Die Safttankstelle vom Obsthof Rieß

von Andreas Molau




Safttankstelle klingt jetzt nicht wirklich elegant. Aber der Inhalt vom Obsthof Rieß ist lecker und eine regionale Alternative zum Industrie-Food.


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Das Wort Speisekammer ist so ziemlich aus der Mode gekommen. Meine Oma hatte eine. So, wie es sich gehört, im Norden gelegen, gut belüftet. Und im Sommer kühl. Als Kind zu Besuch war das der Ort, wo man heimlich hereinschlüpfte. Um Neujahr stand da ein großer Steintopf mit Heringssalat, dem mit dem Dessertlöffel zu Leibe gerückt wurde. Nicht, ohne am Ende natürlich etwaige Unebenheiten an der Oberfläche zu glätten. Angesichts komfortabler Kühlschränke, sind Speisekammern nicht mehr nötig. Und auch der meiner Oma musste Umbaumaßnahmen weichen, als wir nach ihren Tod dort einzogen. Wenigstens zum Teil. Jetzt hauptsächlich Abstellraum, verirrt sich aber doch dann und wann etwas Essbares rein. Um diese Zeit noch Soleier oder die köstlichen sizilianischen Orangen. Und neuerdings eine »Safttankstelle«. ANZEIGE

Äpfel im Schlauch

Die schleppte ich neulich durch die Stadt, nachdem ein freundlicher Verkäufer vom Obsthof Rieß mir auf dem Kohlmarkt zuvor geduldig die Besonderheiten der Apfelsorten erklärte und zum Schluss auf den Kanister hinwies. Der Kanister Apfel-Sanddornsaft müsse zwar nicht kühl gelagert werden. Aber gerade jetzt ist die alte Speisekammer genau richtig. Der Saft bleibt kühl und schmeckt dadurch noch frischer. Apfel und Sanddorn passen bestens. Und am Ende ist die Safttankstelle auch noch ein Beitrag zur Müllvermeidung. Denn außer der Pappbox ist der schmackhafte Saft in einer Art Plastiksack abgefüllt und bleibt dort sechs Wochen frisch, weil sich beim Zapfen innen ein Vakuum bildet. Genial einfach und effektiv. Naturtrüb und regional und vor allem wirklich lecker ist er, dieser Saft. Eine gute Idee für die Direktvermarktung eigener Produkte und sehr zu empfehlen. Nicht nur, wenn man eine Speisekammer sein eigen nennt.