Galeria Karstadt: Häuser in Braunschweig und Goslar schließen noch dieses Jahr

Am heutigen Freitag sei das Urteil für die Schließung gefällt worden. Für die Gewerkschaft ver.di sei die Entscheidung nicht nachvollziehbar.

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Karstadt in Goslar und Galeria Kaufhof in Braunschweig schließen, frühestens am zum 1. Oktober.
Karstadt in Goslar und Galeria Kaufhof in Braunschweig schließen, frühestens am zum 1. Oktober. | Foto: Alexander Dontscheff

Goslar / Braunschweig. Die Karstadt-Filialen in Goslar und Braunschweig werden geschlossen. Dies könnte frühestens zum 1. Oktober geschehen, so Gewerkschaftssekretär Eberhard Buschbom-Helmke von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im Gespräch mit regionalHeute.de.


Wie viele Mitarbeiter es genau trifft, lasse sich schwer beziffern. Zu den Beschäftigten in den Warenhäusern selbst kommen externe Dienstleister, die Restaurants und in den Häusern ansässige Gewerbe. Die Gewerkschaft gehe grob von etwa 200 Beschäftigten an beiden Standorten aus, die noch dieses Jahr ihren Job verlieren werden. Seit 12 Uhr laufen die Telefonkonferenzen zwischen den Betriebsräten und den Geschäftsleitern. Um 14 Uhr wurden die Entscheidungsgründe den Beschäftigten mitgeteilt.

Auch wenn es nicht zwingend auf alle Warenhäuser übertragbar sei, so konstatiert Buschbom-Helmke: "Alle Häuser, die am heutigen Freitag nach 14 Uhr nicht mehr öffnen, sind Schließungshäuser."

"In Goslar reißt man dem Einzelhandel in der Innenstadt das Herz raus."

- Eberhard Buschbom-Helmke, Gewerkschaftssekretär bei ver.di



Das Aus für 62 Filialen


Deutschlandweit sollen etwa 62 Filialen geschlossen werden. Das ist etwa ein Drittel der rund 172 Filialen. Für ver.di immerhin schonmal ein Erfolg, denn ursprünglich standen ganze 80 Filialen vor der Schließung. Weder für Goslar, noch für Braunschweig sei die Entscheidung nach Ansicht von Eberhard Buschbom-Helmke irgendwie vermittelbar: "In Goslar reißt man dem Einzelhandel in der Innenstadt das Herz raus. Dieses Haus ist auf der direkten Linie vom Bahnhof zur Innenstadt der Ankerplatz für den gesamten Einzelhandel. Was man hier macht, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Karstadt in Goslar hat immer schwarze Zahlen geschrieben. Dieses Haus hätte immer ein Bestandsrecht gehabt, allein wegen der Altersstruktur in der Region."

In Braunschweig sehe die Sache nicht anders aus. "Die Filiale in Braunschweig hat alle Irrungen und Wirrungen der letzten 20 Jahre überlebt. Und man hätte dieses Warenhaus mit relativ wenigen Mitteln auch für die nächsten zehn Jahre gut ausrichten können." Über die Gründe für die anstehenden Schließungen könne man aktuell nur spekulieren, ver.di gehe jedoch davon aus, dass steigende Mieten für Gewerbeimmobilien eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Ein Schlag ins Gesicht


„Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen!“ So kommentiert Landesfachbereichsleiterin Sabine Gatz für die ver.di die heute angekündigten Schließungen in einer Pressemitteilung. Nach mehr als 16 Jahren der Sanierung und des damit verbundenen Gehaltsverzichts stünden in ganz Niedersachsen die Existenzen von mehr als 350 Beschäftigten auf dem Spiel. "Wir werden alles tun, um den betroffenen Beschäftigten in dieser Situation zu helfen", kündigte Gatz an.

Zum Jahreswechsel 2020 hatten die Karstadt Warenhaus GmbH und die Galeria Kaufhof GmbH mit Hilfe eines Integrationstarifvertrags und den damit verbunden finanziellen Beiträgen durch die Beschäftigten fusioniert. Im April dieses Jahres, nicht nur bedingt durch die Corona-Pandemie, hatte die Konzernleitung des angeschlagenen Warenhauskonzernes das sogenannte Schutzschirmverfahren beantragt. „Die Mitglieder der ver.di Bundestarifkommission und die Betriebsräte haben seitdem nichts unversucht gelassen, den Super-GAU doch noch zu verhindern“, weiß Gatz.

Zukunftskonzept blieb Zukunftsmusik


„Die Fehler sind hausgemacht, und die Corona-Krise war letztlich nur der Brandbeschleuniger“, kritisiert sie. Management um Management habe sich die Klinke in die Hand gegeben. Das durch die ver.di-Bundestarifkommission und die Betriebsräte geforderte Zukunftskonzept für den Verbleib der restlichen Warenhäuser liege immer noch nicht vor. „Und schon wieder zahlen die alleinerziehende Verkäuferin und der Familienvater mit ihren geringen Einkommen für die Fehler des Managements!“, so die Gewerkschafterin.

Jede Chance nutzen


Man nehme auch die Politik in die Verantwortung. „Es muss jetzt schnell und unbürokratisch ein Konzept erarbeitet werden, wie es an den verbleibenden Standorten weitergehen soll“, fordert er und betont dabei ausdrücklich, dass dies zusammen mit den Beschäftigten geschehen müsse und nicht über deren Köpfe hinweg! „Jede Chance der Weiterbeschäftigung oder Unterbringung in einer der verbliebenen Filialen sollte genutzt werden“ so Gatz weiter.

Gatz kündigte Unterstützung für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen an. ver.di werde mit Infoveranstaltungen und telefonischer Rechtsberatung versuchen, alle Fragen zu beantworten und für eine soziale Abfederung der Arbeitsplatzverluste kämpfen.


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