Region. Die Ergebnisse der diesjährigen NABU "Stunde der Wintervögel", Deutschlands größter Naturschutz-Mitmachaktion, haben viele Vogelfreunde alarmiert. "Bei der Zählung Anfang Januar wurden durchgängig deutlich weniger Vögel in den Gärten der Städte und Dörfer gezählt als in den Vorjahren. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, zeichnet sich sogar ein dramatischer Abwärtstrend ab, der selbst häufige Arten wie Kohlmeise, Blaumeise, Grünfink, Dompfaff und Kleiber betrifft", erklärt Josefine Stangenberg von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen. "Die meisten Arten verzeichneten zweistellige Rückgänge, bei der durch das Usutu-Virus geschwächten Amsel sank die Anzahl der Sichtungen in der Region im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent."
Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen sieht mehrere Ursachen für diesen beunruhigenden Trend, dies geht aus einer Pressemitteilung hervor. "Eindeutig ist, dass Faktoren wie der trocken-heiße Sommer, der drastisch auf den spürbaren Klimawandel hinweist, der massive Rückgang an Insekten als Nahrungsquelle, der Verlust an samentragenden Pflanzen auf Brachen und Wegrändern sowie die fortschreitende Versiegelung von Flächen den Vögeln das Überleben erschweren", erklärt Stangenberg. "Immer mehr einst artenreiche Gärten werden durch gepflasterte Flächen mit monotonem Abstandsgrün ersetzt, Hecken und heimische Bäume verschwinden. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt. Wir können heute nicht sicher sagen, ob wir in wenigen Jahren noch Rotkehlchen oder Singdrosseln mit ihren charakteristischen Gesängen hören werden – doch genau das ist Teil unserer Lebensqualität!"
NABU ruft zur Gestaltung vogelfreundlicher Gärten auf
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung hofft die NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen auf ein Umdenken: "Wir wünschen uns, dass viele Menschen den Weckruf hören und handeln: Jetzt packen wir es an! Unser Garten soll ein Paradies für Vögel werden! Auch Spatz, Heckenbraunelle, Buntspecht und andere Arten gehören zu unserer Umwelt und verdienen Schutz. Machen wir unsere Gärten zu Archeorten für die gefiederten Freunde – und damit auch für viele andere Tiere und Pflanzen!"
Naturnahe Gärten bieten Lebensräume
Der NABU betont, dass selbst kleinste Flächen wie Balkone, Terrassen oder Fensterbretter vogelfreundlich gestaltet werden können. "Je abwechslungsreicher ein Garten ist, desto attraktiver ist er für Vögel", erklärt Stangenberg. "Ein ausgeräumter, gepflasterter Garten mit ein paar immergrünen Sträuchern kann niemals mit einem naturnahen Garten mithalten – eine Blumenwiese, Stauden, insektenfreundliche Pflanzen, beerentragende Sträucher, ein kleiner Teich oder eine Fassadenbegrünung bieten den Vögeln wertvolle Lebensräume. Und das Beste: Für jedes kleine Stück Engagement gibt es eine wunderschöne Belohnung – neue Vogelgesänge!"
Artgerechte Fütterung und Nisthilfen als wichtige Unterstützung
Auch die Winterfütterung spielt laut NABU eine wichtige Rolle: "Viele Menschen gewinnen dadurch einen direkten Zugang zur Vogelwelt und lernen verschiedene Arten kennen", so Stangenberg. Ein vielfältiges Angebot an Nisthilfen kann den Vögeln ebenfalls helfen. Neben den bekannten Meisen- und Starenkästen gibt es spezielle Nistkästen für den Zaunkönig, den Kleiber oder den NABU-Vogel des Jahres 2025, den Hausrotschwanz. "Noch ist Zeit, um selbst Nistkästen zu bauen oder geeignete Modelle im Fachhandel zu kaufen", so die Expertin. "Bis Mitte März sollten sie allerdings angebracht sein, damit sie zum Brutbeginn bereitstehen."
NABU-Infopaket bietet wertvolle Tipps
Der NABU hofft, dass in der Region Südost-Niedersachsen zwischen Peine und Helmstedt sowie zwischen Gifhorn und Goslar viele neue vogelfreundliche Gärten entstehen. "Jeder kann dazu beitragen, den 'Stummen Frühling' ein kleines Stück fernzuhalten", ruft NABU-Mitarbeiterin Stangenberg auf. "Auf dass uns die Poesie des abendlichen Amselgesangs nie verloren geht!"
Zur Unterstützung bietet die NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen ein umfangreiches Infopaket an. Es enthält die Broschüren "Vögel im Garten", "Gartenlust" und "Wohnen nach Maß" mit Anleitungen zum Bau verschiedener Nisthilfen. Das Paket kann gegen Einsendung von 10 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort "Vogelparadies" bei der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen, Konrad-Adenauer-Straße 25, 38226 Salzgitter angefordert werden.
Die Geschäftsstelle ist zudem jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr sowie nach Absprache unter 05341 3054460 geöffnet. Besucher können dort eine Nistkastenausstellung besichtigen, die verschiedene Wohnmöglichkeiten für Gartenvögel präsentiert.