Dreifach-Grab aus der Bronzezeit bei Bau von Windpark gefunden

Archäologen erhielten neue Einblicke in das Leben vor 4.000 Jahren.

Arbeitsfoto während der Bergung.
Arbeitsfoto während der Bergung. | Foto: J. Weber

Elm. Eine Dreifachbestattung der frühen Bronzezeit bei Uehrde ermöglicht neue Einblicke in das Leben vor 4.000 Jahren. Die Funde werden während der Einweihungsfeier des Windparks Gevensleben I Uehrde I Winnigstedt am 30. Mai ausgestellt und von den verantwortlichen Archäologen erklärt und eingeordnet. Das teilt die Landwind-Gruppe GmbH in einer Pressemitteilung mit.



Bei der archäologischen Begleitung der Erschließungsarbeiten zum Windpark wurde eine rechteckige Grube entdeckt. Die umgehend erfolgte Notbergung durch Mitarbeiter des Regionalreferates Braunschweig des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege sowie dem mit der Baubegleitung beauftragten Archäologen Jörg Weber erbrachte menschliche Skelettreste und zwei Tongefäße, die in einer Ecke der Grabkammer abgestellt worden waren.

Archäologische Auswertung erfolgt


Eine erste archäologische Auswertung erfolgte nun durch den Kustos des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen, Dr. Immo Heske, der knapp zwei Jahrzehnte die Ausgrabungen und Forschungen an der Hünenburg beim benachbarten Watenstedt leitete. Die Untersuchung der menschlichen Skelettreste wurde durch die Braunschweiger Anthropologin Dr. S. Grefen-Peters vorgenommen. Eine Finanzierung der Untersuchungen erfolgte durch die Landwind-Gruppe GmbH.

Tasse der Aunjetitzer-Kultur aus dem Grab.
Tasse der Aunjetitzer-Kultur aus dem Grab. Foto: H. Marx


Die Ergebnisse erbringen aufschlussreiche Einblicke in das Leben in der Region am Heeseberg am Übergang vom 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr., also vor zirka 4.000 Jahren. Das absolute Alter liegt zwischen 2020 bis 1900 v. Chr. und die beiden gefundenen Gefäße lassen sich der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur zuordnen. Die im Grab bestatteten Menschen lebten also im Entstehungszeitraum der Himmelsscheibe von Nebra.

Frau, Mann und Kind gefunden


Die Untersuchung der Skelettlagen und der einzelnen Knochen ergaben, dass in dem Grab damals drei Personen bestattet worden sind. Zuerst legte man eine etwa 40- bis 50-jährige Frau in der Grube nieder. Einige Zeit später wurde ein vergleichbar alter Mann quer zu dieser liegend in Rückenlage mit angehockten Beinen bestattet. Im Bereich des Oberkörpers des Mannes befanden sich noch die Knochen eines etwa einjährigen Kindes.

Die Bestattung von drei Personen in einem Grab entspricht nicht der üblicherweise ausgeführten Einzelbestattung in Hocklage dieser Zeit. Jedoch zeigten die Ausgrabungen bei Watenstedt, dass bei Bestattungen um 2000 v. Chr. mit einem Bestattungsgeschehen gerechnet werden kann, bei welchem verschiedene menschliche Knochen, bevorzugt Schädel und Oberschenkel, für rituelle Handlungen dem Grab entnommen und später teilweise wieder in das Grab gelegt worden sind.

Forschung in größerem Zusammenhang


Die Befunde sollen zusammen mit weiteren geborgenen Bestattungen, aber auch mit menschlichen Schädeln und Skelettresten aus der Leine und der Weser, in einem größeren Zusammenhang untersucht werden. Hierzu wurde bereits im zurückliegenden Jahr ein Forschungsantrag beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur eingereicht.

Die im Windpark geborgenen archäologischen Funde werden während der Einweihungsfeier des Windparks Gevensleben I Uehrde I Winnigstedt am 30. Mai ab 16 Uhr für die Gäste ausgestellt und von den verantwortlichen Archäologen erklärt und eingeordnet.


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