Equal Pay Day: Frauen verdienen nach erster Geburt deutlich weniger

Am heutigen Dienstag, 17. März ist Equal Pay Day. Damit soll auf die immer noch weit auseinander klaffenden Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern aufmerksam gemacht werden.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Region. Am 17. März ist der Tag, der symbolisch den Gehalts- oder Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in Deutschland markiert. Der sogenannte Gender Pay Gap, die durchschnittliche Lücke im Brutto-Stundenverdienst zwischen Männern und Frauen, liegt in Deutschland über die letzten Jahre bei etwa 21 Prozent – und damit weit über dem Durchschnitt der OECD Länder (15 Prozent). Dies berichtet Marion Lenz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig.


Neben dem diesjährigen Motto „Auf Augenhöhe verhandeln – Wir sind bereit“, erläuterten Cornelia Koch vom DGB-Kreisfrauenausschuss Braunschweig und die kommunale Gleichstellungsbeauftragte Marion Lenz, wie sich das Einkommen von Eltern nach der Geburt ihres ersten Kindes drastisch auseinanderentwickelt - je konservativer ein Land, desto größer die “Kindstrafe”.

Die wichtigsten messbaren Gründe für den unbereinigten Gender Pay Gap: Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, in denen schlechter bezahlt wird, und sie erreichen seltener Führungspositionen. Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger. Das ist weder zeitgemäß noch gerecht! Was muss passieren, damit sich daran endlich etwas ändert?
Das Motto 2020 „Auf Augenhöhe verhandeln – Wir sind bereit“ räumt mit dem Vorurteil auf, dass Frauen die Lohnlücke selbst zu verantworten haben. Es ist ein Mythos, dass Frauen nicht verhandeln wollen.

"Zickig oder durchsetzungsstark?"


Studien belegen, dass Frauen sehr wohl Gespräche nach Gehaltserhöhung und Beförderung initiieren – sogar öfter als Männer. Männer allerdings werden häufiger aktiv von ihren Vorgesetzten gefragt. Dass Frauen weniger erfolgreich in Verhandlungen sind, liegt an unbewussten Vorurteilen und tradierten Rollenbildern auf beiden Seiten. Dieses führt dazu, dass Frauen weniger Gehalt angeboten bekommen. Frauen, die fordernd auftreten, werden oft als zickig wahrgenommen, Männer als durchsetzungsstark. Das verunsichert Frauen und lässt sie in Verhandlungen zurückhaltend auftreten. Transparente und faire Kriterien zu Beförderung und Gehaltserhöhung in Unternehmen beugen unbewussten Denkmustern vor und erleichtern Frauen und Personalverantwortlichen die Verhandlungen.


"Einkommensverlust durch Elternschaft"



Ein internationales Forscherteam hat 2019 untersucht, wie sich das Einkommen von Eltern nach der Geburt ihres ersten Kindes entwickelt („Child Penalties Across Countries“). Die Ergebnisse sind drastisch.


Das Gehalt von Frauen und Männern vor der Geburt des ersten Kindes entwickelt sich sehr ähnlich. Der Gender Pay Gap, die oft beschriebene Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, ist zu Karrierebeginn gering oder nicht vorhanden. Mit der Elternschaft verändert sich dies drastisch, die langfristigen Folgen sind sehr unterschiedlich. In Dänemark verdienen Mütter auf lange Sicht 21 Prozent weniger als Männer, in Schweden 27 Prozent. In Deutschland ist der Child Penalty mehr als doppelt so groß, nämlich 61 Prozent.

“In Dänemark wird von Frauen nicht erwartet, dass sie sich zu Hause um die Kinder kümmern. In Deutschland halten das die meisten Menschen für richtig”, so Ökonomieprofessor Zweimüller, einer der Studienbeteiligten.

Je konservativer ein Land, desto größer die “Kindstrafe” – so könnte man diese Vermutung der Studie stark verkürzt zusammenfassen.
Zusätzlich zu den Unterschieden in den Brutto-Stundenverdiensten spielt hier der – häufig unfreiwillige – geringere Erwerbsumfang eine große Rolle, der wiederum mit der ungleich verteilten Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern zusammenhängt. Die Unterschiede zwischen den Erwerbsverläufen und Verdiensten von Männern und Frauen führen zu großen Unterschieden in den Lebenseinkommen und, in Folge, bei den Renteneinkommen von Männern und Frauen. Der sogenannte Gender Pension Gap beträgt in Deutschland etwa 53 Prozent – ein im internationalen Vergleich sehr hoher Wert. In Dänemark liegt der Gender Pension Gap nur bei 24 Prozent.