Berlin. Die aktuellen Unions-Anträge zur Begrenzung von Migration stoßen bei der evangelischen Kirche auf starken Widerspruch. "Sie sind aus unserer Sicht nicht dazu geeignet, die Probleme zu lösen, weil sie einen deutschen Alleingang darstellen", sagte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs im Gespräch mit dem "Focus" (Freitagsausgabe). "Wir können die Probleme aber nur gemeinsam in der EU lösen."
Die Bischöfin von Hamburg forderte, am Recht aufs Asyl festzuhalten. "Auch müssen auf europäischer Ebene gemeinsame Lösungen, etwa gerechtere Verteilschlüssel, gefunden werden. Und schließlich brauchen wir eine schnellere und leichtere Einwanderung von Fachkräften", sagte sie.
Die aktuelle deutsche Diskussion setze zu sehr auf Abschreckung und befördere Vorurteile gegen alle zugewanderten Menschen. "Dabei sollte unser aller Aufgabe doch immer sein, Vorurteile abzubauen und die Rechte der Schwächeren zu stärken", so Fehrs.
"Die Würde des Menschen endet nicht an Ländergrenzen. Dafür werden wir uns weiterhin mit unseren katholischen, aber auch orthodoxen Geschwistern einsetzen", sagte die EKD-Ratsvorsitzende. "Auch wenn es innerhalb des demokratischen Spektrums natürlich immer Abstimmungsprozesse geben muss, sollte klar sein, wo die roten Linien sind."
Die EKD-Ratspräsidentin widersprach zudem ihrem Pastorenkollegen und früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck, der 2015 gesagt hatte: "Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich." Fehrs sieht Deutschland dennoch in der Verantwortung. "Unsere Möglichkeiten mögen endlich sein, doch die Verantwortung gegenüber Menschen in Not wird dadurch nicht kleiner", sagte sie. "Der Glaube erinnert uns daran, dass wir oft mehr schaffen können, als wir zunächst für möglich halten."
Evangelische Kirche weist Migrationspläne von CDU und CSU zurück
Die aktuellen Unions-Anträge zur Begrenzung von Migration stoßen bei der evangelischen Kirche auf starken Widerspruch.
Evangelische Kirche (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur