Region. Alle Dinge haben ein Ende. Nach über 140 Jahren nun auch die Telefonzelle. Der Bedarf an öffentlichen Telefonen sei seit Jahren stark rückläufig. Eine Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone besteht seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 auch nicht mehr. Der Gesetzgeber habe erkannt, dass aufgrund der geringen Nutzung die öffentlichen Telefone nicht mehr zur Grundversorgung der Bevölkerung beitragen. So teilte die Telekom auf Anfrage von regionalHeute.de mit. Nun sollen die öffentlichen Fernsprecher verschwinden. Ein erster Schritt ist die Deaktivierung der Münzzahlung.
Bereits seit Jahren werden Telefonstellen einvernehmlich mit den Kommunen und Gemeinden zurückgebaut. Mehr als 90 Prozent der ehemals über 160.000 öffentlichen Telefone wurden in den letzten Jahren bereits entfernt, weil sie niemand mehr genutzt hat - so die Telekom. Verblieben sind noch rund 12.000 öffentliche Telefone als Steele, die nun ebenfalls abgeschaltet werden.
Bis Mitte November 2022 soll zunächst die Münzzahlung bundesweit deaktiviert werden. Bis zum ersten Quartal 2023 (voraussichtlich Ende Januar) werde dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Service eingestellt. Der Abbau der Telefonstellen erfolgt dann im Anschluss und wird voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein. Die Geräte sollen im weiteren Verlauf dann fachgerecht entsorgt und recycelt werden.
Nachnutzung geplant?
Nicht alle Standorte sollen aber komplett verschwinden. Wie die Telekom mitteilte, wird es an rund 3.000 Standorten eine Nachnutzung geben. Hier sollen sogenannte „Small Cells“, also kleine Antennen für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks, ohne öffentliche Telefonfunktion genutzt werden.
Wann erfolgt der Rückbau?
Genaue Aussagen zur Reihenfolge des Abbaus seien aufgrund des hohen Koordinierungsaufwands nicht möglich. Die betroffenen Kommunen würden jedoch rund vier Wochen vor dem physischen Rückbau der öffentlichen Telefone entsprechend informiert.
Auf Anfrage von regionalHeute.de konnten die Städte in der Region allerdings keine Angaben zu Anzahl oder Standort verbliebener Telefonzellen machen. Spätestens seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes sehen sich die Verwaltungen hier nicht mehr in der Verantwortung - zuvor musste die Telekom Änderungen bei der Versorgung mit den Kommunen abstimmen.
Aktualisierung: Nach Veröffentlichung des Artikels hat sich noch die Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG) zu Wort gemeldet. Diese konnte mitteilen, dass es im Wolfsburger Stadtgebiet aktuell noch 22 Telefonzellen und -stelen gibt. Diese sollen natürlich ebenfalls zurückgebaut werden.
Leichte Entscheidung für die Telekom
Die Gründe für den Abbau der öffentlichen Telefone seien vielschichtig, so teilt das Telekommunikationsunternehmen mit. Mit dem Mobilfunk hätte jeder seine „persönliche Telefonzelle“ dabei. Die Nutzung der öffentlichen Telefonie gehe somit gegen Null. Der Hauptgrund für die Einstellung des Services sei daher die Unwirtschaftlichkeit. So gebe es rund 3.800 Standorte, an denen im vergangenen Jahr kein einziges Gespräch geführt worden sei. Im Schnitt mache ein öffentliches Telefon bei der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz pro Monat. Das stehe in keinem Verhältnis zu den Unterhaltskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches übersteigen (Betriebskosten, Standmiete und Reinigung sowie auch immer wieder die Kosten für die Beseitigung von Schäden, beispielsweise durch Vandalismus und Diebstahl.).
Darüber hinaus gestalte sich die Beschaffung von Ersatzteilen immer schwieriger. Neuere Entwicklung bei externen Zulieferern erschwerten zunehmend die Instandhaltung. Ersatzteile für öffentliche Telefone würden kaum noch produziert und seien teilweise gar nicht mehr erhältlich.
Zudem würden die geplanten Rückbaumaßnahmen erheblich Energie einsparen. Im Schnitt brauche ein öffentliches Telefon zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr - je nach Ausstattung. Mit der Abschaltung der ungenutzten Technik ließen sich so zwischen sechs und 15 Millionen Kilowattstunden jährlich einsparen. Das entspräche dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen.
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