Digitales „Netzwerk Sucht“ will frühzeitig helfen


 Dr. med Jürgen Seifert (Ärztlicher Direktor der Lukas-Werk Gesundheitsdienste), Petra Sarstedt-Hülsmann (Geschäftsführerin Lukas-Werk Gesundheitsdienste), Dr. Christine Arbogast (Sozialdezernentin der Stadt Braunschweig), Angelika Kahl (Einrichtungsleitung Lukas-Werk Fachambulanz und Tagesklinik Braunschweig), Kelly Kollmorgen (Projektleiterin Netzwerk Sucht/Lukas-Werk), Jana Hackmann (Case-Managerin Netzwerk Sucht/Lukas-Werk) (v. li.). Foto: Evangelische Stiftung Neuerkerode
Dr. med Jürgen Seifert (Ärztlicher Direktor der Lukas-Werk Gesundheitsdienste), Petra Sarstedt-Hülsmann (Geschäftsführerin Lukas-Werk Gesundheitsdienste), Dr. Christine Arbogast (Sozialdezernentin der Stadt Braunschweig), Angelika Kahl (Einrichtungsleitung Lukas-Werk Fachambulanz und Tagesklinik Braunschweig), Kelly Kollmorgen (Projektleiterin Netzwerk Sucht/Lukas-Werk), Jana Hackmann (Case-Managerin Netzwerk Sucht/Lukas-Werk) (v. li.). Foto: Evangelische Stiftung Neuerkerode | Foto: privat

Region. Menschen mit einem problematischen Suchtmittelkonsum frühzeitig im Hilfesystem aufzunehmen – das ist das Ziel des von der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH initiierten und neu aufgesetzten digitalen Netzwerkes. Ein solches unternehmensübergreifendes digitales Netzwerk gibt es bislang nicht in Südostniedersachsen. Das berichtet die Evangelische Stiftung Neuerkerode.


„Wir wollen erstmalig und ganz bewusst sehr breit angelegt alle beteiligten Akteure aus der Region so eng miteinander vernetzen, damit zukünftig möglichst kein Betroffener mehr durch die Maschen fällt“, sagt Angelika Kahl, Leiterin der Lukas-Werk Fachambulanz und Tagesklinik in Braunschweig vor rund 100 interessierten Gästen bei der Vorstellung des von der Initiative Aktion Mensch geförderten Projektes „Netzwerk Sucht“.

Hinter dem Projekt steht ein Online-Portal, welches ab Juli im Netz abrufbar ist (www.netzwerksucht.de) und gebündelt und gezielt Informationen zum Thema Sucht und Suchthilfe in Braunschweig und der Region liefert. Interessierte und Betroffene finden über eine virtuelle Landkarte, die auch als App genutzt werden kann, auf kurzem Wege, zu jeder Zeit und an jedem Ort Informationen zu Unterstützungs- und Hilfsangeboten.

Über Messenger direkt in Kontakt


„Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, über einen Messenger sofort mit einer Ansprechpartnerin in Kontakt zu treten“, erläutert Kelly Kollmorgen, Projektmanagerin im Lukas-Werk. Die Ansprechpartnerin im Messenger informiert, erklärt und begleitet auf Wunsch die Betroffenen auf ihrem weiteren Weg. Wer keine App nutzen möchten, kann selbstverständlich eine Online-Suchtberatung (www.lukas-werk.de/online-beratung) in Anspruch nehmen.

„Wichtig ist uns, gemeinsam mit Akteuren aus der Region einen niedrigschwelligen Zugang in das Suchthilfesystem zu ermöglichen“, sagt Petra Sarstedt-Hülsmann. Denn in Braunschweig sowie bundesweit erhalten rund 90 Prozent der Suchterkrankten keine spezialisierte Suchtbehandlung (Deutsches Ärzteblatt 2015). „Das zeigt, dass bisher viele Möglichkeiten ungenutzt geblieben sind, Betroffene im Hilfesystem aufzunehmen, zu halten und in eine qualifizierte Behandlung zu vermitteln“, so Sarstedt-Hülsmann.

Hintergrundinformationen


Das digitale „Netzwerk Sucht“ bietet Informationen und vermittelt Ansprechpartner in allen Bereichen der Suchthilfe. Ein Schwerpunkt liegt beim Thema Alkohol. In Deutschland verursacht der schädliche Alkoholkonsum erhebliche volkswirtschaftliche Kosten, die auf 39,3 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt werden. Die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F 10)“ wurde im Jahr 2015 mit 326.971 Behandlungsfällen als zweithäufigste Einzeldiagnose in Krankenhäusern gestellt. Bei Männern war es mit 238.747 Behandlungsfällen sogar die häufigste Hauptdiagnose in Krankenhäusern.


Die Anzahl an Betroffenen, die durch das von der Initiative Aktion Mensch geförderte Projekt frühzeitig qualifizierte Hilfe in Anspruch nehmen, soll im Laufe der Projektzeit (zunächst bis 2020) deutlich erhöht werden. Eine Verringerung von Chronifizierung, verbunden mit großen Belastungen für die Betroffenen ebenso wie für ihre Familie und ihr weiteres soziales und berufliches Umfeld, soll dadurch vermieden werden.

Mögliche Kooperationspartner im Netzwerk Sucht:

• Selbsthilfegruppen & Suchtberatungsstellen
• Fach- und Hausärzten & Kliniken & Psychotherapeuten
• Psychosozialen Beratungsstellen & Sozialpsychiatrischen Dienste
• alle Einrichtungen, die als Anlaufstelle für Menschen mit Suchtproblemen in Braunschweig und Umgebung infrage kommen