Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! Hätte mich vor 15 Jahren jemand gefragt, ob ich zu einem Roland Kaiser-Konzert gehen möchte, hätte ich demjenigen wohl einen anständigen Vogel gezeigt. Doch Zeiten ändern sich, und Geschmäcker auch.
Im Prinzip ist es doch mit dem guten, alten Rolli genauso, wie mit Modern Talking. Von vielen belächelt und verleugnet, haben sie sich über viele Jahre hinweg hartnäckig an den Spitzen der Charts gehalten. Hat man jemanden gefragt, wie er das von Dieter und Thomas geschmetterte „You're My Heart, You're My Soul“ oder „Cheri, Cheri Lady“ findet, erntete man oft ein „sowas höre ich nicht“, oder „sorry, nicht meine Musik“. Dazu wurde noch angewidert und erbost ob der Frage drein geschaut. Textsicher waren dann aber irgendwie doch immer alle.
Sorry, nicht meine Musik
Den Satz „sorry, nicht meine Musik“ hörte ich nun auch unlängst, als ich in meinem Freundeskreis die Frage aufkommen ließ, ob man zu Roland Kaiser in die VW-Halle gehen sollte. Einige hüllten sich - vermutlich peinlich berührt - sogar ganz und gar in Schweigen. Und so fragte ich mich: „Ist es wirklich der Musikgeschmack, der nicht getroffen wird, oder ist es vielmehr die Angst davor, als altes Eisen und Schlagerfutzi abgestempelt zu werden?“
Dabei sind die Songs vom Roland gar nicht so herzschmerz-mäßig, sondern manchmal schon recht „schlüpfrig“, wie es der Kaiser bei einem Konzert in Goslar erst selbst anmerkte. Denn seinen Texten kann man eine gewisse Zweideutigkeit nicht absprechen. Der Stern bezeichnete ihn kürzlich sogar als „Soft-Pornograph des deutschen Schlagers“. Gut getroffen und auch gut so, würde ich sagen. Die schönste Nebensache der Welt - ob nun innerhalb einer Beziehung, oder außerhalb, zu zweit oder allein - kann wohl kaum ein Zweiter so charmant in Worte verpacken, wie Roland Kaiser. Ein Bussi-Bussi auf Wolke 7 gibt es nicht, nur ein "Zwischen Smoking und Samt, mit dir an der Wand".
Dass die Lieder vom Kaiser eher etwas für die alten Eisen und Schlagerfutzis sind, muss sich wohl auch der Veranstalter gedacht haben. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass es nur Sitzplätze gibt. Hoffen wir mal, dass an diesem Abend nicht auch nur alkoholfreier Sekt ausgeschenkt wird.
Meine Karte habe ich mir jedenfalls gesichert. Und noch die für meine vier BegleiterInnen, deren Namen aber nicht genannt werden dürfen - aus Rücksicht auf deren Image.
Einen schönen DONNERstag, wünscht Ihnen
Ihre Anke Donner
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