Niedersachsen. Aus der heutigen Konferenz des niedersächsischen Krisenstabes kann durchaus eine positive Stimmung mitgenommen werden. Denn nun sei man "optimistisch, da man das Plateau erreicht habe", wie es Heiger Scholz, Leiter des Krisenstabes der Landesregierung, beschreibt. Gemeint ist, dass der Höhepunkt der Omikronwelle erreicht beziehungsweise schon überschritten sei. Hier beruft sich Scholz auf aktuelle Zahlen aus Niedersachsen, die zwar in manchen Bereichen und Aspekten schwanken, aber nicht mehr das Wachstum verzeichnen, wie noch vor einigen Wochen, oder sogar sinken.
Die heutige Inzidenz liegt, laut Scholz, bei 1.182,7. Hier gab es einen leichten Anstieg im Vergleich zur Vorwoche (1.169). Der Landkreis mit der höchsten Inzidenz ist der Celle (über 2.000), während Göttingen die niedrigste aufweist (unter 600). Die restlichen Kommunen bewegen sich zwischen diesen beiden Polen. Positiv sei auch, dass sich die Inzidenzen bei jungen Menschen gleichmäßiger verteilten als zuvor. Aber auch hier könne es bei manchen Gruppen leichte Schwankungen nach oben geben.
So verzeichnet man bei den 0- bis 5-Jährigen mit 1.229 "etwas mehr als in der Vorwoche", aber bei den Grundschulkindern deutlich weniger (heute: 2.857/ Vorwoche: 3.283). Bei den 12- bis 19-Jährigen (2140/ 2076), bei den Über-60-Jährigen (397/ 329) und den Über-80-Jährigen (387/ 317) steigen die Zahlen hingegen. Dadurch könne der Eindruck geweckt werden, dass sich Omikron durch die Generation hindurch nach oben ziehe und demnächst mehr bei älteren auftauchen könnte. Das könnte problematisch werden, da Ältere anfälliger für einen schweren Verlauf seien.
Omikron weiter dominant - weniger Menschen auf der Intensiv
Auch ist Omikron, mit 99,7 Prozent, immer noch die dominierende Variante des Virus. Gerade mal 0,3 Prozent der Infizierten wiesen die Deltavariante auf. Allerdings könnten in einigen wenigen Fällen auch ältere Varianten auftauchen oder wiederkehren. Momentan habe die Landesregierung jedoch keine Kenntnisse über neue Varianten, aber man wisse auch nicht, was der Herbst mit sich bringt. Eine Infektion mit Omikron sei zudem geeignet, um sich vor einer weiteren Omikron-Infektion, aber nicht, um sich vor anderen Variante zu schützen.
Die Landesregierung bleibe trotzdem positiv gestimmt, denn die Impfquoten seien hoch. So seien 76 Prozent der Niedersachsen grundlegend immunisiert. Bei den Über-60-Jährigen seien es sogar 90,5 Prozent. 60 Prozent der Bevölkerung in Niedersachsen sei zudem aufgefrischt. Das gilt auch für 79,5 der Über-60-, 32,6 der 12-bis-19- und für 69,8 Prozent der Ü-18-Jährigen. Daten zur vierten Impfung liegen derzeit nicht vor.
Zudem schwanke auch die Hospitalisierungsinzidenz zwischen 11 und 12 und verzeichne kein Wachstum. Ähnliches wird auch bei der Intensivbettenauslastung beobachtet. Die tendiert im Moment zwischen 5,2 und 5,9. "Insgesamt eine positive Entwicklung", resümiert Scholz. Denn bei der Alpha- und Deltavariante waren noch drei bis vier Prozent der Infizierten im Krankenhaus und von denen 70 bis 80 Prozent auf der Intensivstation.
Bei Omikron gebe es zwar mehr Infektionen, jedoch liegen nur 0,7 Prozent auf einem Krankenhausbett und zirka die Hälfte von diesen Menschen auf der Intensivstation. In absoluten Zahlen seien 1.021 Erwachsene im Krankenhaus, davon 891 auf der normalen Station und 130 auf der Intensivstation. Von den 130 werden derzeit 63 beatmet. Zudem sind derzeit 51 Kinder im Krankenhaus, wovon zwei auf der Intensiv. Das erste Mal seit längerer Zeit muss ein Kind beatmet werden.
Geimpft oder nicht geimpft?
Geimpft oder nicht geimpft? Wer liegt eigentlich im Krankenhaus? Dazu gibt das Land keine konkreten Zahlen raus, da keine flächendeckenden Zahlen existierten. Hier würden nicht alle Ärzte den Impfstatus des Patienten melden. Laut Scholz, seien nach seinen Kenntnissen 80 Prozent jedoch ungeimpft.
Lieferverzögerung bei Novavax
Eine Alternative zu den bisherigen Impfstoffen könnte Novavax darstellen, aber der Zuspruch sei nicht so groß, wie einst erwartet. Denn bei 140.000 bestellten Impfdosen, seien nur 7.500 Menschen auf einer Warteliste. Ob es überhaupt 140.000 Dosen sein werden, ist fraglich, genau wie die geplante Auslieferung des Impfstoffes in der kommenden Woche. Grund hierfür sei, dass die Lieferanten mögliche Verzögerungen angekündigt haben. Einen definitiven Termin gebe es weder vom Bund noch vom Land. Nach jetzigem Stand sei eine erste Impfaktion am ersten Märzwochenende geplant. Da der Bund den Impfstoff beschafft, fielen für das Land keine Kosten an.
"Es ist Land in Sicht"
Über mögliche Lockerung werde aber erst morgen, nach der Ministerpräsidentenkonferenz, berichtet. Regierungssprecherin Anke Pörksen bestätigt jedoch, dass man sich über den Beschlussvorschlag austauschen werde, in dem auch Lockerungen vorgesehen sind. Die Tendenz sei positiv und daher sollen alle Menschen in Niedersachsen dies merken. "Es ist Land in Sicht", umschreibt daher Pörksen, die aktuelle Situation in Niedersachsen. Deshalb seien umsichtige Lockerungen im Gespräch und nicht nur in einzelnen Bereichen.
Quarantänepflichten werden jedoch solange erhalten bleiben, wie sie nötig sind, stellt Pörksen klar. Sollten Menschen in die Niederlande fahren wollen, weil dort schon am Wochenende gelockert werde, sollen man aber "aufpassen, wenn Umgeimpfte in Klubs mitfeiern oder keine Maßnahmen gelten", so Pörksen weiter.
Eine Entscheidung über den Verbleib der LUCA-App werde voraussichtlich bis nächste Woche getroffen werden. Von Frühwarnsysteme für eine Zeite mit niedrigen Inzidenzen halte die Landesregierung wenig, da sie in Pilotprojekten nicht überzeugend seien. Hier müsse auf eine "allgemeine Überwachung" gesetzt werden, und sich nicht bloß auf die Inzidenzwerte beziehen.
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