ein Online-Reservierungssystem zur Verfügung. Darauf sollte man sich aber auf jeden Fall einmal einlassen. Im Helmstedter Raum, dort, wo man es vielleicht nicht unbedingt erwarten würde, wird im Zeichen der Lilie gekocht. Und wem es so gut gefällt, dass er abends nicht mehr nach Hause fahren möchte, für den hat Korki Nimz auch Gästezimmer. Die KochSchmiede Hauptstraße 28, 38368 Rennau Telefon:05356 918399