Brüssel. Kurz vor dem Sabotageangriff auf die Nord-Stream-Gaspipelines hat ein Forscherteam das Europaparlament vor Missständen beim Schutz kritischer Infrastrukturen unter Wasser gewarnt. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Die EU würde in diesem Bereich hinterherhinken, schreiben die Wissenschaftler in der Studie, die sie im Auftrag des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung des EU-Parlaments verfasst hatten. Ein Hauptgrund sei, dass die Mitgliedsländer das Thema unterschiedlich ernst nähmen. In Frankreich oder Portugal ein Schlüsselthema bei der Militärplanung, liege es in anderen Ländern wie etwa Dänemark oft in Händen der Privatwirtschaft. Zwar tauchten Kabel- und andere Meeres-Infrastrukturen immer wieder in EU-Strategien auf, kritisieren die Autoren der Studie - aber es gebe kaum Maßnahmen oder Programme, die das Thema direkt angehen.
Kleinere Schäden an kritischer Infrastruktur, darunter vor allem Datenkabel, könne man zwar auch in Europa in den Griff bekommen. Es gebe aber eine größere Anzahl sehr verwundbarer Stellen - und gleich mehrere Staaten mit der Fähigkeit und möglicherweise auch der Absicht, das EU-Datennetz anzugreifen. Als mögliche Waffen für Angriffe auf Unterwasser-Infrastruktur werden militärische Minen oder maritime improvisierte Sprengladungen (MIEDs) genannt. Der Bericht, der Anfang Juni erschienen ist, widmet nur zwei möglichen Gegnern eigene ausführlichere Betrachtungen: Russland und China.
Schon seit 2015 beobachte die NATO verstärkte russische U-Boot-Aktivitäten nahe wichtiger Kabelrouten, heißt es. Russland zeige offenkundig ein gesteigertes Interesse an der Unterwasser-Infrastruktur von NATO-Staaten, wird ein ranghoher Militär der Allianz zitiert.
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