Die Rösterei Treccino lädt zum Kurzurlaub

von Andreas Molau





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Beim Treccino gibt's frisch gerösteten Kaffee und vieles mehr.[/image] Seit einigen Wochen hat die Kaffeerösterei Treccino am Alten Tore in Wolfenbüttel ihren Betrieb eröffnet. Frischer Kaffee Made in Wolfenbüttel ist jetzt kein Traum mehr. Was gibt es für ein besseres Wetter, um meine Piaggio aus dem Schuppen zu holen. Der Himmel leuchtet blau. Die Sonne wärmt. Bei dem gemessenen Tempo des 50er Motors benötigt man noch nicht einmal eine warme Jacke. Und das Ende April. Schließlich das Ziel. Das Treccino in  Wolfenbüttel. Eine Kaffeerösterei in der gelegentlich etwas verschlafenen Lessingstadt. Schön ausgebaut in warmen Rot. Ein paar Tische drinnen und draußen. Im Urlaub würde ich hier jeden Tag Espresso trinken. Im Alltag muss man sich den Anlass schon freischneiden. Diesmal habe ich in der Mission Kulinarisch38 sogar einen ganz »seriösen« Grund für mein Kommen. Dass es so etwas wie eine echte und richtige Kaffeerösterei in der Region gibt, darüber muss man einfach berichten. Monika und Andreas Steinig sind in der Rösterei beschäftigt. Sie hinter dem hohen Tresen, aus dem verlockend Kaffee- und Schokoladenspezialitäten zur Versuchung aufrufen. Er an diesem großen roten Kaffeeröster, der wie eine Mischung aus überdimensionierter Kaffeemühle und Backofen aussieht. Dass Andreas Steinig, der seiner Frau gelegentlich im neu eröffneten Geschäft zur Hand geht, aus der Computerbranche stammt, ahnt man nicht einmal, während er wie ganz selbstverständlich von Röstkurven, Säureumwandlung und Verträglichkeit des schwarzen Tranks berichtet. Wir haben es uns zum Gespräch in einer Ecke des Cafés gemütlich gemacht. Die kleinen Tische sind liebevoll dekoriert, an den Wänden hängt eine Kaffeesortenkarte. Ein Teelicht auf dem Tisch flackert.

Kaffee ohne Milch und Zucker

Inzwischen kommt auch Monika Steinig in Begleitung von drei Stempelkannen und eben so vielen Uhren. Als die nach vier Minuten dezent klingeln, sind wir schon längst im Gespräch. »Freunde haben uns geraten, den kleinen Lautsprecher mit etwas Tesa abzukleben«, lacht Monika Steinig. Wenn die Tische voll besetzt sind, sei das sonst eine einzige Pieperei. Das Kaffeekochen ist hier, wie alle schönen Dinge, eine ernste und heitere Sache zugleich. Das wird nicht erst mit der genauen Vierminutentaktung deutlich. Als ich vergeblich nach Milch und Zucker suche, lächeln die beiden einmütig und raten: »Probieren Sie die Kaffeesorten erst einmal ohne Beigabe. Sie werden sehen, wie viele Geschmacksnuancen da herauskommen«. Dieser Nuancenreichtum ist es, was die beiden so fasziniert. »Aus einem Naturprodukt durch das Rösten so viele Geschmacksnuancen herauszubekommen und diesen Prozess durch die eigene Hand so zu beeinflussen, das begeistert mich richtig«, schwärmt Andreas Steinig. Die Zahlen beeindrucken: Bei einer Industrieröstung würden die Bohnen bis zu 600 Grad erhitzt, um eine Röstzeit im Bereich von 3 ½ Minuten zu erzeugen. Zeit ist Geld. Das gilt nicht zuletzt für das große Geschäft mit dem Kaffee. Statt auf Massenproduktion setzen die Steinigs vor allem auf biologisch produzierte und fair gehandelte Ware und vor allem auf Zeit. »Qualität braucht Zeit«, erklären die beiden. Und mit der schonenden Röstung – zwischen 15 und 20 Minuten – werde der Kaffee auch bekömmlicher.

Das Abenteuer Selbstständigkeit

Man fixiere sich aber nicht auf das Biosiegel, erzählt Monika Steinig: »Neulich wollte ich zum Beispiel eine Bohne aus Ruanda haben und wir haben vom Großhändler eine ganz tolle aromatische Sorte bekommen«. Es gibt immer mehr kleine Röstereien in Deutschland. Und für die ist es wichtig die Herkunft ihrer Kaffees zu kennen. Man könne ganz genau sehen, wo die Ware herkäme und unter welchen Bedingungen produziert würde. Der Weg vom medizinischen Bereich, indem Monika Steinig 30 Jahre gearbeitet hatte, bis heute zur eigenen Rösterei war weit. 2008 machte sie sich mit dem legendären roten Piaggio-Dreirad und einer kleinen mobilen Kaffeebar selbstständig. Wer auf dem Markt kam, genoss in Wolfenbüttel gern ihre Kaffeespezialitäten. Sie schulte sich am Thema. Als das Ladengeschäft Am Alten Tore 1 a zur Vermietung stand, da beschlossen Monika und Andreas Steinig, ihren Laden aufzumachen. Nun sind sie seit einigen Wochen bereits auf dem Markt: Als Fachgeschäft, als Café und als veredelnder Betrieb. Viel Ruhe blieb da für die beiden nicht. Monika Steinig in der ersten Zeit im Dauereinsatz, nun mit kompetenter Hilfe. Andreas Steinig in seiner Freizeit als Kaffeeröster. Kuchen und Gebäck bekommen sie von einem bekannten Betrieb: Die Bäckerei Garbe, die auch den Brötchenblitz mit Backwaren versorgt, liefert nun auch nach Wolfenbüttel ihre Spezialitäten. Nach dem Gespräch und einigen Tassen Kaffee, bei denen ich Milch und Zucker nicht vermisst habe (aber bekommen hätte), schwinge ich mich auf meinen Roller. Mit dem festen Vorsatz, dass man Urlaubsgewohnheiten auch im Alltag besser integrieren müsste. Ein regelmäßiger Espresso gehört dazu. Treccino Rösterei & Caffèbar Inhaberin Monika Steinig Am Alten Tore 1a 38300 Wolfenbüttel