Gefahr für deutsche Exporte: Strafzölle und Unsicherheiten unter Trump

Trumps zweite Amtszeit bringt für Deutschlands Wirtschaft neue Risiken: Strafzölle und unberechenbare Entscheidungen könnten Exportmärkte massiv belasten.

von


Donald Trump und Olaf Scholz (Archiv)
Donald Trump und Olaf Scholz (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Niedersachsen. Zwei Tage nach der Vereidigung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten für seine zweite Amtszeit wächst in Deutschland die Sorge um wirtschaftliche Folgen seiner Handelspolitik. Besonders Niedersachsen, dessen Wirtschaft stark vom Export abhängt, blickt mit Skepsis auf die möglichen Auswirkungen neuer Strafzölle und wirtschaftspolitischer Entscheidungen aus Washington.



Laut dem Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) exportierte das Bundesland zwischen Januar und Oktober 2024 Waren im Wert von 6,2 Milliarden Euro in die USA – rund 7,2 Prozent aller Exporte. Besonders betroffen wären dabei die Hersteller von Wasserfahrzeugen, da 60,4 Prozent aller exportierten Schiffe in die Vereinigten Staaten geliefert werden. Auch der Automobilsektor könnte unter Druck geraten, obwohl nur 6,6 Prozent der aus Niedersachsen exportierten Personenkraftwagen und Wohnmobile in die USA gehen.

Unsicherheit durch Trumps Handelspolitik


Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, warnt vor erheblichen Unsicherheiten und potenziellen Wachstumseinbußen. „Nicht alle Ankündigungen Trumps werden eins zu eins umgesetzt, aber seine Forderungen sind oft unberechenbar. Man sollte immer mit dem Schlimmsten rechnen, ohne sich einschüchtern zu lassen“, sagte Schnitzer der „Rheinischen Post“. Sollte Trump seine im Wahlkampf angedrohten Zölle auf europäische Waren durchsetzen, würde dies den deutschen Export in die USA erheblich erschweren.

Herausforderungen für die Automobilindustrie


Die Automobilindustrie, eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft, könnte besonders betroffen sein. Unternehmen wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz exportieren nicht nur Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten, sondern betreiben dort auch Produktionsstätten. Strafzölle könnten sie dazu zwingen, die Produktion weiter in die USA zu verlagern, was langfristig Arbeitsplätze in Deutschland gefährden würde. „Einige Unternehmen könnten zwar ausweichen, indem sie mehr vor Ort produzieren, aber das wäre ein herber Schlag für die heimische Industrie“, so Schnitzer.

Steigende Verteidigungsausgaben belasten den Haushalt


Neben den Auswirkungen auf den Handel drohen auch Belastungen durch steigende Verteidigungsausgaben. Trump hat erneut betont, dass europäische NATO-Staaten mehr zur gemeinsamen Verteidigung beitragen sollen. „Schon die Steigerung auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts wird ab 2028 schwierig zu finanzieren sein“, erklärte Schnitzer. Zusätzliche Ausgaben würden den Bundeshaushalt weiter belasten und massive Einsparungen in anderen Bereichen erforderlich machen.

Niedersachsens Wirtschaft steht vor Herausforderungen


Für Niedersachsen, das stark von Exporten abhängt, könnten Trumps Handelspolitik und die geopolitischen Entwicklungen einschneidende Folgen haben. Wasserfahrzeuge und Fahrzeuge stellen zusammen fast 35 Prozent der Exporte in die USA. Sollte sich der amerikanische Markt verschließen, stünde die regionale Wirtschaft vor der Herausforderung, alternative Absatzmärkte zu finden.

Ob Trump seine angedrohten Zölle umsetzt oder sie lediglich als Drohmittel einsetzt, bleibt abzuwarten. Es bleibt jedoch zu befürchten, dass seine Politik neue Unsicherheiten für Deutschland und Europa mit sich bringt. Die deutsche Wirtschaft, insbesondere in exportstarken Regionen wie Niedersachsen, stünde damit vor noch herausfordernderen Zeiten.

Themen zu diesem Artikel


VW