Region. Erst in der vergangenen Woche hatte es im aktuellen Tarifstreit mit den kommunalen Arbeitgebern wieder Warnstreiks und Einschränkungen in Kitas auch in unserer Region gegeben. Die Landeselternvertretung der niedersächsischen Kindertagesstätten (LEV) wendet sich nun in einer Pressemitteilung an die Beteiligten. Man stehe zwar hinter den Forderungen der Gewerkschaften, Streik solle aber kein Mittel zur Durchsetzung sein.
"Liebe Streikende, der Streik geht zu Lasten der Familien. Er trifft eine tiefe Wunde, die noch nicht verheilt ist", heißt es in der Pressemitteilung. Um dies zu verdeutlichen, führt die LEV einige Beispiele an, wie der reale Tag an Streiktagen für Betroffene aussehe. "Real ist es die Floristin, die als selbstständige Unternehmerin ihren Laden an Streiktagen schließen muss. Real ist es die Physiotherapeutin, die von Ihrem Chef als Kleinst-Unternehmer hört, dass er sich ständig ausfallende Mitarbeiter nicht leisten kann. Real fährt die Kassiererin ihre Kinder 40 Kilometer zur Oma vor Arbeitsbeginn, damit Sie die Erzieher am Streiktag um 14 Uhr beim Einkauf antrifft."
"Die Reserven sind aufgebraucht"
Man sei als Eltern durchaus solidarisch. "Unsere Kinder sind uns nicht lieb und billig. Wir Eltern reißen für sie Bäume aus, wenn wir es müssen", stellt die LEV klar. Und das habe man in den letzten zwei Jahren sehr oft müssen. Daher seien die Reserven gerade aufgebraucht. "Wir waren solidarische bei 9 Prozent Notbetreuung (März bis Juli 2020). Wir waren solidarisch bei 50 Prozent Notbetreuung (Januar bis Mai 2021). Wir sind den Aufrufen, die Kinder zuhause zu lassen, immer wieder gefolgt. Freiwillig oder auch unfreiwillig. Wir haben in Teilen dennoch Gebühren für die Betreuung gezahlt, obwohl wir keine hatten, denn die Kommune konnte es sich nicht leisten diese zu erstatten", resümiert der Verein. Während Eltern Kurzarbeitergeld erhalten hätten, hätten sie dennoch das Geld für die Betreuung aufgebracht. Man habe enorme Ausfälle in der Betreuung geschultert und schultere sie auch immer noch. Denn neben dem Streik falle Betreuung auch weiterhin wegen Quarantäne, Krankheit der Erzieher oder Fachkräftemangel aus.
"Streik ist nicht das letzte Mittel, sondern sollte gar kein Mittel sein", fordert die LEV. „In dieser Woche habe ich mit vielen Eltern gesprochen. Aber auch mit Erzieherinnen. Jene die streiken und auch jene die nicht streiken. Auf die Frage, warum sie nicht streiken, kam immer wieder. Das können wir den Eltern jetzt nicht antun. Auch wenn man die Forderungen der Gewerkschaft unterstützt, sahen diese Erzieherinnen keinen Spielraum dafür“, so die 1. Vorsitzende der Landeselternvertretung Christine Heymann-Splinter.
"Nicht schmollend in der Ecke stehen"
Weiter führt Christine Heymann-Splinter aus: „Letztendlich verhandeln hier am Tisch jene, die es eh kaum richten können. Die Kassen sind leer. Und so zynisch es gerade klingen muss, dass es uns gerade jetzt - wo wir unendlich viel Geld für andere Dinge in Deutschland aufbringen - die Kinder nicht wert sind in sie zu investieren. Jene, die unsere Zukunft sind und unsere Daseinsvorsorge in unserem Sozialsystem. Sie sollten es uns von Beginn an wert sein, nicht nur einen Betreuungsauftrag, sondern einen Bildungsauftrag an sie zu erfüllen. Bildung, die der Schlüssel für ihren weiteren Weg im Leben sein wird. Daher müssen auch Bund und Länder handeln und die Hebel in Bewegung setzen. Es braucht die Anstrengung aller ,und wir Eltern warten auf ein Signal der Politik ̧ dass die Familie als Säule der Gesellschaft die Unterstützung erhält, die sie braucht!“
Als Landeselternvertretung sei man es mittlerweile leid, immer wieder von den Akteuren und nicht Akteuren zu hören, dass gerade andere schuld beziehungsweise zuständig seien. "Setzen Sie sich an einen Tisch und lösen Sie das Problem. Das konnten Sie in vielen anderen Fällen auch. Für die Kinder ist es das mindeste, jetzt schnell zu einer Lösung zu kommen und eben nicht schmollend in der Ecke zu stehen", fordert die LEV.
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