Filmkritik: Cloud Atlas - Ein Staraufgebot schafft noch lange kein Meisterwerk

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| Foto: Veranstalter CineStar / X-Verleih (Warner)



Wir alle sind durch unser Wirken und Handeln von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zur Zukunft in Persona mit anderen verbunden. Mit dieser simplen und dennoch tief ergreifenden These beschäftigt sich der am Donnerstag in Deutschland angelaufene Kinofilm "Cloud Atlas", dessen Drehbuch auf dem Erfolgsroman "Der Wolkenatlas" von David Mitchells beruht. Tom Hanks, Halle Berry, Susan Sarandon, Hugh Grant, Jim Broadbent und Ben Whishaw sind die großen Namen, die in diesem Film sechs jeweils für sich stehende, jedoch untereinander verbundene, Geschichten in den Epochen zwischen 1849 und 2346 erzählen. Dabei ist es weder das Staraufgebot noch sind es die Geschichten oder gar die Handlung, die diesen Film zu etwas besonderem machen. Viel mehr ist es die Kunst der drei Star-Regisseure Andrew und Lana Wachowski (Matrix-Trilogie) sowie Tom Tykwer (Lola rennt, Das Parfum) die Darsteller fast unbemerkt über die Zeiten verteilt in unterschiedlichen Rollen zu zeigen, den Strang der Story wie einen roten Faden aufrecht zu erhalten, dadurch alles miteinander zu verbinden und am Ende dem Publikum doch das Gefühl zu geben sechs einzelne Filme, die alle für sich gestanden hätten, in einem Gesehen zu haben.

Das genau ist es dann aber auch: anspruchsvolle Filmkunst. Und wie bei jeder Kunst ist es die Frage, wie diese durch den Betrachter interpretiert und empfangen wird und gerade in diesem Fall, welche Erwartungshaltung der Kinogänger an diesen Film hat. Zwar wurden sämtliche Facetten wie Liebe, blutige Gewalt, Spannung und Comedy, die einen guten Film ausmachen können, abgedeckt, aber eben alle zusammen, was nur zu einer völligen Überfrachtung oder im schlimmsten Fall dem Wunsch nach mehr aus den einzelnen Segmenten führt. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen, wobei die aufgrund ihres Genres absolut fehlplatzierte Komödien-Geschichte zur Zeit der Gegenwart bei einem Verzicht zu mehr Gefahrenpotential der Langenweile geführt hätte. Zudem war es hier nicht zu verstehen, warum man sehr übertrieben bei einer Altenpflegerin auf eine männliche Besetzung im Frauenlook setzte. Was bei John Travolta als Mutter Edna in "Hairspray" noch lustig ist, wirkt hier eher für ein schmunzelndes Kopfschütteln. Aber möglicherweise sollte es auch ein politisches Statement der seit kurzem transsexuellen Regisseurin Lana (zuvor Laurence) Wachowski sein, welches dann jedoch nicht korrekt herausgearbeitet wurde.

Ganz im Gegenteil zur schauspielerischen Leistung der Darsteller, bei der sogar der sonst so einseitige Hugh Grant positiv hervorstach. Es muss schon ein gewaltiger Akt sein und bedarf einer Menge Talent sich innerhalb eines Filmes so wandlungsfähig und überzeugend in bis zu sechs Rollen zu begeben. Neben Tom Hanks, Halle Berry und Susan Sarandon, von denen man besondere Leistung erwartet, brillierte hier ganz besonders der britische Schauspieler Ben Whishaw, der derzeit auch in "James Bond - Skyfall" auf der Leinwand zu sehen ist. Whishaw erinnert von seiner Art her an den jungen Matt Damon - oder besser an den "talentierten Mr. Ripley".

Wenn man die Stimmung am Samstagabend im nahezu voll besetzen Kinosaal 5 im CineStar während des Films auf sich wirken lässt, so bekommt man definitiv das Gefühl, dass Cloud Atlas so wie er ist die Besucher anspricht. Von einer einsamen Stille, in der es keiner wagt raschelnd in seine Popcorn-Tüte zu greifen, über Lacher bis hin zu kullernden Tränen bei einem verzweifelten Liebesende sind auch diese Momente vertreten.

Schlussendlich bleibt es dabei: Dieser Film, der übrigens eine deutsche Produktion ist und von diversen deutschen Filmfonds gefördert wurde, ist etwas besonderes. Nur eben mit dem Begriff Meisterwerk wäre ich vorsichtig. Stellt es doch dann schnell die wahren Meisterwerke in Frage.

Stimmen der CineStar-Besucher zu Cloud Atlas


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Direkt nach der Samstagabend Vorstellung haben wir einige Kinobesucher nach ihrem Eindruck zum Film befragt.

Anja Lehmann hat Cloud Atlas mit ihrer 14jährigen Tochter Nadine besucht und zeigte sich regelrecht und wahrhaftig sprachlos. Der Film habe sie beeindruckt und führt sie zu Überlegungen inwiefern die Menschen tatsächlich wie dargestellt über die Epochen miteinander verbunden sind.

Marc hingegen bewertet die Umsetzung des Films und ist der Meinung, dass die Verknüpfung von Altem und Futuristischem nicht für jeden einfach zu verfolgen und zu verstehen ist. Dennoch sei der Film sein Eintrittsgeld mehr als wert gewesen.

Der 26jährige Alexander Heinemannzeigt sich zufrieden. Cloud Atlas wäre zwar ziemlich in den Zeiten hin und her gesprungen, dennoch habe er den Faden nie verloren. "Der Film war schlüssig. Nur länger hätte er nicht gehen dürfen", erzählt er.


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