Region. Da rieben sich selbst erfahrene Vogelkundler die Augen, als in den 60er-Jahren im Süden Großbritanniens immer öfter eine Zugvogelart mitten im Winter auftauchte, die eigentlich bereits im sonnigen Süden des Mittelmeerraumes oder Afrikas hätte sein sollen. Und auch hier bei uns entdecken vogelbegeisterte Menschen zwischen Borkum und Harz ebenjenen Vogel am Heiligen Abend oder an Silvester am Futterplatz auf dem Balkon oder im Garten – die Mönchsgrasmücke. Denn die Mönchsgrasmücke stellt ihr Zugverhalten um – wie sehr, wird sich auf lange Zeit zeigen müssen. Der NABU Niedersachsen möchte deshalb über diese Vogelart informieren sowie Tipps zur Beobachtung geben – gerade zur bundesweiten Vogelzählung von NABU und LBV, der „Stunde der Wintervögel“ vom 8. bis 10. Januar. Dies teilt der NABU in einer Pressemitteilung mit.
„Wir möchten Anregungen geben, den Garten oder Kleingarten, den Schulhof oder die Ränder von Sportanlagen, Gewerbe- und Industriegebieten ein klein wenig ‚mönchsgrasmückenfreundlicher‘ zu machen“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen.
Seinen Namen habe der etwa spatzengroße Vogel vermutlich durch seine charakteristische Kappe – man spricht von einer Feder-Kopfplatte – erhalten, die an den traditionellen Haarschnitt von Mönchen erinnert. Während sie beim Männchen schwarz ausgefärbt ist, sei sie beim Weibchen klar rostbraun zu erkennen, wie auch zunächst bei Jungvögeln. Und der kleine Vogel habe es in sich: „Er kann wohl als Gradmesser für dynamische Veränderungen in der Vogelwelt gesehen werden, auch für den Klimawandel, der sich langfristig auf das Zuggeschehen auswirkt“, vermutet Rüdiger Wohlers. Denn immer öfter würden Mönchsgrasmücken nur noch sehr kurze Strecken ziehen oder bleiben ganz vor Ort, sodass sie selbst in Schneewintern in Dörfern und Städten angetroffen werden können, wenn auch nicht in großer Zahl. „Was vor gut sechzig Jahren in Großbritannien begann, wo Mönchsgrasmücken dank der milden Winter bereits damals hinzogen, statt in den Mittelmeerraum zu fliegen, setzt sich bei uns fort“, erläutert der Naturschützer.
Klimawandel ändert Verhalten
Vermutlich spiele auch die jenseits des Ärmelkanals sehr verbreitete und intensive Fütterung eine Rolle. Aber klar sei: Der Klimawandel ist präsent – und lasse auch hierzulande Arten wie die Mönchsgrasmücke ihr Verhalten ändern. „Deshalb sind wir sehr gespannt auf die Zählergebnisse der nächsten ‚Stunde der Wintervögel‘ im Januar: In wie vielen Gärten, auf wie vielen Balkonen Niedersachsens wird die Mönchsgrasmücke zu sehen sein?“, ruft der NABU-Mitarbeiter auf, sich an der größten Naturschutz-Mitmachaktion Deutschlands zu beteiligen.
„Wer etwas für die Mönchsgrasmücke im eigenen Garten oder darüber hinaus tun möchte, sollte wissen, dass sie stets recht bodennah brütet, am liebsten in alledem, was wir mit ‚Gestrüpp‘ bezeichnen würden – also etwa hinter dichten Brombeerranken oder Schlehenästen, in dichtem Geäst von Hecken oder Strauchinseln, sowohl in lichten Wäldern als auch im Siedlungsraum“, so Rüdiger Wohlers. Die Bodennähe werde ihnen dabei oft zum Verhängnis, weil es Katzen und andere Beutegreifer leicht hätten, die Nester aufzuspüren. „Aber auch hier zeigt sich: Je vielfältiger ein naturnaher Garten ist, je mehr heimische Heckensträucher und auch Bodenvegetation unter Hecken und an Heckenrändern vorhanden ist, desto größer sind die Bruterfolge“, bekräftigt der Naturschutz-Praktiker.
Heimische Hecken und Sträucher
Auch die Förderung der Nahrungsquellen für Mönchsgrasmücken und Co. würden dazu gehören: Heimische Stauden, wilde Ecken, eine kleine Wiese, Bäume und Sträucher würden Insekten fördern, die einen wesentlichen Teil der Nahrung ausmachen. Mönchsgrasmücken würden aber auch pflanzliche Nahrung nicht verschmähen, was ihnen gegenüber anderen Vogelarten durchaus einen Vorteil verschaffe: „So stehen etwa auch Beeren oder gar Früchte auf dem Speisezettel! Daher können Beerensträucher, Holunder, Wildapfel und Wildbirne in einem solchen Garten sehr willkommene Elemente nicht nur für die Mönchsgrasmücke sein“, empfiehlt Wohlers.
Mönchsgrasmücken würden in der Regel einmal jährlich brüten, in nahrungsreichen und witterungsmäßig guten Jahren auch ein zweites Mal.
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