Braunschweig. Trotz moderner Immuntherapien und vorhandener Medikamente entwickeln Patienten mit Lungenkrebs oft eine Resistenz gegen die Behandlungen. Um diese Lücke zu schließen, hat ein internationales Team, unter Beteiligung von Thekla Cordes, Professorin für Cell Metabolism an der Technischen Universität Braunschweig am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie (BRICS) und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) potenzielle Ansatzpunkte für Krebstherapien erkundet. Darüber berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung.
In ihrer Forschung entdeckte das interdisziplinäre Team, in dem auch Forscher vom Salk Institute for Biological Studies (USA) und von der Yale University School (USA) vertreten sind, dass das Lungen-Adenokarzinom einen raffinierten Mechanismus nutzt, um das Wachstum von Krebszellen zu fördern. Dabei werden Immunzellen im Lungengewebe ausgenutzt und in ihre Dienste gestellt.
Immunzellen werden vom Krebs umprogrammiert
Normalerweise sind diese Immunzellen, die sogenannten Makrophagen, für die Entfernung von Krankheitserregern bei Infektionen zuständig. Diese Makrophagen werden jedoch von den Krebszellen manipuliert und so umprogrammiert, dass sie Krebszellen als Treibstofflieferanten dienen. Dieser Treibstoff besteht insbesondere aus Lipiden, die für das Wachstum von Krebszellen notwendig sind.
Thekla Cordes, eine der beteiligten Forscherinnen, konnte durch den Einsatz von Massenspektrometrie und Tracing-Experimenten veranschaulichen, wie der Metabolismus von Alveolarmakrophagen bei Lungenkrebs beeinflusst ist und betont die Bedeutung dieser Entdeckung: "Das Team hat einen innovativen Ansatz entdeckt, durch den Lungenkrebszellen aktiv ihre lokale Umgebung und den Metabolismus von Immunzellen manipulieren. Dadurch stimulieren die Krebszellen ihr eigenes Wachstum. Die Tumorzellen verwenden diese egoistischen Hijacking-Mechanismen, die wir in Zukunft mit wirksamen Krebstherapien beeinflussen könnten."
Kann Jahre dauern
Trotzdem warnt Prof. Thekla Cordes vor überzogenen Erwartungen. "Der Weg von einem wirksamen Mechanismus zu einer Therapie oder einem Wirkstoff ist ein sehr langer. Viele weitere Untersuchungen sind noch notwendig. Man kann davon ausgehen, dass solche Entwicklungsprozesse mehrere Jahre andauern und keine Aussage getroffen werden kann, ob und wann eine Therapie oder ein Wirkstoff zugelassen und auf dem Markt verfügbar sein wird.“
Die Forschungsergebnisse wurden im Forschungsmagazin „Cancer Discovery“ veröffentlicht.
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