Empfehlung liegt vor: In dieser Reihenfolge soll geimpft werden

Die Ständige Impfkommission empfiehlt einen Sechs-Stufenplan. Am effektivsten sei es, zunächst die über 80-Jährigen zu impfen.

Symbolbild
Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Berlin. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung zur COVID-19-Impfung veröffentlicht. Da anfangs nur eine begrenzte Menge an Impfstoffdosen zur Verfügung steht, sollten diese nach der Empfehlung der STIKO dafür genutzt werden, um die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle möglichst schnell zu reduzieren. Die Impfung sollte daher zunächst Personen über 80 Jahren und Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen angeboten werden. Diese sind besonders gefährdet. Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung medizinischem Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko und Personal in der Altenpflege. Das teilt das Robert Koch-Institut in einer Pressemitteilung mit.


"Der alles entscheidende Risikofaktor für eine schwere COVID-19-Erkrankung ist das hohe Alter", sagt Prof. Thomas Mertens, der Vorsitzende der STIKO. "Modellrechnungen zeigen, dass durch die Impfung dann die meisten schweren Erkrankungen und Todesfälle verhindert werden, wenn die Impfung zuerst Menschen ab 80 Jahren angeboten wird." Gerade in Alten- und Pflegeheimen werden viele Ausbrüche und Todesfälle beobachtet: "Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Personengruppen - Menschen über 80 Jahre und Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen - können auch die meisten Krankenhauseinweisungen verhindert und Krankenhäuser spürbar entlastet werden", so Prof. Mertens weiter. Bei begrenzten Impfstoffdosen muss - auf Grundlage ethischer Prinzipien und wissenschaftlicher Evidenz - eine Priorisierung vorgenommen werden. Die STIKO priorisiert in ihrer Empfehlung verschiedene Gruppen entsprechend ihres Risikos und weist diesen unterschiedliche Priorisierungsstufen zu. Dazu zählen auch Personen mit Vorerkrankungen. Sie haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Je nach Vorerkrankung ist dieses Risiko jedoch sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als bei hochbetagten Menschen.

Der Stufenplan im Einzelnen


Stufe 1:
- Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen
- Personen im Alter von über 80 Jahren
- Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen
- Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege
- Andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen
Stufe 2:
- Personen im Alter von 75 bis 79 Jahren
- Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Personen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung in Institutionen
- Tätige in der ambulanten oder stationären Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung
- Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21)
Stufe 3:
- Personen im Alter von 70 bis 74 Jahren
- Personen nach Organtransplantation
- Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko
- Bewohner und Tätige in Gemeinschaftsunterkünften
- Enge Kontaktpersonen von Schwangeren
- Enge Kontaktpersonen und Pflegende von Personen mit hohem Risiko
- Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen und in Positionen, die für die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind
- Teilbereiche des öffentlichen Gesundheitsdienstes
Stufe 4:
- Personen im Alter von 65 bis 69 Jahren
- Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhöhtem Risiko und deren engste Kontaktpersonen
- Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Lehrer
- Erzieher
- Personen mit prekären Arbeits- und/oder Lebensbedingungen
Stufe 5:
- Personen im Alter von 60 bis 64 Jahren
- Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen
- Beschäftigte im Einzelhandel
- Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit mit erhöhtem Expositionsrisiko
- Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
Stufe 6:
- Alle übrigen Personen im Alter von unter 60 Jahren

Verhindert eine Impfung auch die Übertragung des Virus?


Mittelfristig ist es das Ziel, allen Menschen Zugang zu einer COVID-19-Impfung anbieten zu können. "Um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwächen, muss ein Großteil der Bevölkerung eine Immunität gegen das Virus entwickeln", sagt Prof. Lothar H. Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts. "Die Impfung mit effektiven und sicheren Impfstoffen leistet daher einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie." Es wird jedoch dauern, bis ein relevanter Teil der Bevölkerung durch die Impfung vor COVID-19 geschützt ist. Außerdem ist bislang unklar, in welchem Maße die Impfung auch Übertragungen des Virus verhindert oder zumindest reduziert: "Um Infektionen mit SARS-CoV-2 zu vermeiden, bleiben Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und die AHA+A+L-Regeln - Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmaske tragen, Corona-Warn-App nutzen und Lüften - weiter essentiell", unterstreicht Prof. Wieler.

Unter der Berücksichtigung der Impfquoten, der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien zur Impfeffektivität und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung zur COVID-19-Impfung regelmäßig evaluieren. Sie wird den wissenschaftlichen Stand zum Erkrankungsrisiko und zu den Impfstoffen, die bereits zur Anwendung kommen oder kurz vor der Zulassung stehen, fortlaufend prüfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist eine unabhängige Kommission, die am Robert Koch-Institut angesiedelt ist.


mehr News aus der Region