Kissenbrück. Schon seit dem Pisa-Schock 2001 beschäftigt sich Dr. Christoph Michel damit, wie man Kinder für Naturwissenschaften begeistern kann. Damals war der Diplom-Chemiker viel im Außendienst unterwegs und hatte reichlich Zeit, sich neue Experimente auszudenken. Seit rund fünf Jahren betreibt er seinen YouTube-Kanal „Entdeckerlab“ – und der kommt an: Mittlerweile zählt er 16.900 Abonnenten, seine Videos wurden knapp fünf Millionen Mal angesehen. regionalHeute.de hat Michel in Kissenbrück besucht.
Seine Leidenschaft fürs Experimentieren begann 2003 im örtlichen Kindergarten: Mit einfachen Versuchen fesselte er die Kinder und staunte über deren Aufnahmefähigkeit. Daraus entstand 2004 das Projekt „Science for Kids“ und später der Entdeckerladen, den er 2005 gemeinsam mit seiner Frau Britta in Wolfenbüttel eröffnete. Dort fanden nicht nur Experimentierkurse statt, sondern auch regelmäßige Experimentiershows im Kinder-Erlebnismuseum. Im Laufe der Zeit sammelte sich immer mehr Ausrüstung an – ideal, um 2019 schließlich einen eigenen YouTube-Kanal zu starten.
Ein kleines Studio mit großer Wirkung
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: In einer Ecke seines Lagers hat Michel ein eigenes Mini-Filmstudio eingerichtet, inklusive Hintergrund, Beleuchtung und drei Kameras, um verschiedene Perspektiven einzufangen. Hier macht er fast alles selbst: Er tüftelt an den Experimenten, übernimmt Regie und Kameraführung und schneidet anschließend die Videos am Computer. Veröffentlicht wird zweimal pro Woche: Sonntags um 18 Uhr ein Querformat-Video zwischen drei und zehn Minuten Länge und mittwochs ein kurzes „YouTube Shorts“-Video im Hochformat.
Durchsichtige Perlen, eckige Seifenblasen und eine Portion Knall
Michel experimentiert jedoch nicht nur im Studio: Er dreht auch draußen auf der Wiese, im Wasser der Oker oder im heimischen Garten. Als Inspirationsquelle dient ihm dabei unter anderem YouTube selbst. Das Spektrum seiner Experimente reicht vom Verschwindenlassen von Gelperlen in Wasser bis hin zu lauten Knall-Effekten beim Karbidschießen. Auch Seifenblasen in ungewohnten Formen sind keine Seltenheit – hier wird jeder zum staunenden Forscher.
Für Eltern, Großeltern – und natürlich die Kinder
Zwar richten sich Michels Inhalte eher an die Erwachsenen, die gemeinsam mit dem Nachwuchs tüfteln sollen, doch langweilig wird es dabei garantiert nicht. Gerade kleine Aha-Erlebnisse und ein bisschen Nervenkitzel gehören für Michel zur kindlichen Entwicklung: „Kinder, die nichts dürfen, werden Erwachsene, die nichts können!“ Das bestätigen auch Chemie-Kollegen, etwa an der TU Braunschweig, die über fehlende praktische Erfahrungen bei Erstsemestern klagen. „Früher hatte fast jeder einen Chemiebaukasten – die älteren Leute kennen noch Experimente, die heute als ‚zu gefährlich‘ gelten“, erzählt Michel.
Ein Hobby mit Zukunft
Besonders stolz ist der Chemiker auf das positive Feedback seiner Community. Zwar gibt es inzwischen auch ein kleines Taschengeld von YouTube für die viele Arbeit, doch im Vordergrund steht für Michel der Spaß an der Sache. Und er hat schon Pläne für die Zukunft: Wenn er das Rentenalter erreicht, möchte er sich noch intensiver mit seinen Experimenten beschäftigen und vielleicht auch Kurse anbieten. An zündenden Ideen mangelt es jedenfalls nicht.
Wer nun Lust bekommen hat, selbst etwas zu experimentieren, findet das Entdeckerlab von Dr. Christoph Michel auf YouTube – hier geht’s direkt zum Kanal: https://www.youtube.com/c/entdeckerlabexperimentezumnachmachen
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