Drei Wochen Strahlenpause: Kinder aus Tschernobyl-Umfeld reisen wieder nach Hause

von Christina Balder




Wolfenbüttel/Braunschweig/Salzgitter. Man sehe es den Kindern an, sagt Paul Koch. Wie sie nach drei Wochen in Deutschland körperlich und psychisch erholt seien, wie gut es ihnen gehe. 18 Kinder zwischen neun und 14 Jahren aus dem südlichen Weißrussland waren auf Einladung der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig angereist, um drei Wochen lang in einer Umgebung ohne Strahlenbelastung zu verbringen. Die Kinder kommen aus Walawsk, einem Ort in der Nähe von Tschernobyl, in dem die Menschen seit fast 30 Jahren mit radioaktiver Strahlung leben. Am Samstag fahren sie wieder zurück.

Die Kinder, die hier her kommen, sind nicht krank. "Kranke Kinder aufzunehmen, könnten wir mit unseren Mitteln nicht leisten", sagt Koch, der die Fahrten von deutscher Seite aus maßgeblich mit organisiert. Doch die Strahlen haben Schäden hinterlassen. Das Immunsystem der Kinder ist geschwächt, sie bekommen leicht Nasenbluten und können sich schlechter konzentrieren als ihre unbelasteten Altersgenossen. "Das alles ist nach so einer Auszeit erst einmal weg", sagt Koch, doch es komme wieder, wenn sie wieder zuhause sind.

Ein- bis zweimal pro Jahr so eine Strahlenpause, das helfe den Kindern schon enorm. Schon die an den Kindern gemessene Strahlung sei im Schnitt nach drei Wochen um 33 Prozent geringer als zu Beginn der Freizeit. Doch nicht nur das Fehlen der Radioaktivität lässt die Kinder aufblühen. "Auch die Solidarität, die sie hier erfahren, macht viel aus", sagt Pfarrer Martin Schulz von der Friedenskirchengemeinde Salzgitter-Fredenberg, die den Aufenthalt ebenfalls unterstützt. Die Kinder waren zwei Wochen lang in der Evangelischen Akademie untergebracht, eine Woche lebten sie bei Gasteltern in Braunschweig, Salzgitter, den Landkreisen Wolfenbüttel, Peine und Gifhorn sowie in Sachsen-Anhalt. Am Freitagabend waren sie zum Abschluss-Abend ins Käthe-Kollwitz-Haus der Kirchengemeinde eingeladen.