Essen. Eon-Chef Leonhard Birnbaum hält einen Abbau von Bürokratie und eine Begrenzung der Kosten für erforderlich, um einen Vertrauensverlust der Bürger in das Gelingen der Energiewende zu stoppen. In den vergangenen Monaten sei die Akzeptanz für die Energiewende messbar zurückgegangen, schrieb Birnbaum in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin "Capital" am Donnerstag.
Er verwies auf eine aktuelle Erhebung der Eon-Stiftung, wonach 60 bis 70 Prozent der Deutschen bei den Themen Energiewende und Klimaschutz skeptisch in die Zukunft schauten. Offenbar gebe es hier Zweifel, dass die Energiewende ohne erhebliche Wohlstandsverluste gelingen könne, schrieb der Chef von Deutschlands größtem Netzbetreiber.
"Nicht die Energiewende selbst ist das Problem", so Birnbaum. "Es ist die Tatsache, dass Deutschland die Energiewende bislang besonders teuer und besonders kompliziert macht." Die Unzufriedenheit sei daher auch "eine Chance".
Um die Energiewende besser zu machen, seien "Sachlichkeit und Ehrlichkeit statt erhobenem Zeigefinger und Paternalismus" erforderlich, so Birnbaum. Die Politik und auch die Unternehmen als Umsetzer müssten "erklären, warum wir die Energiewende machen, was sie kann und was nicht".
Zudem solle sich die Politik darauf konzentrieren, einen langfristigen und verlässlichen Rahmen für das Ziel der Senkung der CO2-Emissionen zu setzen statt auf immer mehr Vorschriften im Detail. "Bürger und Wirtschaft schaffen den Rest", schrieb er.
Als "Land der Ingenieure" könne sich Deutschland bei der Energiewende auf das Know-how seiner Experten verlassen, so der Eon-Chef. "Wir haben allerdings auch einen hohen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften und Projektleitern. Ebenfalls knapp ist die Ressource Kapital." Daher sei es notwendig, dass die Investitionen in die Energieinfrastruktur wettbewerbsfähig verzinst seien.
Birnbaum forderte zugleich, die "Systemkosten" der Energiewende stärker als bisher im Auge zu behalten. "Die Bundesregierung sollte sich zum Beispiel die Frage stellen, wie der Ausbau der Erneuerbaren regional gesteuert werden kann", schrieb er. Die Energiewende gelinge nur, "wenn die Energie auch da ankommt, wo sie gebraucht wird, und dabei die Kosten des Gesamtsystems nicht durch die Decke gehen".
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