Brüssel. Die neueste Prognose der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol erwartet auch in den kommenden Jahren ein deutlich geringeres Wachstum des Luftverkehrs in Deutschland als im restlichen Europa. Für den Zeitraum 2025 bis 2029 wird die Zahl der Flüge in Europa demnach im Durchschnitt um jährlich 2,3 Prozent steigen - in Deutschland dagegen nur um 1,7 Prozent, wie Eurocontrol am Donnerstag mitteilte.
Damit bestätige sich erneut die Warnung des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), dass die Schere bei der Entwicklung des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie zwischen Deutschland und den anderen europäischen Ländern immer weiter auseinanderklafft.
Während der Luftverkehr in der EU gemessen an den Flugbewegungen laut Eurocontrol schon im Jahr 2025 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen wird, ist dies in Deutschland aufgrund der unterdurchschnittlichen Entwicklung nicht einmal bis zum Ende des Jahrzehnts zu erwarten.
BDL-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang zeigte sich besorgt: "Mit der Eurocontrol-Prognose gibt es einen weiteren Beleg dafür, dass der Luftverkehrsstandort Deutschland zunehmend abgehängt wird. Die Airlines machen aufgrund der überhohen staatlichen Standortkosten einen Bogen um Deutschland", so Lang.
"Damit das Flugangebot sich wieder so entwickelt wie im restlichen Europa brauchen wir ein echtes Entlastungspaket für einen wettbewerbsfähigen Luftverkehrsstandort. Unsere schwächelnde Wirtschaft ist auf eine gute Anbindung an ihre internationalen Märkte angewiesen", sagte der BDL-Chef. Damit Deutschland wie bisher an den Rest der Welt angebunden werde, "muss vor allem die Luftverkehrsteuer so schnell wie möglich gestrichen werden".
Beim Start eines typischen Mittelstreckenflugs an einem deutschen Flughafen fallen laut Eurocontrol staatliche Abgaben (Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühr, Flugsicherungsabgaben für An- und Abflug) in Höhe von 4.500 Euro an, in Spanien beispielsweise nur 660 Euro.
Daher seien neben der Abschaffung der Luftverkehrsteuer weitere Entlastungen nötig, zum Beispiel bei der Luftsicherheitsgebühr. Hier ist jedoch eine weitere Kostensteigerung bereits beschlossen: 2025 steigt der maximale Gebührenrahmen pro Passagier von bislang maximal 10 auf bis zu 15 Euro. Dies kritisierte Lang: "Solche Kostensteigerungen sind genau das Gegenteil von dem, was der Luftverkehrsstandort Deutschland jetzt braucht. Sie passen nicht in die Zeit."
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