Farb-Spektakel am Salzgittersee: Betrugsvorwürfe nach Event-Absage

Im September sollte das Event "Color Obstacle Rush" in Salzgitter stattfinden. Doch wie in vielen anderen Städten in Deutschland und Österreich, wurde die Veranstaltung kurzfristig abgesagt oder sollte verschoben werden. Doch bis heute hat der Veranstalter weder die Ticketpreise zurückerstattet, noch einen Ersatztermin angesetzt.

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Das Event in Salzgitter wurde abgesagt. Bis heute gibt es weder eine Rückerstattung des Ticketpreises, noch einen Ersatztermin.
Das Event in Salzgitter wurde abgesagt. Bis heute gibt es weder eine Rückerstattung des Ticketpreises, noch einen Ersatztermin. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. In den letzten Monaten haben zahlreiche Teilnehmer des Events "Color Obstacle Rush" in Deutschland und Österreich eine herbe Enttäuschung erlebt. Mehrere geplante Veranstaltungen wurden kurzfristig abgesagt oder sollten verschoben werden. Doch bis heute hat der Veranstalter weder die Ticketpreise zurückerstattet, noch einen Ersatztermin angesetzt. Betroffen davon ist auch ein Event, das Ende September am Salzgittersee stattfinden sollte.



Das Event, das als eine Mischung aus Hindernislauf, Farbfestival und ausgelassener Atmosphäre beworben wurde, machte auch Kate Pommereit neugierig. Sie kaufte bereits im April fünf Tickets für sich und ihre Freundinnen für die Veranstaltung in Salzgitter und zahlte dafür insgesamt knapp 170 Euro. Man habe sich auf eine lustige und ausgelassne Veranstaltung gefreut, erzählt sie.

Kurzfristige Absage


Kate Pommereit hat fünf Tickets gekauft. Doch das Event fand nie statt. Auf den Kosten bleibt sie bis heute sitzen.
Kate Pommereit hat fünf Tickets gekauft. Doch das Event fand nie statt. Auf den Kosten bleibt sie bis heute sitzen. Foto: Rudolf Karliczek


Doch dann wurde das Event kurzfristig abgesagt. Als Grund, so erinnert sich die Wittmaranerin, wurden finanzielle Probleme des Ausrichters angegeben. Zunächst hieß es, es werde nach einem Ersatztermin gesucht. Irgendwann passierte gar nichts mehr. Als Kate Pommereit der Sache auf den Grund gehen wollte, habe sie nichts mehr gefunden. Die Homepage des Veranstalters existiert nicht mehr und auch sonst gab es nur wenig Kontaktmöglichkeiten. "Es war alles schnell gelöscht. Es gab keine E-Mail, keine Stornierung oder irgendwas. Wir haben nie wieder etwas von denen gehört", so Pommereit.


Nummer führt nach Finnland


Gemeinsam mit ihren Freunden habe sie dann selber recherchiert und versucht, Kontakt zum Veranstalter aufzunehmen. Doch E-Mails wurden unbefriedigend oder gar nicht beantwortet und Anrufe führten meist ganz und gar ins Leere. Auf den 170 Euro, die sie an den Veranstalter überwiesen hatte, blieb sie bis heute sitzen.


Die Suche im Internet nach den Verantwortlichen gestaltet sich schwierig. Doch stößt man immer wieder auf eine finnische Telefonnummer, obwohl der Unternehmenssitz mit Frankfurt am Main angegeben ist. Die Suche führt außerdem zu dem finnischen Unternehmen "Rush Factory Oyj", dem vier Tochtergesellschaften angehören. Darunter die VE Volkslauf Events GmbH.

Kritik an mangelnder Kommunikation


So wie Kate Pommereit geht es offenbar vielen Ticketinhabern. Nicht nur in Deutschland. Auch in Österreich ist der Frust groß. Denn hier hat der Veranstalter ebenfalls Events kurzfristig abgesagt oder auf unbekannte Zeit verschoben. Rückerstattung des Geldes: Fehlanzeige. Die Käufer äußern auf verschiedenen Bewertungs-Plattformen ihren Unmut über die mangelnde Kommunikation seitens des Veranstalters. Informationen zu den Absagen seien oft nur sehr kurzfristig bereitgestellt worden und die Klärung der Rückerstattungen gestaltet sich schwierig. Sie berichteten wie Kate Pommereit von unbeantworteten Anfrage, einer unklaren Informationslage und nicht gezahlten Rückerstattungen.

Ist der Veranstalter insolvent?


Auch die Verbraucherzentrale Niedersachsen und das Europäische Verbraucherzentrum Österreich haben sich mit dem Fall bereits beschäftigt. Im September berichtete die Verbraucherzentrale Niedersachsen, dass laut Veranstalter das Geld fehle, um das Event durchzuführen. Angeblich verzögere der Zahlungsdienstleister die Auszahlung der Ticketverkäufe um 120 Tage, was es unmöglich mache, die Veranstaltung zu organisieren und durchzuführen. Weiter berichtete die Verbraucherzentrale, dass auch eine Insolvenz nicht ausgeschlossen werden könne. Auf der - damals noch bestehenden - Website des Veranstalters habe es geheißen, dass „Experten die mögliche Liquidation“ der Gesellschaft prüfen würden.

Sollte die VE Volkslauf Events GmbH insolvent sein, könnten Betroffene am Insolvenzverfahren teilnehmen. In diesem Fall würde der Insolvenzverwalter bestimmen, wie viel Geld aus den Restmitteln in die Ticketerstattung fließt. Man müsste jedoch damit rechnen, nur einen Teil des Geldes oder gar nichts zurückzuerhalten, so die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Steckt eine Betrugsmasche dahinter?


Für Kate Pommereit ist das ganze eine riesige Abzocke und wurde ihrer Meinung nach sogar von vornherein absichtlich als Betrugsmasche abgewickelt. "Das ist doch kriminell. Denn das Ganze wurde ja offiziell abgesagt. Das heißt, die Leute werden damit erstmal vertröstet und warten darauf, wie es weitergeht. Wäre es nicht abgesagt worden und die Leute hätten hier gestanden, wäre das ein Mega-Presseaufmarsch gewesen und alle wäre publik geworden. So aber ist es still um das Ganze und alle warten. Aber es wird niemals was passieren, es wird kein Geld geben und das ist schon richtig kriminell."

Anzeige erstatten


Strafanzeige hat sie noch nicht gestellt. "Vielleicht mache ich das aber noch. Ich werden mal gucken, ob es schon Strafanzeigen gibt, in die ich mich einreihen kann. Das müssten ja eigentlich schon etliche Anzeigen sein", sagt sie.

Wie der Sprecher der Polizeiinspektion Salzgitter / Peine / Wolfenbüttel, Matthias Pintak, auf Nachfrage von regionalHeute.de erklärt, sei bei der Polizei Salzgitter in diesem Fall erst eine Anzeige eingegangen. Pintak rät aber, dass Betroffene Anzeige erstatten können. Das könne bei jeder Polizeidienststelle erfolgen oder über die Onlinewache der Polizei Niedersachsen.

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