Leiferde. Sie sehen mit den Ohren, schlafen mit dem Kopf nach unten hängend und rasen mit bis zu 880 Herzschlägen pro Minute durch die Dunkelheit: Fledermäuse gehören nicht nur wegen dieser Eigenschaften zu den faszinierendsten heimischen Tieren. Während der Internationalen Batnight können die wendigen Insektenjäger aus der Nachbarschaft unmittelbar erlebt werden. Auch wenn die große Hauptveranstaltung, die jedes Jahr vom NABU organisiert wird, in diesem Jahr coronabedingt ausfallen muss, gibt es rund um das letzte Augustwochenende (29. und 30. August 2020) trotzdem viele kleinere Fledermausfeste, Wanderungen und Exkursionen und anderes vom NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde und dem Umweltbildungszentrum NABU Gut Sunder. Auch auf Veranstaltungen und Exkursionen vieler NABU-Gruppen können Groß und Klein am Batnight-Wochenende einiges über die Lebensweise der Tiere erfahren. Wegen der Coronabestimmungen sind die Teilnehmerzahlen begrenzt und Anmeldungen zwingend erforderlich. Dies teilt der NABU in einer Pressemitteilung mit.
„Die alljährliche Fledermausnacht soll auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam machen. Hauptursache für die Gefährdung der heimischen Fledermausarten ist der Verlust von geeigneten Lebensräumen“, so Ralf Berkhan, NABU-Fledermausexperte. Alte Baumbestände, die in ihren Höhlen und Ritzen vielfältigen Unterschlupf gewähren, würden zunehmend verschwinden. Ritzen, Fugen und Spalten, die durch die Modernisierung von Fassaden und Dächern verloren gehen, sollten durch frühzeitig geplante Ersatzmaßnahmen an gleicher Stelle ausgeglichen werden. So sehe es auch das Bundesnaturschutzgesetz vor. Zudem verringere der erhöhte Einsatz von Pestiziden den Bestand an Nachtfaltern und anderen Insekten als Nahrungsmittel für Fledermäuse oder vergifte die Tiere über die Nahrungskette selbst.
Von den 25 in Deutschland vorkommenden Arten würden 19 auch in Niedersachsen leben. Sämtliche Fledermausarten seien nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Trotzdem seien viele Arten durch die genannten Gründe immer noch stark gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht. Eine neue Bedrohung sei zudem die starke Hitze in den Sommermonaten. Aufgrund der generellen Wohnungsnot könnten die Tiere nicht auf geeignetere Quartiere ausweichen und viele Jungtiere sterben den Hitzetod noch bevor sie flügge werden.
So kann man helfen
Wo Wohnungsmangel herrscht, könne Abhilfe geschaffen werden. „Künstliche Quartiere wie Fledermausbretter oder Flachkästen an Giebelwänden sowie Höhlenkästen werden von den Tieren gerne angenommen“, sagt Ralf Berkhan. „Viele Kästen kann man aber auch an Bäumen anbringen (dabei immer auf die richtigen Nägel achten!). Geeignete Fledermauskästen gibt es im Fachhandel – oder man baut sie einfach selbst. Bauanleitungen auch für größere Quartiere, zum Beispiel auf dem heimischen Dachboden, können beim NABU Niedersachsen per E-Mail angefordert werden. Vor allem aber sollte auch bei Sanierungsmaßnahmen Rücksicht auf die Fledermäuse genommen und Schlupflöcher für die Tiere belassen werden. Viele Handwerksbetriebe kennen sich mit diesem Thema mittlerweile aus und setzen die erforderlichen Maßnahmen fachmännisch um.“
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