Frauen zeigen Sexualdelikte nur selten an

von Robert Braumann


Symbolbild: A. Donner
Symbolbild: A. Donner | Foto: Anke Donner



Hannover. Es ist eine Studie die aufhorchen lässt: Laut der zweiten Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen, zeigen Frauen nur in den seltensten Fällen Sexualdelikte an. Durch die Befragung ergibt sich, dass nur rund 5,9 Prozent dieser Straftaten angezeigt werden. 

Der NDR zitiert LKA-Präsident Uwe Kolmey wie folgt:. "Das ist bemerkenswert und deutet auf eine Bagatellisierung bei den Opfern hin." Knapp 1,5 Prozent der 40.000 Befragten hatten angegeben, Opfer von sexuellen Übergriffen geworden zu sein. Laut Studie kam es zu 1484 Sexualdelikte. Auf Basis der Dunkelfeldstudie  ereigneten sich hochgerechnet jedoch 21.200 Taten. Innenminister Boris Pistorius bedauerte laut NDR-Bericht diese Entwicklung. Es mache den Eindruck, als würden betroffene Frauen diese Dinge oftmals ertragen oder selbst als nicht so schwerwiegend einordnen, dass sei alarmierend. Er sagte, die Ergebnisse der Befragung belegten, wie wichtig die Stärkung des Schutzes und der Unterstützung von Opfern ist. Minister Pistorius: "Viele Menschen nehmen durch ihre Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden oder sogar weil sie schon Opfer wurden, immense Einschränkungen in Kauf. Insbesondere Frauen meiden bestimmte Straßen oder Plätze, fahren abends und nachts nicht mehr Bus oder Bahn oder gehen nicht mehr aus. Hier müssen wir ansetzen, unter anderem auch dadurch, dass das Vertrauen in die Arbeit der Polizei noch weiter steigt."

Anschuldigungen befürchtet


Sigrid Korfhage, pro familia Braunschweig, vermutet, dass viele Betroffene sich wünschen würden, dass so wenig Menschen wie möglich von einem Vorfall Kenntnis hätten:  "Die Frauen, die sich an uns wenden (eventuell auch weil sie vergewaltigt und schwanger geworden sind) möchten, dass so wenig Menschen wie möglich davon erfahren, was ihnen widerfahren ist. Sie befürchten Anschuldigungen und Unverständnis von Freunden und Angehörigen. Eine Anzeige zu erstatten, stellt in ihren Augen zuviel Öffentlichkeit dar. Sie befürchten, sich rechtfertigen und ihre eigene Unschuld beweisen zu müssen.Häufig fühlen sie sich auch mitschuldig (ohne faktisch schuld zu sein). Die Angst, eine detaillierte Beschreibung der Tat bei der Polizei abgeben zu müssen, hält sie auch von einer Anzeige ab, vor allem auch weil sie nicht wissen, wer dort ihr Gesprächspartner sein wird." Nur vereinzelt hätte pro familia in Braunschweig mit solchen Fällen zu tun. Sie rät betroffenen Frauen sich  bei der Frauenberatungsstelle in der Hamburger Straße zu melden oder die Frauen- und Mädchenberatungsstelle bei sexueller Gewalt in der Münzstraße aufzusuchen. 



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