Ex-Nationalspieler Lehmann verteidigt Rüdiger

Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann hat Nationalverteidiger Antonio Rüdiger nach dessen Ausraster im spanischen Pokalfinale in Schutz genommen.

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Antonio Rüdiger (Deutsche Nationalmannschaft) (Archiv)
Antonio Rüdiger (Deutsche Nationalmannschaft) (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Berlin. Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann hat Nationalverteidiger Antonio Rüdiger nach dessen Ausraster im spanischen Pokalfinale in Schutz genommen. Die Emotionalität gehöre eben zu Antonio Rüdiger und mache auch große Spieler aus.


Im Nachrichtensender "Welt" sagte Lehmann: "Er ist so ein toller Spieler geworden, weil er ist, wie er ist. Und wenn man das jetzt aus ihm rausnehmen will, dann hat er vielleicht nicht mehr seine volle Leistungsfähigkeit. Ob wir uns erlauben können, auf ihn zu verzichten, da bin ich mir nicht so sicher." Natürlich habe Rüdiger "da kein einwandfreies Verhalten gezeigt", räumte Lehmann ein. "Ich finde aber, sowas ist zu entschuldigen; das sind halt Emotionen, die ab und zu mal mit jemandem durchgehen."

Man könne nicht stolz sein auf den sportlichen Erfolg von Rüdiger, gleichzeitig aber dessen persönlichen Werdegang ausblenden, findet Lehmann: "Wir freuen uns alle, dass Antonio Rüdiger unser bester Verteidiger ist für die Nationalmannschaft, dass er bei Real Madrid spielt, dass er dort die Champions League gewonnen hat, spanischer Meister geworden ist - und aus Deutschland jemand. Aber wir hinterfragen ja nie: Wie ist eigentlich jemand so gut geworden? Ich kann mir vorstellen, weil ich auch mal das Vergnügen hatte, gerade auch mit jemandem aus seinem engsten Umfeld zu sprechen, dass das schwierig ist, so hochzukommen als Jugendlicher, mit den ganzen Anfeindungen, die man da ertragen muss. Und das hat natürlich auch einen Grund, dass man dann ebenso gut wird. Und man wird so gut vielleicht, weil auch seine Mentalität ein bisschen anders ist als die der meisten anderen Spieler."

Der Deutsche Fußballbund sollte sich fragen, ob einwandfreies Verhalten auf und neben dem Platz wirklich das entscheidende Kriterium für eine Nationalmannschaftskarriere sein sollte, so Lehmann. "Wir können uns für den DFB dann fragen: Okay, wollen wir alles Spieler haben, die immer angepasst sind, die sich selbst bei größten Enttäuschungen, bei größtem vielleicht auch Ungerechtfertigkeiten, sich immer top benehmen? Oder wollen wir vielleicht auch mal Spieler haben, die einen vielleicht auch mal aufs nächste Level bringen und dann aber vielleicht auch ab und zu mal - leider, aber das passiert - eben so kleine Aussetzer haben. Und ich bin immer jemand, der sagt: Auf dem Fußballplatz sind so viele Emotionen, da muss man die Dinge verzeihen können. Und er hat sich entschuldigt."

Rüdiger werde ohnehin eine Strafe in Spanien erhalten, daher brauche es wohl keine zusätzliche Sperre durch den DFB: "Man sollte erst mal abwarten, wie lange er dort bestraft wird, ob man ihn dann eben überhaupt noch sperren muss in der Nationalmannschaft, ob es dann überhaupt Sinn macht, für eine gewisse Länge dieser Sperre dann eben auch Antonio Rüdiger einzuladen. Aber da muss man ja jetzt nicht sofort voreilig tätig werden. Er ist unser bester Verteidiger. Und am Ende wollen wir in Amerika bei der WM erfolgreich sein."

Natürlich hätten Fußballer auch eine Vorbildfunktion, räumte Lehmann ein. Aber es gehe im Fußball eben durchaus rau zu: "Wir reden hier immer noch über den Fußballplatz, wir reden hier über ein Fußballstadion. Und da, wo ich gespielt habe, zum Beispiel, da wird man konstant beleidigt von den Zuschauern in allerübelster Weise, gerade bei Auswärtsspielen. Und da kann man sich jetzt auch nicht nachher als Spieler hinstellen und sagen: Moment mal, die Zuschauer haben mich aber übelst beleidigt. Sondern das gehört leider dazu. Und als Fußballspieler sollte man das nicht tun. Ich rechtfertige das auch nicht und sage, das ist ein tolles Verhalten." Er selbst sei in seiner Karriere "manchmal selber emotional" gewesen, so Lehmann - so wie "auch die meisten meiner Mitspieler - und wir haben uns nicht immer optimal verhalten".