Berlin. Die Mehrheit (67 Prozent) der Internetnutzer in Deutschland ist auch im Jahr 2023 Opfer von Cyberkriminalität geworden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Vor einem Jahr war der Anteil allerdings mit 75 Prozent noch etwas höher gewesen.
30 Prozent mussten in den vergangenen zwölf Monaten keine solchen Vorfälle verzeichnen, drei Prozent wollten dazu keine Angaben machen. Am häufigsten berichten Internetnutzer über Phishing, also Versuche, per Mail, Kurznachricht oder Telefon, persönliche Informationen wie Passwörter herauszubekommen (35 Prozent). Bei sechs Prozent wurden auf diesem Weg Zugangsdaten zu einem Online-Dienst erfolgreich ausspioniert. 30 Prozent sind beim Online-Einkauf betrogen worden, acht Prozent wurden als Verkäufer von Waren online betrogen.
Rund ein Viertel (26 Prozent) ist im Internet verbal massiv angegriffen oder schwer beleidigt worden, fünf Prozent wurden sexuell belästigt. Bei einem Fünftel (20 Prozent) wurde der Computer mit Schadprogrammen wie Viren infiziert, bei 13 Prozent das Smartphone.
Einen Angriff mit Ransomware, bei dem Daten verschlüsselt und nur gegen Lösegeld wieder zugänglich gemacht werden, haben auf ihrem PC ein Prozent erlebt, auf dem Smartphone drei Prozent. 13 Prozent wurden Opfer von Betrug beim Online-Banking oder ihre Kontodaten wurden missbraucht. Darüber hinaus geben vier Prozent der Betroffenen an, dass eine Person sich im Internet unter dem eigenen Namen ausgegeben hat, bei zwei Prozent wurden E-Mails in ihrem Namen versendet.
Bei einem Drittel (33 Prozent) der von Cyberkriminalität Betroffenen ist kein finanzieller Schaden entstanden, 14 Prozent können oder wollen dazu keine Aussagen machen. Bei den übrigen ist im Durchschnitt im vergangenen Jahr ein Schaden von 262 Euro entstanden. Neun Prozent haben ein Schaden von weniger als 50 Euro erlitten, 30 Prozent einen von 50 bis 150 Euro, zehn Prozent von 150 bis 500 Euro und fünf Prozent wurden sogar um 500 Euro oder mehr geschädigt.
30 Prozent der Betroffenen haben nach einem kriminellen Vorfall nichts unternommen. Rund die Hälfte (54 Prozent) hat das Gespräch mit Familie oder Freunden gesucht. Ähnlich viele (48 Prozent) haben sich an das Unternehmen gewandt, dessen Plattform für kriminelle Aktivitäten genutzt wurde, also etwa das soziale Netzwerk, der Online-Shop oder die Bank. 17 Prozent haben anschließend ihren dortigen Account gelöscht oder gekündigt. Acht Prozent haben in einem öffentlichen Beitrag, etwa auf Social Media, auf den kriminellen Vorfall aufmerksam gemacht, vier Prozent haben einen Rechtsanwalt aufgesucht und ein Prozent ist auf die Forderungen der Kriminellen eingegangen und hat zum Beispiel Lösegeld bezahlt.
Eine Anzeige bei der Polizei haben nur 14 Prozent erstattet, weitere neun Prozent haben sich an andere Behörden gewendet, etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Erfahrungen mit der Polizei waren bei denjenigen, die Anzeige erstattet haben, überwiegend negativ: So wurde nach Angaben der Befragten in keinem Fall ein Täter ermittelt oder verurteilt. 15 Prozent mussten sich an verschiedene Stellen wenden, bevor ihnen geholfen werden konnte, 43 Prozent bewerten den Aufwand durch die Anzeige im Nachhinein als zu hoch. 46 Prozent geben an, sie würden beim nächsten Mal auf eine Anzeige verzichten. Zugleich sagen immerhin 23 Prozent, die Polizei habe kompetent beraten und unterstützt.
Für die Erhebung befragte Bitkom Research von der 37. bis zur 42. Kalenderwoche 2023 telefonisch 1.018 Internetnutzer ab 16 Jahren.
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