Energiewende: Droht das Aus für Gasheizungen?

Die Bundesregierung hat sich die Klimaneutralität zum Ziel gesetzt. Doch was bedeutet das für Verbraucher, die mit Erdgas heizen?

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Gas-Hinweisschild (Archiv)
Gas-Hinweisschild (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Region. Die Bundesregierung hat bereits vor einiger Zeit die Energiewende ausgerufen. Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden, nach dem Jahr 2050 will man sogar negative Treibhausgasemissionen erreichen. Das Verbrennen fossiler Energie setzt große Mengen Treibhausgase frei und gilt daher als hauptverantwortlich für die Erderwärmung. Einer aktuellen Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) zufolge plant ein Fünftel der Stadtwerke und kommunalen Energieversorger die Stilllegung ihrer Gasnetze. Doch was bedeutet das für Verbraucher?



Zahlreiche Hausbesitzer wundern sich über die aktuelle Energiestrategie der Regierung – wurde doch noch bis ins Jahr 2022 hinein der Einbau neuer Gasheizungen sogar staatlich gefördert. Erdgas galt somit noch bis vor einigen Jahren als gute Alternative zu den althergebrachten Ölheizungen, weshalb etliche Eigentümer nun relativ neue Heizanlagen besitzen. Auch wenn Wärmepumpen derzeit immer beliebter werden und als besonders klimafreundlich gelten, werden wohl die wenigsten Hausbesitzer bereit oder in der Lage sein, in absehbarer Zeit erneut hohe Summen in eine solche zu investieren, wenn sie erst vor wenigen Jahren eine neue Gasheizung erworben haben.

Energieversorger müssen Stilllegung prüfen


Die angestrebte Klimaneutralität lässt sich jedoch nur erreichen, wenn keine fossilen Energien mehr genutzt werden. Bereits in 20 Jahren will Deutschland klimaneutral mit Fernwärme, Wärmepumpen oder grünen Gasen statt Öl und Erdgas heizen. Bedeuten die Ziele der Regierung also, dass Besitzer von Gasheizungen um ihre Versorgung fürchten müssen? Der VKU, der die Interessen von 1.550 Mitgliedsunternehmen vertritt, die unter anderem im Bereich Energie tätig sind, berichtet, dass Stadtwerke und kommunale Energieversorger prüfen müssen, welche Stränge ihres Gasnetzes sie auf grüne Gase umrüsten und welche sie stilllegen.

Umfrage bei Stadtwerken und Versorgern


In einer Umfrage unter 609 Stadtwerken und kommunalen Energieversorgern hat der VKU nun ermittelt, wie der aktuelle Stand bei diesen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass für 46 Prozent der Befragten bislang noch nicht feststeht, was in Zukunft mit ihrem Gasnetz passiert. Mehr als jedes fünfte Stadtwerk (23 Prozent) plane demnach eine Mischung aus Stilllegung und Umrüstung auf grüne Gase wie Wasserstoff. 19 Prozent der befragten Unternehmen habe angegeben, dass sie ihr Gasnetz stilllegen und auf Fernwärme und Wärmepumpen setzen werden. Nicht nur für Endkunden, sondern auch für viele der Energieversorger scheint die Lage also ungewiss zu sein.

Das fordert der VKU


Laut VKU wurden Gasnetze ursprünglich für den Dauerbetrieb gebaut, für einen geordneten Ausstieg aus dem Gasnetzbetrieb würden schlicht die rechtlichen Grundlagen fehlen. Im Gegenteil seien Versorger sogar grundsätzlich verpflichtet, weiter Kunden anzuschließen und zu versorgen. Unklar sei oftmals auch, wer die Kosten für die Stilllegung übernehmen muss. Deshalb fordert der VKU von der Bundesregierung nun, Rechtssicherheit für Stilllegung und Umrüstung der Gasnetze zu schaffen.

Soziale Probleme befürchtet


Der Verband sieht zudem die Gefahr einer sozialen Schieflage: Aktuell geht der VKU davon aus, dass sich die finanzstarken Haushalte schneller vom Gas trennen. Von den steigenden Netzentgelten dürften die finanzschwächeren Haushalte und kleine sowie mittelständische Unternehmen, die oftmals auf gasförmige Energieträger angewiesen sind, betroffen sein. „Der Weg zur Klimaneutralität darf weder zu einer sozialen Schieflage führen noch dem Mittelstand das Rückgrat brechen. Deswegen schlagen wir eine Kombination aus Selbstzahlung und Umstellbonus vor, flankiert von einem Gasnetzkompensationskonto“, so Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer.

Je näher das Jahr 2045 mit dem Ende der Erdgasversorgung rücke, desto größer sei die Gefahr eines Flickenteppichs und erheblicher Verunsicherungen bei den Verbrauchern. Die Bundesregierung könne das verhindern, indem sie klare Regeln für einen geordneten Ausstieg aus dem Erdgas aufstelle. Für Energieversorger wie für Verbraucher bleibt die Zukunft also vorerst ungewiss.

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