Eine kulinarische Exkursion ins indische Badsha

von Andreas Molau




Indien im Magniviertel. Wir machten uns auf, um im Restaurant Badsha in die tiefen Gründe der indischen Geschmackswelt vorzudringen, und wurden geschmacklich überzeugt.


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Das hätte man sich vor 200 Jahren, vor 100 und auch vor 50 Jahren nicht träumen lassen. Wer Fernweh hatte, der musste sich ziemlich kompliziert auf den Weg machen. Reisen war Langsamkeit. Was freilich auch sein Gutes hatte. Womöglich erlebte man das Unterwegssein intensiver. Es liegt jedenfalls nahe. Nicht, dass fernste Ziele nicht erreichbar gewesen wären. Jedoch sehr viel exklusiver war es dann doch. Auch wenn die globale Mobilität heute für den größten Teil der Menschen immer noch Fiktion ist. Aber wer in unserer Zeit etwa die exotischen Gerüche der indischen Küche erschnuppern möchte, der muss sich nicht in den Flieger nach Bombay setzen. Zumindest nicht zwangsläufig. Im Braunschweiger Magniviertel kann er eine, offenbar ziemlich authentische Küche, erleben. Diesem Tipp aus berufenem Munde gingen wir nach und besuchten in redaktioneller Vollbesetzung das Bashda in den Ölschlägern. Von der indischen Küche eigentlich nur den Umstand im Kopf, dass es da Curry geben muss. So fühlen sich vermutlich Amerikaner, wenn sie in die »Knödelrepublik Deutschland« kommen. Der Begriff »Krauts« stand ja einstmals wenig schmeichelhaft für die Vorliebe in unseren Breiten nach vergorenem Weißkohl. Und Indien ist Curry.


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Abwechslungsreiche Kost im Badsha

Indien ist, so weit reicht die Erinnerung an den Erdkundeunterricht noch, ein Subkontinent. Also generell von der indischen Küche zu sprechen, dürfte ziemlich unpassend sein. Aber immerhin. Es gibt dort viele Hindus. Deshalb darf man weitgehenden Fleischverzicht erwarten. Das ist wohl der Grund, warum die indische Küche im Westen so beliebt ist. Jedoch, und das haben wir im Bashda gleich ausprobiert: Man kann auch anders. Ob dass an den Überbleibseln der englischen Kolonialzeit liegt. Keine Ahnung. Europa hat sich als koloniale Besatzungsmacht nicht wirklich von seiner besten Seite gezeigt. Die Inder pflegen eine lange und gefestigte, vor allem aber in sich ruhende Kultur und haben das überstanden. An diesem Abend, ein Freitag und beste Essensgehzeit, braucht man als Gastronom ebenfalls Geduld. Und Durchhaltevermögen. Denn das Bashda ist beim Eintreten bis auf den letzten Platz gefüllt. Und während wir bei der Vorspeise sitzen – Auberginenscheiben in Kichererbsenmehl gebacken, eine kleine Fleischvorspeise mit dem Namen Alllischan Mix Tikka  und eine vegetarische Suppe – strömen immer wieder hungrige Gäste herein und wieder heraus.


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Leckeres Essen

Ob das Essen an indischen Maßstäben gemessen gut oder schlecht ist, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis. Da liegt nur der bereits genannte Tipp vor, der eben dies bestätigte. So probierten wir voraussetzungslos und können nur beschreiben. Egal, ob das Mahajara Lamm zum Hauptgang, Hühnchenvariationen oder die Goa Tandoori – gemischtes offenbar gegrilltes Fleisch. Die Gerichte waren scharf gewürzt, aber aromatisch. Das heißt, die Schärfe erschlug nicht das Aroma. Das Fleisch war zart, das Gemüse knackig, die Saucen pikant. Man ahnt, warum zum Ende des Essens wieder eine Gruppe von Menschen ins Bashda strömt und sehnsüchtig auf die Teller blickt. Und da beginnt, ganz zum Schluss, auch der weniger erfreuliche Teil dieser kulinarischen Erkundung.


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Ein nervöser Abgang

Wir haben gerade die letzten Saucenreste genossen und überlegen uns, womit man wohl auf dem Subkontinent ein Mal abschlösse und ob es indische Dessertspezialitäten gibt. Da bekommen wir, freilich mit einem Absacker immerhin, die Rechnung serviert. Mit dem Hinweis. Wir würden ja sehen. Das Haus sei voll und man benötige Platz. Zu übersehen ist das nicht, denn unser Tisch im Eingangsbereich ist inzwischen von zwei Seiten belagert. Natürlich ist das eine schwierige Situation. Für den Gastronomen, die wartenden Gäste und jene, die noch im Genussmodus sind. Von daher kann man viel falsch machen. Das jedenfalls war keine optimale Lösung. Das Essen kann noch so gut sein. Wenn der Service nicht stimmt, überzeugt das Gesamtbild nicht. Ob das ein Sonderfall ist, wird sich zeigen. Bei der nächsten Exkursion in die Geschmackswelt von Curry, Kurkuma, Kardamom, Bockshornklee und schwarzem Senf. Und dann wird auch getestet, ob es nicht vielleicht sogar ein indisches Bier gibt.


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