E-Auto günstig aus zweiter Hand: Darauf sollte man achten

Der TÜV NORD gibt ein paar wertvolle Tipps, auf die man beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges achten sollte.

Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos sind andere Aspekte als beim Erwerb eines Verbrenners aus zweiter Hand zu beachten. (Symbolfoto)
Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos sind andere Aspekte als beim Erwerb eines Verbrenners aus zweiter Hand zu beachten. (Symbolfoto) | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Gebrauchte Elektroautos sind im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor immer noch rar und teuer. Aber der Markt befindet sich im Wandel: E-Leasingwagen strömen vermehrt auf den Markt. Und auch immer mehr Privatbesitzer bieten ihre Elektroautos zum Verkauf an. Doch ist es eine gute Idee, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen? Und: Worauf muss man achten? Marc Winkler, Leiter der TÜV NORD Station Wolfenbüttel-Halchter, klärt über die wichtigsten Punkte auf.



Reichweite und Batterie bestimmen: Ein Verbrenner vom Zweitmarkt wird nach dem allgemeinen Pflegezustand und den gefahrenen Kilometern bewertet. Bei Elektroautos steht zusätzlich die verbleibende Reichweite im Fokus; und die ist vor allem abhängig vom Gesundheitszustand der Batterie, dem sogenannten State of Health (SoH). Da die Ansprüche an die Reichweite individuell sind, sollte diese Frage vor dem Kauf eines E-Autos aus zweiter Hand unbedingt geklärt werden.

„Wenn Sie das Fahrzeug nur für kurze Stadtfahrten benötigen, reicht vielleicht ein Wagen mit einem niedrigeren SoH-Wert und somit verringerter Reichweite aus. Soll es jedoch mit dem E-Auto in den Urlaub gehen oder sind regelmäßig längere Fahrten geplant, ist ein hoher SoH-Wert unbedingt zu empfehlen“, erklärt Winkler.

Zertifikat für den Batteriezustand


Mit dem bloßen Auge können aber selbst Fachleute den SoH einer Batterie nicht präzise bestimmen. „Lange gab es nur die Möglichkeit, mittels herstellereigener Prüfgeräte den SoH einzuschätzen. Unabhängige Kontrollsysteme werden aber immer genauer und populärer. Diese lesen neben den aktuellen Werten der Hochvoltbatterie zudem die Batteriehistorie und somit das Nutzerverhalten aus, um den SoH zuverlässig zu bestimmen. Derzeit bieten wir mit einem Partner solche Batterietests auf Anfrage an“, erklärt Marc Winkler.

Ein Zertifikat für den Batteriezustand eines Elektroautos ist in Deutschland bisher zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben. „Beim Kauf eines Elektroautos aus zweiter Hand ist ein solches Dokument aber zu empfehlen, um mögliche Unannehmlichkeiten nach dem Kauf zu vermeiden“, sagt Winkler. Und noch ein weiterer Aspekt ist bei der Batterie zu beachten: Zwar sind die Herstellergarantien großzügig und liegen oft bei acht Jahren, in denen eine Batterieleistung von meist 70 bis 80 Prozent garantiert wird. Bei einigen Herstellern verfällt diese Garantie aber, wenn das Auto auf den Zweitmarkt geht.

Ladeoptionen vor Kauf prüfen


Die beste Batterie nützt nichts, wenn die Ladetechnik nicht funktioniert oder die Lademöglichkeiten eingeschränkt sind. „Vor dem Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs muss zunächst überprüft werden, ob ausreichend Ladesäulen im Umfeld zur Verfügung stehen und die zum Fahrzeug gehörenden Ladekabel unbeschädigt sind. Eine Neuanschaffung kann schnell teuer werden und Nerven kosten“, weiß der TÜV-Experte.

Bei der Ladetechnologie muss jeder und jede für sich die Frage klären, ob ein Fahrzeug mit Wechselstrom (AC) für die individuellen Ansprüche ausreichend ist oder ob das Elektroauto schnellladefähig (DC-Gleichstrom) sein soll. „Zudem ist die Ladeleistung entscheidend für die Dauer eines Ladevorgangs und wird in Kilowatt (kW) angegeben. Je größer die Ladeleistung des Kfz und der Ladestation, desto schneller lädt das E-Auto“, so Winkler.

Achtung, Bremse!


Die Bremsen können bei E-Autos eine Schwachstelle sein. „Bei der Hauptuntersuchung treten überdurchschnittlich oft Mängel an den Bremsen auf", sagt der Stationsleiter. Ein Grund ist die sogenannte Rekuperation, mit der Bewegungsenergie beim Abbremsen zurückgewonnen wird. Sie entlastet die klassischen Betriebsbremsen derart, dass sich in der Folge der Reibwert der Beläge reduzieren und auch Rost entstehen kann.

Winkler: „Wer also einen gebrauchten Stromer kaufen will, sollte bei den Bremsen genau hinschauen – ein neuer Satz kann teuer werden.“

Bei allen diesen Tipps sollte man aber beachten, dass es sich um allgemeine Hinweise handelt und jeder Gebrauchtwagenkauf einzeln zu bewerten ist. Mehr Infos rund um den Kauf von gebrauchten Elektrofahrzeugen gibt es unter: www.tuev-nord.de/elektroauto-gebraucht-kaufen


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