Celle. Der Fuchsbandwurm und der Hundebandwurm sind gefährliche Parasiten, die von Tieren auf den Menschen überspringen und zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen können. In Deutschland kommt das glücklicherweise bislang selten vor. Im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle ist jetzt jedoch ein Patient mit einer Hundebandwurm-Erkrankung der Galle behandelt worden – und das äußerst erfolgreich. So berichtet das Klinikum in einer Pressemitteilung.
„Der 33-jährige Mann war wegen starken rechtsseitigen Oberbauchschmerzen und mehrfachem Erbrechen in unsere zentrale Notaufnahme gekommen“, sagt Prof. Dr. med. Stephan Hollerbach, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie/Endoskopie am Allgemeinen Krankenhaus Celle. „Der Patient berichtete, dass er zuvor in einem auswärtigen Klinikum in Nordrhein-Westfalen wegen eines gutartigen Zwölffingerdarmgeschwür behandelt worden war. Bei der Untersuchung stieß man dort auf eine suspekte Zyste in der Leber, die weiter abgeklärt werden sollte, was leider nicht erfolgte.“
Im AKH nahm man nun auch weitergehende Untersuchungen vor, wobei sich ein Stau der Gallenwege durch Parasiten-Abgang zeigte. „Daher wurde nun zur Sofortbehandlung prompt eine sogenannte ERCP mit endoskopischer Papillotomie durchgeführt – eine weltweit etablierte endoskopische Methode für verschiedene Erkrankungen in diesem Bereich“, so der Mediziner. Dabei wurden mehrere weiße, gummiartige kleine Teilchen in der Gallenflüssigkeit entdeckt, die auf eine Erkrankung im Zusammenhang mit Hundebandwurm schließen lassen.
Lebensgefährliche Krankheit
Die Behandlung war ein voller Erfolg, nach dem Eingriff wurde der Patient rasch beschwerdefrei. Der 33-Jährige erhielt nun parallel auch noch Parasiten-stoppende Medikamente. „Es folgten weitere Untersuchungen, da der Parasit auch oftmals noch andere Organe befällt“, erklärt der Chefarzt. Das war in diesem Fall glücklicherweise nicht so, betroffen waren allein Galle und Leber. „Durch den Hundebandwurm wird die sogenannte zystische Echinokokkose ausgelöst, eine sowohl für Tiere als auch für den Menschen lebensgefährliche Erkrankung“, erklärt Prof. Hollerbach. Die Parasiten sind etwa drei bis sechs mm lang und leben im Dünndarm von Hunden und Katzen. Mit dem Kot scheiden befallene Tiere die Bandwurm-Eier aus, welche auch unter ungünstigen klimatischen Bedingungen monatelang ansteckend bleiben. Menschen können sich dann mit der Aufnahme dieser Eier, etwa durch kontaminiertes Wasser oder pflanzliche Nahrungsmittel, Erde oder auch durch Kontakt mit dem Fell infizierter Tiere anstecken.
„Zwischen Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit können Monate oder sogar Jahre vergehen“, sagt der Mediziner. Zumeist ist die Leber betroffen, aber auch andere Organe können befallen sein, wie beispielsweise die Lunge.
„Erkrankungen durch den Hundebandwurm sind bislang in Nordeuropa eher selten zu finden, im Zuge der zunehmenden Globalisierung, Urlauben in fernen Ländern und Migrationsbewegungen verschwimmen hier jedoch die Grenzen“, sagt Prof. Hollerbach. „Medizinerinnen und Mediziner sollten dementsprechend auch den Horizont um vormals eher regionale Symptomatiken und Befunde erweitern.“
Wichtige Vorsichtsmaßnahmen
Auch gegen den Hundebandwurm helfen die aus ähnlichen Zusammenhängen mit anderen Parasiten oder Infektionen bekannten Vorsichtmaßnahmen. Bodennah wachsende Waldfrüchte sowie Gemüse, Salat, Beeren und Fallobst aus Freilandkulturen vor dem Verzehr
gründlich waschen, nach dem Ernten und der Berührung von Erde gründlich die Hände waschen, in diesem Zusammenhang getragene Schuhe vor dem Betreten von Wohnräumen ausziehen – und natürlich ist auch beim Umgang mit mäusefangenden Katzen und Hunden eine gute Hygiene sehr wichtig.
mehr News aus der Region