Braunschweig/Wolfenbüttel. Nachdem die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie und bei Volkswagen kein verbindliches und klar beziffertes Angebot vorgelegt hat, blickt die IG Metall Braunschweig auf eine Warnstreikwoche mit hoher Beteiligung zurück – trotz Corona-Bedingungen. Mit dem Ende der Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie am 2. März beteiligten sich an den Ausständen, die wegen der Pandemie in der Regel als Frühschluss-Warnstreiks mit mindestens einstündiger Dauer durchgeführt wurden, unter anderem Beschäftigte von Volkswagen, Volkswagen Financial Services, Volkswagen Group Services, Siemens, Lanico, Bühler, BMA und Flammenfilter in Braunschweig sowie MKN, AGCO und Ficosa in Wolfenbüttel. Egal ob bei den Frühschlussaktionen, bei kreativen Kundgebungen vor den Werkstoren oder im Homeoffice beim virtuellen Streikcafé: die Beteiligung an den Warnstreiks war hoch. Dies teilt die IG Metall in einer Pressemitteilung mit.
Insgesamt seien zirka 7.000 Beschäftigte in den kurzzeitigen Ausstand getreten. Eva Stassek, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig stellt klar: „Die Arbeitgeber haben diese Reaktion provoziert. Unter erschwerten Corona-Bedingungen haben die Kolleginnen und Kollegen bewiesen, dass sie sich mit großem Einsatz für ihre berechtigten Forderungen engagieren. Bei Volkswagen gibt es mittlerweile erste Zeichen, dass dieses Signal angekommen ist und weiterverhandelt werden soll. Wir appellieren an die Arbeitgeber, endlich tragfähige Angebote vorzulegen. Denn sie können sich sicher sein: Geringschätzung der Leistung der Beschäftigten und Unterschätzung der Durchsetzungsfähigkeit der Kolleginnen und Kollegen sind fatale Fehler! Kommt in der nächsten Zeit kein konstruktiver Lösungsvorschlag für den Konflikt, werden wir noch eine Schippe drauflegen.“
Die Zweite Bevollmächtigte Garnet Alps ergänzt: „Die Kolleginnen und Kollegen haben gezeigt, was sie vom Vorgehen der Arbeitgeber halten: Nichts! Die Verhandlungsargumente der Arbeitgeberseite sind eine Unverschämtheit. Anstatt zu jammern, sollten sich die Arbeitgeber besinnen und ein Angebot vorlegen, das die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen wertschätzt. Passiert das nicht, sind weitere Warnstreiks unvermeidlich. Unsere Kolleginnen und Kollegen in Braunschweig und Wolfenbüttel sind dazu bereit.“
Das fordert die IG Metall
Im Organisationsbereich der IG Metall Braunschweig (zu dem auch die Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt zählen) würden über 6.000 Beschäftigte zu den Bedingungen des Flächentarifvertrages der Metall- und Elektroindustrie gehören. Die IG Metall fordert eine Entgeltsteigerung von vier Prozent für zwölf Monate, Möglichkeiten zur Beschäftigungssicherung (dort, wo es nötig ist, kollektive Absenkung der Arbeitszeit mit Teilentgeltausgleich) und Zukunftstarifverträge (Investitionen). Darüber hinaus führe die IG Metall mit den Arbeitgebern Gespräche über die Verbesserungen der Übernahme von Auszubildenden und dual Studierenden. Die Friedenspflicht sei am 2. März 2021 um null Uhr geendet.
Das Volkswagen-Forderungspaket umfasse die Erhöhung des Entgelts um vier Prozent für zwölf Monate, die Zusicherung von 1.400 Ausbildungsplätze über alle Werke für zehn Jahre zu erhalten und die Ausweitung der tariflichen Freistellungszeiten für alle IG Metall Mitglieder. In Braunschweig würden zu den tariflichen Bedingungen bei Volkswagen und VW-Töchtern insgesamt zirka 14.000 Beschäftigte (Volkswagen Werk und Volkswagen Financial Services sowie Volkswagen Bank) arbeiten.
Ebenfalls in der Tarifrunde seien die Beschäftigten der VW Group Services. Die IG Metall fordert auch hier vier Prozent mehr Entgelt für zwölf Monate und die Ausweitung der tariflichen Freistellungszeiten für IG Metall Mitglieder. In Braunschweig seien zirka 1.500 Beschäftigte in Projekten für VW und FSAG tätig.
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