Existenzielle Krise: Kinobetreiber fordern "Gipfel" mit der Bundesregierung

Neben Lockerungen der Hygiene-Regeln und finanzieller Hilfen müsste auch das Thema Auswertungsfenster auf den Tisch.

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Symbolbild | Foto: regionalHeute.de

Berlin. Der deutsche Kinomittelstand sieht sich in seiner Existenz bedroht. In einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters fordern die Filmtheater deshalb kurzfristig weitere Hilfen und einen Kinogipfel. Das teilen die privatwirtschaftlich geführten Kinounternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.


Die mittelständischen, familiengeführten Kinos in Deutschland bangen um ihre wirtschaftliche Zukunft. Ohne staatliche Finanzhilfen könne ein großer Teil der deutschen Filmtheater die aktuelle Krise nicht überleben. Durch die Schließung der Kinos Mitte März und die nur zögerliche Wiedereröffnung seit Mitte Mai verzeichneten alle Kinobetreiber massive Umsatzeinbrüche und befänden sich in einer teils dramatischen Liquiditätssituation. "Zahlreiche mittelständische und familiengeführte Filmtheaterunternehmen sehen deshalb ihr Lebenswerk bedroht, obwohl sie in den vergangenen Jahren mehrere 100 Millionen Euro in neue Standorte, Technik und Servicekonzepte investiert haben", heißt es in der Pressemitteilung.

"Viele Arbeitsplätze sind bedroht"


In einem offenen Brief an Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, fordern die Kinounternehmen deshalb wirtschaftliche Hilfen sowie einen Kinogipfel. Ohne die Unterstützung der Bundesregierung, heißt es in dem Schreiben, werde es in Deutschland bald keine Filme, keine Besucher und keine Kinos mehr geben. Viele Arbeitsplätze seien bedroht. Zudem seien die Folgen für das kulturelle Leben und die Belebung der Innenstädte irreversibel. Der Brief wurde von insgesamt 68 Unternehmen unterzeichnet, die deutschlandweit für rund 1.300 Leinwände stehen und damit einen Marktanteil von 40 Prozent repräsentieren. Ähnlich wie der Kinogesamtmarkt rechnet auch der deutsche Kinomittelstand bis Jahresende mit einem Besucherrückgang zwischen 50 und 60 Prozent.

In dem Brief formulieren die mittelständischen Filmtheater konkrete Wünsche zur Bewältigung der Krise. So fordern sie eine weitere Lockerung der Hygienerichtlinien, um damit die Auslastung der Kinosäle erhöhen zu können. Denn vor dem Hintergrund der Kapazitätsbegrenzungen scheuen sich derzeit viele Verleihunternehmen neue Produktionen auszuliefern. Daneben fordern die Kinobetreiber finanzielle Unterstützung. „Mittlerweile ist deutlich erkennbar, dass im Jahr 2020 maximal die Hälfte des Normalbesuchs realisiert werden kann“, sagt Initiator Michael Pawlowski, geschäftsführender Gesellschafter der Filmpalast-Gruppe (Kieft und Kieft). „Bei einem fixkostenintensiven Geschäftsbetrieb und einem derartigen Umsatzrückgang sind Soforthilfen erforderlich.“

Auswertungsfenster gesetzlich regeln


Zudem appelliert der Deutsche Kinomittelstand an die Bundesregierung, das Auswertungsfenster für internationale Produktionen gesetzlich zu regeln. Deutsche Kinoproduktionen dürfen gemäß geltendem Recht erst nach sechs Monaten auf Streamingportalen gezeigt werden. Große US-Studios wie Universal haben diesen Zeitraum inzwischen auf nur 17 Tage reduziert, was zu einer Wettbewerbsverzerrung führt. Kim Ludolf Koch, Vertreter der Mittelstandsvereinigung Cineplex: „Dies dürfte einen weiteren Besucherrückgang provozieren, den viele Unternehmen nicht mehr ausgleichen können.“

Da die Probleme vielfältig sind und zudem wichtige Veranstaltungen wie der HDF-Kongress in Baden-Baden, die internationale Kinomesse in Barcelona und auch die Filmmesse in Köln ausfallen mussten, fordern die Kinounternehmen die Kulturstaatsministerin auf, einen Kinogipfel einzuberufen. Dort könne man gemeinsam Überlegungen entwickeln, wie man der dramatischen Situation der mittelständischen Filmtheaterunternehmen begegnen könne. Gregory Theile, geschäftsführender Gesellschafter des größten deutschen Familienunternehmens Kinopolis: „Bricht das Rückgrat der deutschen Kinowirtschaft weg, was ohne weitere Unterstützung in weiten Teilen der Fall sein wird, wird nur noch ein kleiner Teil in der Nische überleben können.“


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