Familienkonflikte vermeiden - Das gilt es zu beachten

Derzeit ist die Lage in den Familien noch überschaubar. Aber im Laufe der Zeit könnte sich das ändern.

von Julia Seidel


Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Aufgrund des Coronavirus haben seit 16. März die Schulen und Kindergärten geschlossen. Auch viele Arbeitnehmer müssen Zuhause bleiben, weil sie in Kurzarbeit geschickt wurden oder im Home Office arbeiten müssen. Durch das ausgesprochene Kontaktverbot sind die Familien in dieser Zeit auf sich gestellt. Das familiäre Leben spielt sich fast nur noch in der Wohnung ab. Eine Situation, die schnell einmal eskalieren kann. regionalHeute.de fragte nach der derzeitigen Lage in der Region.


Demnach habe es nach Aussage der Polizeidirektionen in den Regionen Salzgitter, Gifhorn, Wolfenbüttel und Goslar derzeit noch keine Auffälligkeiten mit Blick auf familiäre Gewalt seit der Kontaktsperre gegeben. Auch gestiegene Fallzahlen konnten bisher nicht ausgemacht werden. Ein Zustand, der jedoch auf die Kürze der Zeit zurückzuführen sei, wie Polizeisprecher der Direktion Salzgitter, Matthias Pintak, im Gespräch mit regionalHeute.de vermutet. Über das Jahr hinweg komme es immer wieder zu Streitigkeiten. Dass diese nun zugenommen hätten, könne er anhand von Zahlen jedoch noch nicht belegen. Dennoch vermutet er, dass die Fallzahlen im Laufe der Zeit und bei Anhalten der Situation durchaus steigen könnten. Gerade, wenn Kinder nicht ausgelastet werden können, könnten die Eltern schnell an eine Grenze geraten. Diesen Zustand müsse man weiterhin beobachten. Auch die Jugendämter der Landkreise Peine, Gifhorn und Wolfenbüttel sowie der Städte Wolfsburg und Braunschweig konnten zurzeit keinen Anstieg verzeichnen.

Auffällig seien hingegen zahlreiche Anrufe wegen der Umgangsproblematik bei getrennt lebenden Eltern, so der Landkreis Gifhorn. Aufgrund des Kontaktverbotes gebe es viele Unsicherheiten, ob der Umgang stattfinden könnte oder sollte. Hier werde versucht, durch telefonische Beratung für jede Familie eine individuelle Lösung zu finden. Weitere Informationen zum Thema Besuchsrecht gibt es Hier.

Besondere Maßnahmen in einer besonderen Situation


Dennoch befürchtet die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle des Landkreises Peine, Gesine Götting, dass es aufgrund der derzeitigen Lage in vielen Familien zu Anspannungen, Konflikten und im Extremfall auch zu mehr häuslicher Gewalt kommen werde. Um eine Konfliktlage einigermaßen zu beruhigen, hat der Landkreis Peine die Telefonzeiten in der Erziehungsberatungsstelle deutlich ausgeweitet. Die Berater am Telefon hören zu, ermutigen und geben Tipps, wie man in der jeweiligen Situation "die Wogen glätten" könnte. "Der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts und der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamts fahren im Notfall in die Wohnungen der Menschen, wenn sich eine gefährliche Situation nicht anders auflösen lässt", so Götting.

Auch in den anderen Regionen wurden "Eltern-Kind-Kita-Beratungen vor Ort" eingerichtet.

Konflikte vermeiden


Um Konflikte bereits im Vorfeld so gut wie möglich zu vermeiden, rät Götting, sich der extremen Zeit bewusst zu werden. Hier sei Nachsicht gefragt. Auch wenn man schnell gereizt ist, sollte auf die grundlegenden Dinge dennoch geachtet werden. Dazu zählen ausreichend Schlaf, gesundes Essen und tägliche Bewegung. Ebenso helfe eine geregelte Tagesstruktur, die für alle gelte. Darüber hinaus helfe es, jedem Mitglied in der Familie die Möglichkeit zum Rückzug zu bieten. Während einer in Extremsituationen die Nähe sucht, brauche der andere den Abstand, um mit der Situation umgehen zu können. Die Akzeptanz dieser Unterschiedlichkeit ist eine Hilfe bei der Konfliktbewältigung. "Wir raten den Eltern auch, immer wieder Gespräche mit den Kindern zu führen: Wie geht es euch in der Situation? Wie ist der Tag nun verlaufen, und was könnten wir noch besser machen?", erklärt Götting. Wichtig sei es, den Kindern Sicherheit zu vermitteln, so der Landkreis Wolfenbüttel. Regelmäßige Telefonate mit den sonst gewohnten Kontakten, wie Freunden oder Oma und Opa können helfen, hier eine Nähe herzustellen. Dies könne auch mit Video über das Smartphone geschehen.

Wichtig sei es in dieser Situation, die Kinder nicht vor dem Fernseher oder dem Rechner zu "parken", sondern ihnen eine sinnvolle Aufgabe zu geben. Gespräche in der Familie, gemeinsame Spiele, Geschichtenerzählungen der Eltern für die Kinder und andere Zeitvertreibe könnten auch das Gefühl der Familienzugehörigkeit fördern, so die Stadt Wolfsburg.

Wenn es gekracht hat - Hier gibt es Hilfe


Braunschweig:
Fachbereich Kinder, Jugend und Familie

Gifhorn:
Familienwegweiser des Landkreises Gifhorn

Goslar:
Allgemeinder SozialDienst des Landkreises Goslar

Helmstedt:
Beratungsstelle für Eltern und Jugendliche beim Landkreis Helmstedt

Peine:
bke Jugend- und Elternberatung

Salzgitter:
Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Stadt Salzgitter

Wolfenbüttel:
Das Familien und Kinder Servicebüro des Landkreises hat eine telefonische Sprechstunde für Familien eingerichtet.

Außerdem sei die Beratungsstelle unter der Hotline 05331 84 194 montags bis freitags zwischen 10:30 und 12:30 Uhr erreichbar.

Wolfsburg:
Für Eltern mit Kindern bis zu sechs Jahren steht das Team der "Eltern-Kind-Kita-Beratung vor Ort" montags bis freitags in der Zeit von 13 bis 15 Uhr und von 18 bis 20 Uhr unter Tel. (05361) 281573 zur Verfügung. Eltern können sich hierhin wenden, wenn sie Rat für den Umgang mit ihrem Kind in bestimmten Situationen brauchen oder um Tipps zu erhalten, wie sie die Zeit mit ihrem Kind gut verbringen können.

Zudem ist das Team "Erziehungsberatung" für zusammenlebende und getrennte Eltern, unabhängig vom Alter der Kinder, telefonisch erreichbar. Auch in der aktuellen Situation müssen manche Dinge aufgrund veränderter Bedingungen für die Übergangszeit neugestaltet und abgesprochen werden – das gilt auch und gerade für getrennte Eltern. Bei diesen und allen darüber hinaus gehenden Fragestellungen ist ein persönliches Telefonat montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr unter Tel. (05361) 281161 möglich. Davon abweichende Beratungszeiten können telefonisch vereinbart werden.


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